WC-Häuschen geschlossen Öffentliche Toiletten in Salzwedel: Aus wenigen werden noch weniger
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12. Juni 2024, 17:39 Uhr
Die Stadt Salzwedel schließt ihre öffentliche Toilette im Burggarten. Aus ohnehin schon wenigen WC-Optionen in der Stadt werden noch weniger. Unter der Zerstörungswut einzelner müssen jetzt andere leiden: Denn das Häuschen wurde immer wieder von Unbekannten beschädigt. Die Stadt will die Kosten für die Reparatur nicht länger tragen. Ein Dauerzustand soll das aber nicht sein.
- Die Stadt Salzwedel hat ihre öffentliche Toilette im Burggarten vorerst geschlossen.
- Grund ist, dass das WC-Häuschen immer wieder beschädigt worden ist.
- Aus ohnehin schon wenigen öffentlichen Toiletten werden nun noch weniger. Von der Behindertenbeauftragten der Stadt kommt deutliche Kritik.
Die Stadt Salzwedel musste in den vergangenen Jahren immer wieder Gelder in die öffentliche Toilette im Burggarten stecken. Dabei wurde das Häuschen vor gerade einmal fünf Jahren für 68.000 Euro saniert. Doch anhaltender Vandalismus machte die Bemühungen schnell zunichte.
So wurden die Münzautomaten erst vor Kurzem für rund 900 Euro erneuert. Mit der Investition habe sich die Stadt erhofft, für die Zukunft und gegen Versuche, sie aufzubrechen, gewappnet zu sein. Das scheint jedoch weniger gut funktioniert zu haben. Denn Unbekannte haben mittels Akkuschrauber versucht, diese aufzubohren und die Kästen dabei schwer beschädigt. Das war für die Stadt nun Anlass genug, das WC zu schließen. Geöffnet werden soll es nur noch zu größeren Festen.
Salzwedel muss Reparaturen zahlen – und sieht Bürger in der Verantwortung
In einer Rede im Stadtrat erklärte Bürgermeister Olaf Meining (parteilos), dass seit Wochen immer wieder versucht werde, die Münzautomaten aufzubrechen. Dadurch habe sich für die Verwaltung die Frage gestellt: Immer weiter investieren, weiterhin Reparaturkosten einplanen, ohne dass eine Besserung in Sicht ist? Oder das WC-Häuschen schließen, damit aber gleichzeitig ein wichtiges Angebot für die Bürger einstellen?
Mein Aufruf gilt allen, die etwas beobachten: Melden Sie es!
Eben diese sieht Meining allerdings genauso in der Verantwortung. Es liege nicht nur an der Stadt, welche Angebote in welchen Umfang möglich sind. "Es liegt in der Hand derjenigen, die meinen, Dinge zu zerstören, zu besprühen, zu beschmutzen", sagte Meining, "Es ist eure, es ist unsere Verantwortung. Und mein Aufruf gilt allen, die etwas beobachten: Melden Sie es!" Denn Handlungen wie das Aufbohren der Automaten seien kein "Dummer-Jungen-Streich", sondern kriminell.
Kokeln, Schmierereien, Tritte gegen Türen
Das ist aber offenbar nicht das Einzige, was sich auf der Toilette abgespielt hat. Auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT erklärte Stadtsprecher Andreas Köhler, dass dort regelmäßig gekokelt, Aufkleber und Schmierereien hinterlassen, gegen Türen und Armaturen getreten werde. Fast jede Woche sei es zu Vorfällen gekommen. "Wir sind bemüht, eine öffentliche Toilette anzubieten, aber sie kann sich nicht selbst überlassen werden, es müsste immer jemand vor Ort sein. Und das finde ich sehr traurig", sagte der Pressesprecher.
Mit dem Wegfall des WC-Häuschen im Burggarten bleibt in Salzwedel nur noch eine öffentliche Toilette in der Innenstadt. Unter der Woche ist auch die Toilette im Bürgercenter geöffnet. Nach Feierabend oder an Wochenenden besteht diese Möglichkeit jedoch nicht.
Stadt will langfristige Lösung finden
Das stößt vor allem der Behindertenbeauftragten von Salzwedel, Julia Schmidt (SPD), sauer auf. Jüngst hatte sie angemahnt, dass es in der Hansestadt zu wenige Toiletten gibt. Zwar könne sie den Schritt der Stadt nachvollziehen, die dadurch entstandene Lage sei dennoch nicht einfach: "Jetzt ist man viel auf die Geschäfte und Gastronomen angewiesen. Wenn diese eine Toilette haben, heißt das noch nicht, dass jeder sie nutzen kann", sagt sie. Und macht ihrem Ärger Luft: "So viel Langeweile kann man doch gar nicht haben, ich habe null Verständnis für dieses Verhalten, vor allem, weil alle anderen jetzt darunter leiden müssen."
Wie es nun weitergeht, ist aber noch unklar. Die Schließung soll nach Angaben der Stadt kein Dauerzustand sein. "Wir müssen jetzt erst einmal eine langfristige Lösung finden, um nicht jeden Monat dort etwas reparieren zu müssen", sagte Stadtsprecher Andreas Köhler.
MDR (Lydia Zahn, Maren Wilczek)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. Juni 2024 | 08:30 Uhr
Karl-W vor 38 Wochen
Es werden immer mehr weniger, also ab in die Büsche. Und das Bedürfnis auf Toillette zu gehen darf eigentlich auch kein Geld kosten. Menchlich sind da die Schweden und Italiener, schaut mal hin, dort geht es auch in Kaffes und Gaststätten ohne Gast zu sein.