Zwei Frauen auf einem schwarzen Holzboden vor weißem Hintergrund - sie halten eine Hülle einer alten Schallplatte von "Schwansensee" in die Kamera
Regisseurin Nora Otte und der Tänzerin Anna Till aus Dresden haben das Tanz-Stück "Schwanensee in Sneakers" entwickelt. Bildrechte: Stephan Floss

Produktion aus Dresden "Schwanensee in Sneakers" zu Gast bei Deutscher Tanzplattform 2024

21. Februar 2024, 05:01 Uhr

Die Dresdner Tanz-Inszenierung "Schwanensee in Sneakers" ist seit Mittwoch bei der renommierten Tanzplattform 2024 zu Gast, dem wichtigstem Forum für Tanz in Deutschland. Das Stück der Choreographinnen Anna Till und Nora Otte ist das einzige aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen auf dem Festival. Bis Sonntag (25.2.) werden dort zehn besonders bemerkenswerte Tanz- und Performanceproduktionen präsentiert.

Am Mittwoch beginnt in Freiburg in Baden-Württemberg die Tanzplattform Deutschland 2024. Das wichtigste Tanz-Festival deutschlandweit dieser Art lädt lediglich zehn bemerkenswerte Tanzstücke ein. Diesmal mit dabei: "Schwanensee in Sneakers" aus Dresden. Das Solo-Stück hat es damit also unter die Top Ten der besten Tanzproduktionen Deutschlands geschafft.

Nervosität vor dem Festival

"Schwanensee in Sneakers" ist vergangenes Jahr von der Regisseurin Nora Otte und der Tänzerin Anna Till aus Dresden entwickelt worden. Es handelt sich um eine Solo-Performance für Jugendliche ab 12 Jahren. Die Tänzerin Anna Till experimentiert darin mit verschiedenen Tanz-Stilen: von modern bis klassisch, von historisch zu zeitgenössisch. Sie zitiert namhafte Choreographen wie Xavier Le Roy, William Forsythe oder Lia Rodrigues – und imitiert natürlich auch den „Tanz der kleinen Schwäne“ aus dem berühmten "Schwanensee"-Ballett.

Zwei Frauen vor schwarzem Hintergrund - eine hält sich eine altes Cover einer Schallplatte von "Schwanensee" vor das Gesicht
Regisseurin Nora Otte und der Tänzerin Anna Till aus Dresden präsentieren ihre Tanz-Inszenierung "Schwanensee in Sneakers" bei der dem renommierten Festival Deutsche Tanzplattform. Bildrechte: Stephan Floss

In Vorbereitung auf die Tanzplattform 2024 haben sich Otte und Till erneut im Probensaal getroffen, um noch einige Änderungen am Stück vorzunehmen: So legen sie zum Beispiel englische Übertitel an, damit auch das internationale Publikum des Tanzfestivals der Handlung folgen kann – ein Gedanke, der vor allem Anna Till in Aufregung versetzt.

Das ist wie Bundesliga!

Anna Till zum Auftritt bei der Tanzplattform 2024

Till hätte nie gedacht, einmal zu dem renommierten Tanz-Festival eingeladen zu werden und dort mitzuspielen. Es würden alle zwei Jahre nur zehn Produktionen ausgewählt. Till gibt zu, dass der Auftritt bei der Tanzplattform 2024 bei ihr "ein bisschen Nervosität" auslöst. "Weil wir dort auch viel mehr Publikum haben, hundert Leute pro Show. Das Stück wurde für Schulklassen entwickelt - da sind es maximal 60. Das ist eine ganz andere Situation", sagt die Tänzerin MDR KULTUR. Und Regisseurin Otte ergänzt zur Besonderheit dieser Einladung: "Es zeigte sich auch an den Reaktionen: Alle haben uns gratuliert - das ist schon eine Auszeichnung.“

Vom Klassenzimmer auf die internationale Bühne

"Schwanensee in Sneakers" ist eigentlich ein Klassenzimmer-Stück, das man überall spielen kann. Es entstand im Europäischen Zentrum der Künste in Dresden-Hellerau im Rahmen von Explore Dance, einem bundesweiten Netzwerk, das Tanz für junges Publikum fördert. Daran beteiligen sich Tänzerinnen und Choreographen in insgesamt vier deutschen Städten: Potsdam, München, Dresden und Hamburg.

