Naturschutz Flussperlmuschel wird im Vogtland ausgewildert
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01. Oktober 2023, 14:01 Uhr
Noch vor 200 Jahren war die schwarze Flussperlmuschel auch in Sachsen weit verbreitet. Heute ist sie vom Aussterben bedroht. Nicht nur schlechte Wasserqualität setzt den Tieren zu. Lange wurden die Bestände für die Schmuckindustrie ausgebeutet. Im Vogtland läuft seit längerem ein Projekt, die streng geschützten Tiere zu züchten und anschließend in kleinen, sauberen Bächen wieder anzusiedeln.
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- Im Triebelbach im Vogtland sind 250 Flussperlmuscheln ausgewildert worden.
- Die genaue Position ist ein streng gehütetes Geheimnis.
- Der Triebelbach bietet ideale Lebensbedingungen für die Muscheln.
Gerade einmal sieben Kilometer lang ist der Triebelbach im Vogtland. Doch das Gewässer gilt als besonders sauber und ist daher gut geeignet als Heimat für Flussperlmuscheln. Am Donnerstag wurden 250 Exemplare dort ausgewildert.
Eigentlich haben die Muscheln bereits im Triebelbach gewohnt. "Vier Jahre lang haben sie dort in Käfigen verbracht, um sich an die Umgebung zu gewöhnen", erklärt Hydrobiologe Felix Grunicke. Er nimmt von jedem Tier die Maße, bevor es in die Freiheit entlassen wird. "Die Muscheln sind jetzt schon groß. Wir haben hier eine Muschel mit einer Länge von knapp 6,7 Zentimetern." Es seien auch jüngere Muscheln mit einer Länge von vier Zentimetern dabei. Auch die würden ausgewildert.
Flussperlmuschel soll sich im Verborgenen vermehren
Thomas Findeis vom Umweltamt des Vogtlandkreises beschäftigt sich seit 20 Jahren mit der Nachzucht der Flussperlmuschel. Die Auswilderung ist für ihn ein besonderer Moment. "Es steckt viel Herzblut in der Sache, viel Arbeit und auch Geld. Es geht um Artenschutz. Diese Tiere sollen der Grundstock für einen zukünftige Generation sein, die sich selbständig vermehrt."
Es gibt auch bereits Nachweise, dass sich die Tiere selbständig fortpflanzen.
Insgesamt gibt es im oberen Vogtland vier Fließgewässer, in denen bereits mehr als 1.000 Muscheln ausgewildert wurden. "Es gibt auch bereits Nachweise, dass sich die Tiere selbständig fortpflanzen", sagt Findeis. Die Muschelzucht habe aber noch weitere positive Effekte. "Dort, wo die Flussperlmuschel lebt, lebt auch eine Vielzahl anderer gefährdeter Tiere und Pflanzen. Dazu gehören zum Beispiel Gewässermoose, Libellen und Wasserkäfer." Um diese Erfolge nicht zu gefährden, werden alle Orte geheim gehalten, an denen im Vogtland Flussperlmuscheln wieder heimisch werden sollen.
Voraussetzungen im Triebelbach sind gut
Die Flussperlmuscheln können bis zu 100 Jahre alt werden, wenn sie gute Lebensbedingungen haben. "Die Voraussetzungen, dass sich die Muscheln in dem kleinen, kühlen und naturbelassenen Bach ansiedeln, stehen gut", sagt Hydrobiloge Felix Grunicke. "Die Wasserqualität passt, die Muscheln können hier gut einen Platz finden, wo sie sich verankern können." Maximal 19 bis 20 Grad sollte die Wassertemperatur betragen, sonst geraten die Muscheln unter Temperaturstress.
MDR (tfr/bsc)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 29. September 2023 | 14:30 Uhr