Unfallkasse Feuerwehr-Unfälle: Etwas mehr verletzte Feuerwehrleute

11. November 2023, 16:28 Uhr

Sie leisten Hilfe, löschen Brände, retten Leben: Freiwillige Feuerwehrleute begeben sich bei Einsätzen auch selbst in Gefahr. Wie die Unfallkasse mitteilt, gab es zuletzt in Sachsen-Anhalt mehr verletzte Feuerwehrleute bei Einsätzen.

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Das Unfallgeschehen bei den Freiwilligen Feuerwehren in Sachsen-Anhalt und Thüringen bewegt sich wieder auf dem Vor-Corona-Niveau. In diesem Jahr seien bis zum 1. November 1.300 Unfälle gemeldet worden, teilte die Feuerwehr-Unfallkasse (FUK) der Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen auf Anfrage mit. In den Jahren 2013 bis 2019 seien regelmäßig um die 1.500 Unfälle pro Jahr gemeldet worden. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 lagen die Unfallzahlen mit 925 und 848 deutlich niedriger.

"Trotz der pandemiebedingten statistischen Unwägbarkeiten wird eine leicht zunehmende Tendenz bei der Gesamtunfallzahl verspürt", erklärte FUK-Geschäftsführer Detlef Harfst. "Dies kann mit zunehmenden Versichertenanzahlen – insbesondere im Kinder- und Jugendbereich – in Zusammenhang stehen. In beiden Ländern wird eine hervorragende Kinder- und Jugendarbeit mit zahlreichen Neugründungen von Kinder- und Jugendwehren geleistet."

Versichertenzahlen der Feuerwehr-Unfallkasse

Die Feuerwehr-Unfallkasse Mitte ist Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Zahlen werden nur für den gesamten Zuständigkeitsbereich ausgewiesen, nicht nach Ländern getrennt, wie es hieß. Zudem gebe es kein Versichertenkataster, sodass die FUK erst mit der Unfallmeldung oder dem Verdacht auf eine Berufskrankheit die Kontaktdaten der Versicherten erhält. Den Zuarbeiten und Veröffentlichungen der Bundesländer zufolge sind die Versichertenzahlen von 2019 bis 2023 von knapp 118.200 auf 120.350 gestiegen.

Herz-Kreislauf-Probleme, Hitzschlag und Rauchgasintoxikation

"Insgesamt spiegelt das Unfallgeschehen das Einsatzgeschehen wider", sagte Harfst. Insbesondere in den heißen Sommern 2018, 2019, 2022 und der ersten Jahreshälfte 2023 habe es mehr Unfälle gegeben, etwa bei Vegetationsbränden.

Bei den Einsätzen sei es zu typischen Herz-Kreislauf-Problemen auch mit Hitzschlag und Sonnenstich gekommen sowie zu Rauchgasvergiftungen beispielsweise bei Windwechsel. "Bei Einsätzen mit psychischen Belastungen ist ein deutlich verbessertes Meldeverhalten erkennbar", erklärte Harfst weiter. "Durch frühzeitige Intervention kann die Ausprägung von schweren psychischen Erkrankungsbildern vermieden werden." Dazu gehöre etwa die posttraumatische Belastungsstörung.

Die häufigsten Unfallursachen sind Harfst zufolge Verletzungen der unteren Extremitäten durch Stolpern oder Ausrutschen. Von 894 anerkannten Versicherungsfällen im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt und Thüringen passierten der Statistik zufolge 273 Unfälle unmittelbar bei der Brandbekämpfung und 102 bei technischen Hilfeleistungen. Im Schulungs- und Übungsdienst ereigneten sich 185 Unfälle, bei Körperschulungen und Sport 45, weitere bei Wettbewerben, dem Arbeits- und Werkstättendienst oder Veranstaltungen.

Harzer Kreisbrandmeister fordert Nachbesserung bei Einsatzkleidung

Kai-Uwe Lohse steht vor einem Feuerwehrauto.
Kai-Uwe Lohse fordert leichte Einsatzbekleidung bei Bekämpfung von Vegetationsbränden. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Elke Kürschner

Der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse betonte die Bedeutung von Prävention, richtigem Schuhwerk, Abständen und dem richtigen Erwärmen vor Sport und Spiel. "Jeder Unfall ist einer zu viel." Die meisten Unfälle geschähen außerhalb von Einsätzen. Bei Einsätzen fielen sie zum Teil aber schwerer aus.

Lohse forderte, dass leichte Einsatzbekleidung für die Bekämpfung von Vegetationsbränden als verbindlich erklärt wird. "Bislang steht das nirgendwo explizit." Bürgermeister könnten die Beschaffung nicht so einfach durchsetzen. Dabei sei die übliche Schutzbekleidung ausgelegt auf Einsätze in Gebäuden, bei denen die Feuerwehrleute vor großer Hitze geschützt werden sollten. Bei einem Waldbrand bei 40 Grad Außentemperatur sei das nicht das Richtige.

Jeder Unfall ist einer zu viel.

Kai-Uwe Lohse Harzer Kreisbrandmeister

FUK zahlt etwa 2,8 Millionen Euro pro Jahr für Behandlungen

Für Heilbehandlungen und Geldleistungen gab die FUK Mitte im vergangenen Jahr gut 2,77 Millionen Euro aus. 2019, im Jahr vor Corona, waren es knapp 2,80 Millionen Euro gewesen.

"Unser Ziel ist es, nach Eintritt von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit mit allen geeigneten Mitteln wiederherzustellen", erklärte FUK-Geschäftsführer Harfst. "Aktuell haben wir einen Bestand von 125 Fällen, in denen wir Rente wegen verbliebener Schädigung zahlen."

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1 Kommentar

geradeaus vor 27 Wochen

Das mit der leichteren Arbeitsbekleidung klingt gut. Mich interessiert wieviel denn so eine "normale" wiegt ?

Mich bestürzt es jedesmal wenn ich höre das Feuerwehr/- Rettungs oder Polizeikräfte beim Einsatz verletzt werden. Gestern oder Freitag ja erst wieder als auf ner Autobahn 2 LKW ineinander krachten und ne giftige Substanz austrat.

Alles Gute unseren Rettern und Beschützern. D A N K E

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