Corinna Harfouch, Peter Lohmeyer und Hideyo Harada beim Konzert in Dresden Hellerau
"Schwanensee in Sneakers" wurde am Festspielhaus Hellerau entwickelt. Bildrechte: MDR / Andreas Lander

Das Netzwerk entwickle Tanzstücke explizit für Schulkinder, erklärt Franziska Ruoss, Projektkoordinatorin von Explore Dance in Hellerau: "Wir glauben, dass es eine Lücke ist im Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche – und haben uns auch gefragt: Wie bringt man diese Stücke dem Zielpublikum näher? Wir glauben, dass man sie da besuchen muss, wo sie sind, an ihrem Wirkungsort."

Der Titel ist ein Begriff, auch die Form, das Ballett – aber der Inhalt weniger.

Choreografin Nora Otte über "Schwanensee"

Schwarz-Weiß-Porträt einer Frau mit schulterlangen Haaren und Brille.
Mit ihrem Stück bringt Regisseurin Nora Otte den Klassiker "Schwanensee" einen neuen Publikum nahe. Bildrechte: André Leischner

Das tun auch Till und Otte mit ihrem Tanzstück. Sie haben "Schwanensee in Sneakers" bundesweit in Schulen aufgeführt und sich in diesem Rahmen mit dem jugendlichen Publikum über deren Vorstellung von Tanz ausgetauscht. Viele hätten schon von "Schwanensee" gehört, sagt Regisseurin Otte, wüssten aber nicht wirklich, worum es geht.

Till sagt von sich, sie habe großen Respekt vor klassischem Tanz: "Ich kann das gar nicht so gut. Aber wir wollen erzählen, dass jeder Körper viel ausdrücken kann mit dem Tanz, mit der Musik... Das fanden die Kinder, glaube ich, sehr inspirierend."

Deutsche Tanzplattform 2024

Nicht nur die Kinder und Jugendlichen, offenbar auch die Jury der diesjährigen Deutschen Tanzplattform sind von "Schwanensee in Sneakers" angetan. Sie hat die Dresdner Produktion ausgewählt. Vom 21. bis 25. Februar 2024 präsentiert das Festival zehn besonders bemerkenswerte Tanz- und Performanceproduktionen aus ganz Deutschland. Der Auftritt der Dresdnerinnen steht am zweiten Festivaltag (15.30 Uhr, Theater Freiburg) auf dem Programm.

Eine Frau mit kurzen, braunen Haaren schaut in die Kamera
Die Dresdner Tänzerin Anna Till tritt erstmals bei der renommierten Deutschen Tanzplattform auf. Bildrechte: ANdré Wirsig

Die Jury hat den eigenen Angaben zufolge mehr als 550 eingereichte Arbeiten gesichtet. Im Sichtungsprozess wurden ausschließlich Arbeiten berücksichtigt, die zwischen Anfang September 2021 und Ende August 2023 ihre Ur- oder Erstaufführung hatten. Zur aktuellen Jury gehören Dramaturginnen und Dramaturgen, ein Theaterwissenschaftler sowie Vertreterinnen des gastgebenden Theaters Freiburg.

Die Tanzplattform versteht sich selbst als "Forum zur Präsentation aktueller Entwicklungen und innovativer Strömungen im zeitgenössischen Tanz in und aus Deutschland". Gegründet wurde sie 1994 und findet seitdem sie in wechselnden Städten statt. 2024 ist die nunmehr 16. Ausgabe.

Quelle: MDR KULTUR (Uta Burkhardt), Explore Dance, Tanzplattform Deutschland 2024
Redaktionelle Bearbeitung: bh

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | Kultur kompakt - MDR Kulturnachrichten | 21. Februar 2024 | 08:30 Uhr

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