Eine junge Frau in einem knall-rosa Kostüm singt leidenschaftlich auf einem ehemaligen Fabrikgelände.
Künstlerische Performances sind Teil des Trafo Ideenkongresses 2023 in Chemnitz. Bildrechte: TRAFO / Sandrino Donnhauser

Trafo-Ideenkongress in Chemnitz Fehlende Struktur: Womit Kultur abseits von Großstädten zu kämpfen hat

27. September 2023, 13:04 Uhr

Was bewegt Kultur in ländlichen Räumen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ab heute der Trafo-Ideenkongress in Chemnitz. An ihm nimmt auch die Regisseurin Miriam Tscholl teil, die das Projekt "X-Dörfer" am Staatsschauspiel Dresden leitet. Aus ihrer Sicht wird die Kulturarbeit auf dem Land vor allem durch eine fehlende Infrastruktur erschwert.

Kulturarbeit im ländlichen Raum wird oft durch eine fehlende Infrastruktur erschwert, beklagt die Regisseurin Miriam Tscholl bei MDR KULTUR anlässlich des heute beginnenden Trafo-Ideenkongresses in Chemnitz. Der befasst sich bis Freitag mit Kultur, Alltag und Politik in ländlichen Räumen. Tscholl erklärte, die Infrastruktur sei auf dem Land oft sehr dünn. Das bedeute, dass die komplette Struktur ehrenamtlich gestemmt. Wenn man eine gewisse Qualität haben wolle, müsse man viel Aufwand betreiben und organisieren.

Menschen sitzen in einem Raum zusammen und diskutieren.
Beim Trafo Ideenkongress stehen Debatten über Kultur, Alltag und Politik in ländlichen Räumen im Fokus. Bildrechte: TRAFO / Sandrino Donnhauser

Kulturhäuser auf dem Land überfordert

Es gäbe auf dem Land zwar Kulturhäuser, diese seien aber oft überfordert. "Da sitzt dann eine Person, zum Beispiel eine Verwaltungsangestelle, die auch nicht alles machen kann", so Tscholl. Es sei nicht einfach, Anträge für Projekte zu schreiben, Räume zu organisieren oder Veranstalter zu sein. Um diese Herausforderungen zu meistern, brauche es mehr Strukturen und Menschen, die "sich zusammen tun". Diese Erfahrung habe sie als künstlerische Leiterin des Projekts "X-Dörfer" des Staatsschauspiels Dresden gemacht.

Da ist manchmal so eine Art Dornröschenschlaf.

Regisseurin Miram Tscholl über Kulturarbeit auf dem Land

"X-Dörfer" hilft Menschen außerhalb der sächsischen Großstädte bei der Umsetzung von Kulturprojekten. Laut Miriam Tscholl ist das seit 2021 in 13 Orten gelungen. In Nossen, Freiberg, Bischofswerda, Bernsdorf und Waldheim sind mit Hilfe von Regieteams Bürgerbühnen entstanden oder befinden sich im Aufbau. In Freital und Nebelschütz wurden Kulturcafés eingerichtet, in Pirna ein Schreibfestival initiiert.

Miriam Tscholl, Leiterin der Bürgerbühne Dresden 6 min
In Chemnitz wird Miriam Tscholl vom Dresdner Staatsschauspiel Methoden für partizipative Projekte im ländlichem Raum vorstellen. Bildrechte: MDR/Judith Burger

Ideen für Kultur abseits von Großstädten

Bei ihrer Arbeit im ländlichen Raum spürt Tscholl nach eigener Aussage bei den Menschen eine Lust auf künstlerische Qualität und darauf, diese mit Profis von außen umzusetzen. Die Herausforderung sei es, die Menschen vor Ort aus einer Art "Dornröschenschlaf" zu wecken. "X-Dörfer" helfe deswegen bei Aufrufen und Werbung für partizipative Projekte und bei Einladungen. Außerdem brauche es Unterstützung bei der Organisation. "Und natürlich Geld", sagt Tscholl.

Staatsministerin Klepsch bei Kongress in Chemnitz

Die künstlerische Leiterin wird die Methoden des Projekts "X-Dörfer" beim dreitägigen Trafo-Ideenkongress im Chemnitzer Wirkbau vorstellen. Bei dem Kongress, der bereits zum zweiten Mal stattfindet, handelt sich um eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Erwartet werden rund 600 Gäste, darunter Barbara Klepsch, die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus.

Eine blonde, Ende 50 jährige Frau spricht auf einer Bühne in ein Mikrofon - es ist Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch.
Barbara Klepsch hat den Trafo Ideenkongress in Chemnitz 2023 eröffnet. Bildrechte: TRAFO / Sandrino Donnhauser

Quelle: MDR KULTUR (Annett Mautner)
redaktionelle Bearbeitung: vp, bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 27. September 2023 | 08:40 Uhr

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