
Noch lange nicht Schluss Dieter "Maschine" Birr veröffentlicht zum 80. Geburtstag Biografie und neues Album
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17. Februar 2024, 05:00 Uhr
An Aufhören ist bei Dieter "Maschine" Birr auch kurz vor seinem 80. Geburtstag nicht zu denken. Am Samstag stellt er vorab seine Biografie "Maschine – Was bisher geschah" im Freiberger Klub "Tivoli" vor, wo vor 55 Jahren mit den Puhdys alles begann. Noch dazu erscheint am 22. März 2024 Birrs neues Album "Mein Weg".
- In seinem neuen Buch "Maschine – Was bisher geschah" erinnert sich Dieter Birr zusammen mit Buchautor Christian Hentschel an persönliche und musikalische Anekdoten.
- Zum Beispiel erzählt er vom Auslöser für das Auftrittsverbot der Puhdys in Leipzig.
- Er erinnert sich aber auch an schwierigere Zeiten, wie Krankheiten und Ängste.
Sich an Dinge zu erinnern, das sei ihm nicht schwer gefallen, erzählt Dieter "Maschine" Birr im MDR-Interview. Gemeinsam mit Christian Hentschel hat er seine neue Biografie "Maschine – Was bisher geschah" geschrieben, die Birr am Samstag im Freiberger Klub "Tivoli" schon vor Verkaufsstart vorstellt – dort, wo er mit den Puhdys vor 55 Jahren das erste Konzert spielte.
Seitdem hat die Band bereits zahlreiche Konzerte im "Tivoli" gespielt, auf die Birr gerne zurückblickt: "Das war natürlich immer sehr bewegend gewesen, weil die Leute aus ganz Deutschland zusammen gekommen sind und haben das Hotel praktisch blockiert. Schon Monate vorher war das Hotel ausgebucht."
Eine Biografie voller Anekdoten
Zahlreiche Anekdoten finden sich im neuen Buch, zum Beispiel über Birrs finnische Jugendliebe, die er in einer Spinnerei im Erzgebirge kennenlernte und der er einen Song schrieb. Um sie trotz geschlossener Grenzen wieder zu sehen, hatte er sogar überlegt, sich in einem Kohlenwagen zu verstecken – es wurden dann aber doch nur Briefe, die sie sich schrieben.
Die Puhdys kamen immer wieder zurück nach Ost-Berlin
Solche Fluchtfantasien aus der DDR hegte Birr später mit den Puhdys dagegen nicht mehr. Immer wieder durfte die DDR-Band für Konzerte nach Westdeutschland und ins westliche Ausland reisen. "Das war für mich keine Option, im Westen zu bleiben", antwortet er auf die Frage, wie schwer es gewesen war, immer wieder zurückzukehren. "Für uns kam das überhaupt nicht in Frage. Unsere Heimat war einfach Ost-Berlin und ist es immer noch. Für uns war klar, dass wir zurück wollen."
Wir hatten das Glück, dass wir fahren durften in den Westen und warum sollten wir dann drüben bleiben?
Bei den außergewöhnlichen Reisemöglichkeiten und ihrem Erfolg in der DDR hatte der Westen auch wenig Reiz für die Band, erzählt Birr: "Wir hatten das Glück, dass wir fahren durften in den Westen und warum sollten wir dann drüben bleiben? Das wollten wir nicht, nö." Nicht nur für ihre Konzerte fuhr die Band in die BRD. Über vorgeschobene eigene Konzerte, gelang es ihnen auch, die Rolling Stones oder Pink Floyd live zu erleben.
Puhdys-Auftrittsverbot in Leipzig
Bei der großen Beliebtheit, die die Puhdys später bei der DDR-Führung genossen haben, überraschen die Auftrittsverbote in Brand-Erbisdorf und Leipzig, von denen Birr in seiner Biografie berichtet. In Brand-Erbisdorf seien sie in ihren Band-Anfängen an der DDR-Regelung gescheitert, 60 Prozent Musik aus sozialistischen Ländern zu spielen. "Wir hatten da noch gar keine eigenen Titel. Und aus dem Osten wollten wir nichts spielen, da gab es ja noch keine Rockmusik, sondern nur Schlager", erzählt Birr.
Die haben uns regelrecht überrannt.
In Leipzig dagegen waren die Fans einfach zu übermütig. Bei einer Großveranstaltung im Stadion kam die Band nicht über den ersten Song hinaus, weil das Publikum über die Spielfläche auf die Band zugerannt kam: "Die haben uns regelrecht überrannt", erinnert sich Birr. "Die Bühne war einfach nur so ein Bretterboden auf dem Boden, also keine hohe Bühne. Da haben die uns überrannt und dadurch war das Konzert beim ersten Titel schon beendet", erzählt er weiter, aber muss gleichzeitig zugeben, dass das Ereignis der Band nicht geschadet hat: "Es war natürlich letzten Endes eine tierische Promotion für uns, aber dann durften wir eine Weile nicht in Leipzig spielen."
Die Angst vor der Angst
Etwas nachdenklicher wird Birr, wenn er an eine Erkrankung vor zwanzig Jahren zurückdenkt, von der er auch in seinem Buch erzählt. 2003 plagten ihn Schwindelanfälle und eine Gesichtslähmung. Die Ärzte fanden heraus, dass er an Borreliose erkankt war. Drei Wochen Behandlung im Krankenhaus folgten. Konzerte mussten abgesagt werden und Birr von der Öffentlichkeit abgeschirmt. "Ich habe wirklich Glück, dass bei mir nichts zurückgeblieben ist", erzählt Birr.
Auch wenn die Borreliose geheilt werden konnte, erinnert sich der Musiker bedrückt an die Zeit danach: "Irgendwie hatte ich immer Angst umzufallen. Das war ganz komisch gewesen, regelrechte Angstgefühle. Ich hatte Angst, auf die Bühne zu gehen." Mit der Hilfe eines Therapeuten konnte er seine Angst überwinden.
Auch mit 80 kein Ende in Sicht
Mit dem 80. Geburtstag vor der Tür könnte man meinen, dass die Rockerrente bald angetreten wird. Doch Birr versichert lachend: "Nee, auf keinen Fall. Ich hab noch eine Menge vor." Wir dürfen also gespannt sein.
Quellen: MDR (Andreas Berger)
Redaktionelle Bearbeitung: hro
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | 12. Februar 2024 | 20:00 Uhr