Ein zerfurchter Weg 4 min
Die Furchen auf dem Weg zum Elshof waren zum Teil anderthalb Meter tief. Mehr zum Streit um die Sanierung der Zufahrt im Audio. Bildrechte: Kristin Siepold
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MDR SACHSEN-ANHALT Do 01.08.2024 15:56Uhr 04:14 min

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Landkreis Stendal Streit um unpassierbaren Weg zum Elshof beigelegt

03. August 2024, 05:00 Uhr

Eine junge Familie in Nierow im Elb-Havel-Winkel ist eine ihrer größten Sorgen losgeworden: Der Weg zu ihrem Landhof, dem Elshof, war mehr als ein Jahr lang bei Regen kaum zu befahren. Nach etlichen Querelen sind die teilweise bis zu anderthalb Meter tiefen Rillen und Löcher jetzt gestopft worden.

Im Februar hatten Kristin Siepold, Bewohnerin des Elshofs, und Nierows Bürgermeister Jörg Wartke verzweifelt MDR SACHSEN-ANHALT um Hilfe gebeten: Holzlaster hatten den durch den anhaltenden Regen aufgeweichten Weg zum Elshof regelrecht zerfurcht, die Fahrrillen waren teilweise bis zu anderthalb Meter tief.

Post und Paketdienste, Müllabfuhr, der Tierarzt und sogar Rettungskräfte weigerten sich, unter diesen Umständen den Elshof anzufahren. Die Bewohner – Kristin und ihr Lebensgefährte – bewältigten die mehrere hundert Meter lange Strecke nur mit dem Geländewagen – und selbst mit dem blieben sie teilweise stecken.

Geschützte Sandkäfer verhinderten schnelle Lösung

Die Auskünfte der Ämter aber brachten die Betroffenen, und dazu zählt sich auch Bürgermeister Jörg Wartke, nicht weiter. Im Kreis-Umweltamt sprach ein Mitarbeiter damals von einem unter Schutz stehenden Sandkäfer, dessen Lebensraum zerstört würde, würde man die Fahrrillen zuschütten. Der Leiter des Amtes indes, Stefan Feder, gab im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT seine Zustimmung, dass der Weg mit zertifiziertem Füllmaterial begradigt werden könne.

Diese Mitteilung hätte er auch an die Verbandsgemeinde Schönhausen weitergereicht. Dort aber zeigte man sich auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT ahnungslos. Eine derartige Freigabe durch das Kreis-Umweltamt läge in der Verwaltung nicht vor. Man hätte beim Kreis die Auskunft erhalten, das geplante Füllmaterial müsse auf seine Bio-Zertifizierung hin von einem Fachlabor überprüft werden.

Nierows Bürgermeister Wartke indes erhielt vor kurzem auf nochmalige Nachfrage und nach eigenem Bekunden die Antwort, die Verbandsgemeinde hätte die Genehmigung für das Planieren des Wegs an die Gemeinde geschickt. Im archivierten Schriftverkehr war jedoch nichts zu finden. Bürgermeister Wartke kritisiert denn auch bei MDR SACHSEN-ANHALT, dass "die Kommunikation mit der Verwaltung gleich null" sei.

Ein zerfurchter Weg wird zugeschüttet.
Der Weg wird nun mit Bio-Recycling-Schutt saniert. Bildrechte: Kristin Siepold

Furchen endlich mit Bio-Schutt gefüllt

Am Montag dieser Woche nun sind Baufahrzeuge mit etwa 60 Tonnen Bio-Recycling-Schutt in Nierow angerückt und haben das Material in den ausgefahrenen Weg eingebracht. Große Erleichterung herrscht seitdem auf dem Elshof: Kristin Siepold ist schwanger, soll Anfang Oktober ihr Kind bekommen und war bis dato in Sorge, ob der Rettungswagen sie dann auch tatsächlich ins Krankenhaus bringen könnte.

Die junge Frau hat zwischenzeitlich auch ihren dementen Vater bei sich aufgenommen. Der Pflegedienst für ihn hatte sich zeitweise geweigert, den Elshof anzufahren, auch seine Fahrzeuge waren den tiefen Rillen nicht gewachsen. Nach dem Begradigen der Strecke ist auch diese Sorge erst einmal vom Tisch.

Möglicherweise erfüllt sich jetzt auch Kristin Siepolds zweiter Lebenstraum: Auf dem Elshof steht neben dem alten Gutshaus ein modernes Gästehaus. Die Zimmer hätte die Inhaberin längst für gutes Geld vermieten können. So zeigte zum Beispiel die Bundeswehr Interesse, die ukrainischen Offiziere, die zur Ausbildung im nahen Klietz zu Gast sind, dort unterzubringen. Doch als die Verantwortlichen im Winter den Weg in Richtung Elshof sahen, winkten sie ab.

Der Elshof
Der Elshof hat neben dem alten Gutshaus auch ein modernes Gästehaus. Bildrechte: MDR/Katharina Häckl

Ein freier sozialer Träger wollte Kindern und Jugendlichen auf dem Elshof eine Freizeit anbieten, sah wegen des zerfurchten Wegs aber deren Versorgung in Gefahr und sagte ab. Mit einer ordentlichen Zufahrt, wie sie jetzt zum Elshof führt, könnte der Traum vom Wohnen und Arbeiten auf eigenem Grundstück für Kristin Siepold also doch noch in Erfüllung gehen.

Absprache mit Zellstoffwerk Arneburg

Wegen ihrer Erfahrungen der vergangenen Monate aber bleibt sie skeptisch. Ob das Füllmaterial den nächsten längeren Regen aushält? Zumindest soll es künftig mit dem Zellstoffwerk Arneburg genauere Absprachen geben, was die Holzernte und den Abtransport der Stämme aus dem Wäldchen am Elshof betrifft. Die schweren Holzlaster nämlich waren es, die im Winter dem Weg den Garaus gemacht hatten.

MDR (Katharina Häckl, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. August 2024 | 07:20 Uhr

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