Tage der deutschsprachigen Literatur Wettlesen in Klagenfurt hat begonnen: Leipziger Autorin im Rennen um Bachmannpreis
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27. Juni 2024, 13:50 Uhr
Anders als bei anderen Literaturpreisen debattiert die Jury nicht hinter verschlossenen Türen: Der Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 hat begonnen. Seit Donnerstag ist das Wettlesen im Livestream zu sehen, ebenso wie die Jury-Diskussionen. Bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt (Österreich) sind mit Christine Koschmieder, Olivia Wenzel und Káska Bryla auch drei Autorinnen im Rennen, die in Mitteldeutschland ihre Laufbahn starteten.
- Beim Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 gehen drei Autorinnen aus Mitteldeutschland an den Start.
- MDR KULTUR-Literaturredakteurin Katrin Schumacher räumt Christine Koschmieder ("Dry"), die lange in Leipzig lebte, große Chancen ein.
- Am 30. Juni wird die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung vergeben, Wettlesen und Jury-Diskussion überträgt 3sat live.
Ins Rennen um den renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis 2024 gehen ab Donnerstag auch drei Autorinnen, die in Sachsen und Thüringen ihre Laufbahn starteten und für ihre Debüts gefeiert wurden.
Koschmieder geht an Grenzen
So reist Christine Koschmieder, die lange in Leipzig lebte, zum Wettlesen ins österreichische Klagenfurt, wo bei den 48. Tagen der deutschsprachigen Literatur insgesamt 14 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz um eine der begehrtesten literarischen Auszeichnungen ringen. Zum Finale am 30. Juni wird der mit 25.000 Euro dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen.
In Koschmieder sieht MDR KULTUR-Literaturredakteurin Katrin Schumacher eine der versiertesten Autorinnen des Wettbewerbs. Zuletzt habe Koschmieder radikal über Themen wie Alkoholentzug oder Scham geschrieben. Sie liest auf Einladung von Mithu Sanyal ("Identitti") in Klagenfurt.
Wenzel: "Sich mutig dem Schmerz stellen"
Was Koschmieder, Jahrgang 1972, mit der aus Weimar stammenden jungen Autorin Olivia Wenzel verbinde, sei der Mut an Grenzen zu gehen, führt Kritikerin Schumacher weiter aus. Beide stünden für "eine Art körperliche Literatur, die sich mutig dem Schmerz stellt". Insofern dürfe das Publikum gespannt sein, welche neuen Texte sie nun in Klagenfurt vorstellen.
Eingeladen wurde außerdem Káska Bryla, Jahrgang 1978. Die Österreicherin ist Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig.
Sucht, Scham, Rassismus in Ostdeutschland
Koschmieder sorgte zuletzt mit ihrem mutigen autofiktionalen Roman "Dry" für Aufsehen, mit dem sie ihre Alkoholsucht öffentlich machte. Auch im Nachfolger "Schambereich. Über Sex sprechen" geht sie in die Tabuzone.
Wenzel erzählte in ihrem Roman "1000 Serpentinen Angst" vom Aufwachsen als Schwarze Person in Ostdeutschland, damit kam sie 2020 auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis.
Brylas Debüt "Roter Affe" war eine ungewöhnliche Road Novel um die Macht der Freundschaft, Schuld und Verrat. 2022 erschien ihr Coming-of-Age-Roman "Die Eistaucher".
Aus Deutschland wurden außerdem die Spoken-Word-Talente Miedya Mahmod und Henrik Szanto eingeladen.
Wettlesen und Jury-Diskussion live
Der Wettbewerb ist eine Hommage an die 1926 in Klagenfurt geborene Schriftstellerin Ingeborg Bachmann. Zu ihren bekanntesten Werken gehören das Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan" und der Roman "Malina". Anders als bei anderen Literaturpreisen debattiert die Jury nicht hinter verschlossenen Türen, sondern vor den Kandidaten, vor Publikum und laufenden TV-Kameras. 3sat überträgt den ganzen Wettbewerb live.
Neben dem Hauptpreis werden noch weitere Auszeichnungen wie der mit 7.000 Euro dotierte Publikumspreis oder der mit 7.500 Euro dotierte 3sat-Preis vergeben. Den Vorsitz der Bachmann-Jury hat erstmals der Grazer Germanist Klaus Kastberger in der Nachfolge von Insa Wilke.
2023 wurde die Schriftstellerin Valeria Gordeev mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet, die Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig setzte sich mit dem Text "Er putzt" in Klagenfurt durch.
Quellen: MDR KULTUR (Katrin Schumacher), 3Sat, Bachmannpreis
Redaktionelle Bearbeitung: ks, bh
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 27. Juni 2024 | 08:40 Uhr