Ein Flugzeug ist hinter Stacheldraht zu sehen.
Die Mitte September nach Albanien abgeschobene Familie darf mit ihrer schwerkranken Tochter nach Deutschland zurückkehren. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Behördenfehler Abgeschobene Familie wird aus Albanien zurückgeholt

29. September 2023, 17:43 Uhr

Mitte September wurde eine schwerkranke albanische Jugendliche, die mit ihrer Familie in Mittweida lebte, nach Albanien abgeschoben. Jetzt dürfen sie auf Weisung des Innenministers wieder zurückkehren.

Eine albanische Jugendliche und ihre Familie, die Mitte September aus Mittelsachsen nach Albanien abgeschoben worden sind, können nach Deutschland zurückkehren. Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) teilte am Freitag mit, dass die Abschiebung fälschlicherweise erfolgt sei. Die rechtliche Prüfung des Falls sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. Jedoch sei ein bei der Ausländerbehörde Mittelsachsen gestellter Antrag auf Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis erfolgversprechend gewesen.

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Sachsens Innenminister Armin Schuster sagte, er bedauere die Fehler der sächsischen Behörden, die zur Abschiebung der albanischen Familie geführt hatten. Bildrechte: MDR

Schuster räumt Fehler der Behörden ein

"Deshalb hätte die Ausländerbehörde der Minderjährigen eine Verfahrensduldung erteilen müssen", teilte Schuster mit. Hierüber sei auch die Landesdirektion Sachsen zu informieren gewesen. Beides sei entgegen der bestehenden Vorgaben nicht erfolgt, sodass die Abschiebung trotz des vorliegenden Duldungsgrundes vollzogen worden sei, so der Minister.

Daher habe das Ministerium angewiesen, die Familie nach Sachsen zurück zu holen. "Wir bedauern diesen Fehler, und hoffen, dass sich die Familie schnell wieder hier einlebt und die jüngsten Ereignisse bald verarbeitet sind", erklärte Schuster.

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Die sächsischen Behörden hätten die albanische Familie nicht abschieben dürfen, weil es einen sogenannten Duldungsgrund gab. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa

Scharfe Kritik vom Flüchtlingsrat

Der Flüchtlingsrat hatte die Abschiebung zuvor scharf kritisiert. Seinen Angaben nach ist die 16-Jährige an Mukoviszidose erkrankt und auf konstante medizinische Versorgung angewiesen. Dennoch sei sie mit ihrer Familie nach Albanien abgeschoben worden.

Dort seien ihr die Medikamente abgenommen worden, so dass sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert habe. Der Flüchtlingsrat sprach von einer "groben ethischen Missachtung der gesundheitlichen Lage einer schwerkranken Minderjährigen".

Mukoviszidose Mukoviszidose ist eine angeborene, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Betroffen sind in unterschiedlichem Ausmaß Lunge, Bauchspeicheldrüse, die oberen Atemwege, Leber, Darm und Gallenblase. In Deutschland sind etwa 8.000 Menschen an Mukoviszidose erkrankt.
Die Lebenserwartung der Betroffenen liegt bei etwa 40 Jahren. Quelle: Mukoviszidose e.V. – Bundesverband Cystische Fibrose (CF)

Den Angaben zufolge lebt die Familie seit 2019 in Mittweida. Dort sei das Mädchen auch zur Schule gegangen.

MDR (tfr)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 29. September 2023 | 13:30 Uhr

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