Flughafen von Tirana, 2009
Die Familie durfte am Flughafen Tirana nicht nach Deutschland ausreisen. (Archivbild) Bildrechte: IMAGO / photothek

Am Flughafen abgewiesen Rückkehr von abgeschobener Familie aus Albanien vorerst gescheitert

03. Oktober 2023, 17:21 Uhr

Eine schwerkranke albanische Jugendliche, die mit ihrer Familie in Mittweida lebte, ist Mitte September nach Albanien abgeschoben worden. Auf Weisung des Innenministers sollte die Familie zurückgeholt werden. Am Dienstag durfte die Familie am Flughafen Tirana allerdings nicht ausreisen. Besonders fatal ist das für die 16 Jahre alte Tochter, die an Mukoviszidose erkrankt ist.

Die für Dienstag geplante Rückkehr der abgeschobenen albanischen Familie mit der schwerkranken Jugendlichen nach Mittelsachsen ist zunächst gescheitert. Das bestätigte der Anwalt der Familie, Leo Matthias Waltermann, auf Anfrage von MDR SACHSEN. Nach seinem Kenntnisstand haben albanische Behörden die Familie nicht ins Flugzeuge nach Deutschland gelassen. Zuerst hatte die "Freie Presse" berichtet. Die 16-Jährige hatte sich am frühen Morgen telefonisch bei Waltermann gemeldet und über die gescheiterte Ausreise berichtet.

Anwalt erreicht am Feiertag keine zuständigen Behördenvertreter

Eine schnelle Hilfe habe der Anwalt nicht bieten können, da die deutschen Behörden am frühen Morgen und wegen des Feiertags nicht zu erreichen waren. Die 16-Jährige leidet unter Mukoviszidose und könne in Albanien nicht adäquat behandelt werden. Die schwere Erkrankung sei 2019 der Hauptgrund gewesen, weshalb die Familie nach Deutschland kam. Seither habe sich der Zustand der Jugendlichen stabilisiert, so besuchte sie eine Schule und konnte sogar Sport treiben.

Ihre Medikamente seien bei der Einreise nach der Abschiebung in Albanien eingezogen worden, sodass das Mädchen derzeit nicht versorgt ist. Die Jugendliche, so war der Plan, sollte ab diesem Mittwoch wieder in der Dresdner Uniklinik behandelt werden, sagte der Anwalt der Familie. Die Jugendliche benötige dringend diese Behandlung. Andernfalls drohe ihr ein Zusammenbruch und eine Notfallbehandlung in Albanien.

Mukoviszidose Mukoviszidose ist eine angeborene, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung. Betroffen sind in unterschiedlichem Ausmaß Lunge, Bauchspeicheldrüse, die oberen Atemwege, Leber, Darm und Gallenblase. In Deutschland sind etwa 8.000 Menschen an Mukoviszidose erkrankt.
Die Lebenserwartung der Betroffenen liegt bei etwa 40 Jahren. Mukoviszidose e.V. – Bundesverband Cystische Fibrose (CF)

Familie war mit notwendigen Dokumenten ausgestattet

Rechtsanwalt Waltermann hatte von der zuständigen Landesdirektion Sachsen eine sogenannte Anlaufbescheinigung zur Bestätigung des Asylverfahrens für die Rückkehr der Familie besorgt, die am Montag per E-Mail der Familie zugestellt wurde. Allerdings fehlte zunächst eine Übersetzung ins Albanische. Ferner habe der Anwalt beantragt, dass die Daten der Familie aus dem Schengen-Informationssystem gelöscht werden, in dem abgelehnte Asylbewerber hinterlegt sind.

Familie finanziert Ticket selbst

Das Rückflugticket von Tirana über München nach Dresden habe die Familie zunächst selbst finanziert, wie der Anwalt sagte. Es ist nun verfallen.

Waltermann will am Mittwoch mit der Landesdirektion klären, wie die schwerkranke Jugendliche und ihre Eltern sowie eine jüngere Schwester unverzüglich nach Deutschland geholt werden können. Notfalls müsse ein deutscher Botschaftsbeamter in Tirana die Familie durch die Ausreise in Albanien begleiten und den Behörden klarmachen, dass die Familie in Deutschland willkommen ist. Der Jurist habe nicht damit gerechnet, dass albanische Behörden die Rückkehr der Familie verhindern werden. Albanier dürfen sich zweimal im Jahr für jeweils 90 Tage visafrei in der EU aufhalten.

Das sächsische Innenministerium hatte bestätigt, dass die Abschiebung der Familie nicht rechtens war.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Chemnitz | 04. Oktober 2023 | 06:30 Uhr

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