Menschen posieren für ein Gruppenfoto
Die diesjährigen Preisträger des Chemnitzer Friedenspreis haben ihre Auszeichnungen am Freitagabend erhalten. Sie haben sich in besonderem Maße für Mitmenschen oder die Demokratie sowie gegen Rassismus oder das Vergessen eingesetzt. Bildrechte: Stadt Chemnitz/Ralph Kunz

Auszeichnung Friedenspreis: Chemnitz würdigt engagierte Menschen und Projekte der Stadt

01. März 2024, 19:14 Uhr

Sie engagieren sich für Arbeitslose, öffnen ihr privates Zuhause für Menschen, die sich neu in Chemnitz niedergelassen haben, oder setzen sich gegen Rechtsextremismus und Geschichtsvergessenheit ein. Am Freitag wurde der Chemnitzer Friedenspreis zum 21. Mal verliehen. Traditionell findet die Preisverleihung kurz vor dem Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Jahr 1945 statt. Für den Chemnitzer Friedenstag am 5. März wurden auch die bunten Friedensbanner am Chemnitzer Rathaus angebracht.

Zivilgesellschaftliches Engagement in Chemnitz wurde am Freitagabend mit dem Friedenspreis gewürdigt. Ausgezeichnet wurden Projekte und Persönlichkeiten der Stadt, die für Toleranz und Demokratie eintreten. Der Bürgerverein "Fuer Chemnitz" hat den Preis gemeinsam mit der Chemnitzer Migrationsbeauftragten, Etelka Kobuß, im Rathaus verliehen. Wie die Stadt mitteilte, leisten die Preisträgerinnen und Preisträger "aktive Friedensarbeit". Sie "fördern und unterstützen ein gewaltfreies Miteinander."

Erster Preis für das Chemnitzer Projekt "Sprachencafé"

Mit dem ersten Preis wurden in diesem Jahr die Organisatoren und Initiatoren des Projektes "Sprachencafé" ausgezeichnet. Das in Sachsen einmalige Projekt bringe wöchentlich viele Menschen aus mittlerweile 20 Nationen zusammen, um sich gemeinsam in deutscher Sprache auszutauschen.

Seit vielen Jahren würde hier eine Atmosphäre geschaffen, in der Migrantinnen und Migranten, egal welcher Herkunft, Kommunikation pflegen können. Sie können im "Sprachencafé" ihre Deutschkenntnisse verbessern, die Scheu vor dem Sprechen der fremden Sprache verlieren und soziale Kontakte pflegen.

Preisträger öffnen ihr privates Zuhause für Fremde

Der zweite Preis ging an das Künstlerpaar Alke und Michael Schmidt. Die Violinistin und der Puppenspieler öffnen seit Jahrzehnten ihr privates Zuhause, um sich in ungezwungener Atmosphäre mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturkreisen auszutauschen, ihre Sorgen und Nöte zu verstehen, um Orientierung und Unterstützung zu geben. Für das Ehepaar Schmidt sei dies "eine Herzensangelegenheit und ganz selbstverständlich", wie die Stadt Chemnitz mitteilte.

Friedensbanner Chemnitzer Rathaus
Am Freitag wurden anlässlich des nahenden Chemnitzer Friedenstags am Rathaus Friedensbanner angebracht. Am Abend wurde im Rathaus zum 21. Mal der Chemnitzer Friedenspreis verliehen. Bildrechte: Harry Härtel / haertelpress

Engagement gegen Rechtsextremismus ausgezeichnet

Der dritte Preis wurde an Gabriele Engelhardt vergeben, die in Chemnitz seit vielen Jahren als permanente, prägnante und laute Stimme gegen Faschismus, Rechtsextremismus und Krieg zu hören sei. In überragendem Maß engagiere sie sich gegen rechtsextremistische Aktivitäten, für ein demokratisches Zusammenleben und als Sprecherin des zivilgesellschaftlichen Bündnisses "Aufstehen gegen Rassismus" in Chemnitz.

Unermüdlicher Einsatz für Arbeitslose gewürdigt

Den Ehrenpreis erhielt Doris Müller, sie sich seit der Wendezeit für Arbeitslose einsetzt. Mit "fast übermenschlicher Energie" kämpfe sie für die Belange der Arbeitslosen, ob im Verein "Neue Arbeit – Hilfe zur Selbsthilfe", in der IG Metall, in anderen Vereinen oder im Stadtrat. Mit Beharrlichkeit stritt sie für ein Haus für Arbeitslose (Otto-Brenner-Haus), für Beratungsstellen im Stadtgebiet und organisierte elf Arbeitslosenkonferenzen mit prominenten Politikern als Gäste. Auch heute im hohen Alter steht sie noch dem Verein "Neue Arbeit" vor. Dr. Peter Seifert schrieb in dem Buch "Arbeitslos, aber nicht wehrlos!" über sie: "Für mich als Oberbürgermeister war die Neue Arbeit ein wesentlicher Baustein zum Erhalt des sozialen Friedens in Chemnitz. Doris Müller wurde zu einer Gallionsfigur."

Gedenkstätte
Für ihr Engagement im Rahmen ihres internationalen Freiwilligen-Dienstes im polnischen Konzentrationslager Majadanek wurde Luisa Frieden ausgezeichnet. Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Kinder- und Jugendpreis für Engagement in Konzentrationslager-Gedenkstätte

Der Kinder- und Jugendpreis ging an Luisa Frieden. Sie engagiert sich zurzeit in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Majdanek in Lublin (Polen), im Rahmen eines internationalen Freiwilligen-Dienstes. Sie erarbeitete eine Konzeption für Führungen und betreut nun Besuchergruppen der Gedenkstätte. Außerdem bereitet sie den Angaben nach Programme und Workshops vor und begleitet Treffen von Holocaust-Überlebenden.

Skulptur
Bildrechte: Stadt Chemnitz

Chemnitzer Friedenspreis Der Chemnitzer Friedenspreis wird seit 2004 durch den Bürgerverein "Für Chemnitz" vergeben um aktive Friedensarbeit in der Stadt sichtbar zu machen.

Gewürdigt werden damit Chemnitzer Personen, Projekte, Organisationen und Initiativen, die sich für Toleranz und Demokratie einsetzen oder für die Integration verschiedener Kulturen. Auch das Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus wird ausgezeichnet.

MDR (kav)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 01. März 2024 | 21:00 Uhr

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