Der Schriftzug «Zeugnisausgabe» wird an eine Tafel geschrieben.
Die sächsischen Schülerinnen und Schüler belegen bei der bundesweiten Pisa-Studie regelmäßig den Spitzenplatz. Sachsens Kultusministerium sieht dennoch einen zunehmenden Leistungsabfall beim Lesen und Schreiben. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Wolf

Schulpolitik Grundschüler in Sachsen erhalten mehr Deutsch- und Sachunterricht

12. März 2024, 17:14 Uhr

Beim bundesweiten Bildungsmonitor haben Sachsens Schulen im Jahr 2023 ihre jahrelange Führungsrolle als Klassenprimus verteidigt. Also alles prima? Sachsens Kultusminister Christian Piwarz tritt auf die Euphoriebremse. Er will die Leistungen der Grundschüler im Freistaat verbessern und plant für sie im Kernfach Deutsch und einem weiteren Fach mehr Unterricht in der Stundentafel ein.

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Sachsens neue Schulanfängerinnen und Schulanfänger sollen mehr Unterricht in Deutsch und Sachunterricht erhalten. Wie Kultusminister Christian Piwarz (CDU) am Dienstag in Dresden ankündigte, werden Erstklässler ab dem kommenden Schuljahr 2024/2025 eine Stunde mehr Sachunterricht erhalten, um ihr Wissen in Natur, Technik und Gesellschaft zu stärken. Für Zweitklässler werde eine Stunde mehr Deutsch eingeplant. Trotz der Aufstockung soll es demnach keine Streichungen in anderen Fächern geben.

Sinkendes Niveau beim Lesen und Schreiben

In beiden Fächern würden dann zusammen zehn Wochenstunden an Grundschulen und Förderschulen unterrichtet. Das Kultusministerium reagiert damit nach eigenen Angaben auf ein sinkendes Leistungsniveau beim Lesen und Schreiben. "Die Kinder kommen heutzutage mit Entwicklungsunterschieden von bis zu drei Jahren in die Schule", sagte Piwarz. Es werde immer schwieriger, allen die Grundkompetenzen zu vermitteln. "Deshalb brauchen wir für die Kinder ein Stück mehr Unterrichtszeit."

Der sächsische Kultusminister Christian Piwarz.
Bildrechte: MDR

Die Kinder kommen heutzutage mit Entwicklungsunterschieden von bis zu drei Jahren in die Schule. So wird es immer schwerer, allen Schülerinnen und Schülern die basalen Kompetenzen zu vermitteln.

Christian Piwarz (CDU) Kultusminister in Sachsen

So verändert sich die Stundentafel im Schuljahr 2024/2025

  • Klassenstufe 1: Sachunterricht steigt von bisher zwei auf drei Wochenstunden
  • Klassenstufe 2: Deutsch steigt von sechs auf sieben Wochenstunden
  • Sorbische Grundschulen: wahlweise Aufstockung um je eine Stunde Sorbischunterricht

Quelle: Sächsisches Kultusministerium

Mehr Deutsch für ältere Grundschüler ab 2025

Die zusätzlichen Stunden Deutsch und Sachunterricht sollen Piwarz zufolge auch Dritt- und Viertklässler erhalten. Geplant sei das aber erst im Schuljahr 2025/2026. "Wir brauchen das tägliche Üben in Lesen und Rechtschreiben. Lese- und Textverständnis sind das A und O für jedes weitere Lernen, egal in welchem Fach", betonte der sächsische Kultusminister.

SPD und Gewerkschaft: Qualität entscheidet

Die bildungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Sächsischen Landtag Christin Melcher lobte die Pläne. Sie schafften Zeit zum Üben und Festigen. Zugleich warnte sie davor, Grundschüler über Gebühr zu belasten. Auch dürfe die Aufstockung nicht zulasten anderer wichtiger Stunden gehen. SPD-Bildungsexpertin Sabine Friedel zufolge ist vor allem die Qualität des Unterrichts entscheidend. Hier blieben für Piwarz' Behörde Hausaufgaben wie beispielsweise beim projektbezogenen Lernen.

Wie die SPD verlangte auch die Bildungsgewerkschaft GEW, dass die Lernbedingungen an sächsischen Grundschulen verbessert werden. Dazu gehörten kleinere Klassen und verlässliche Förderangebote, sagte die stellvertretende GEW-Landesvorsitzende Claudia Maaß. Der Sächsische Lehrerverband (SLV) sieht durch zusätzliche Stunden die Lehrkräfte stärker belastet. Zum Ausgleich müssten sie demnach von unterrichtsfremden Aufgaben befreit werden und eine Klassenleiterstunde pro Woche erhalten.

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MDR (wim/bdi)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 12. März 2024 | 19:00 Uhr

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