Demo-Ticker Sitzblockade stoppt rechte Demonstration in Leipzig

26. November 2022, 21:44 Uhr

In Leipzig gab es am Sonnabend mehrere Demonstrationen. Gegen eine anti-amerikanische Kundgebung rechter Gruppierungen hatte sich ein breites Bündnis organisiert. 14 Hundertschaften der Polizei waren im Einsatz. MDR SACHSEN berichtete in einem Ticker von den Ereignissen.

Überblick: Die wichtigsten Meldungen

21:44 Uhr | Ticker-Ende

An dieser Stelle beenden wir den Ticker zu den Demonstrationen in Sachsen. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung des Tages. Wir bedanken uns für Ihr Interesse.

21:37 Uhr | Polizei legt erste Bilanz vor

Die Polizeidirektion Leipzig hat eine erste Bilanz des Versammlungsgeschehens gezogen. Demnach wurden über ein Dutzend Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen mehreren Widerständen und tätlichen Angriffen gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigungen, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Körperverletzungen, eines Raubes, einer Nötigung und drei Verstößen gegen das Versammlungsgesetz

20:13 Uhr | Spontane Versammlungen in der Stadt

Wie die Polizei auf Twitter mitteilt, wurden mehrere spontane Versammlungen angezeigt. Dadurch könne es temporär zu Verkehrseinschränkungen kommen.

19:17 Uhr | Rechte Kundgebung offiziell aufgelöst

André Poggenburg hat die Kundgebung offiziell für beendet erklärt. Damit konnte der rechtsextreme Aufzug erneut nicht wie geplant durch Leipzig demonstrieren. Die Mehrheit will aber bleiben, berichtet ein MDR-Reporter.

19:05 Uhr | Polizeisprecher: Zweite Blockade wird nicht geräumt

Im Interview mit dem MDR SACHSENSPIEGEL erklärt Polizeisprecher Olaf Hoppe, dass die zweite Blockade auf der Ebert-Straße nicht geräumt wird. Man sei dabei, eine Lösung zu finden. Es sei derzeit unklar, wann das Einsatzgeschehen endet. Die Zahl der Teilnehmer bezifferte er auf beiden Seiten mit etwa 1.200. Das sind deutlich weniger als die Zahlen, die die Veranstalter der anti-amerikanischen Kundgebung rausgegeben haben.

19:00 Uhr | Rechter Aufzug steht, brennende Barrikade

Die Demonstration der "Ami go home"-Kundgebung kann seit etwa einer halben Stunde nicht weiterlaufen. Grund ist eine weitere Blockade auf der Friedrich-Ebert-Straße. Unterdessen wurde auf der Gustav-Mahler-Straße eine brennende Barrikade errichtet. Diese wurde als mögliche Umleitungsroute gehandelt.

18:55 Uhr | Live-Schalte im MDR SACHSENSPIEGEL

Über die aktuelle Lage bei den Demonstrationen berichtet um 19 Uhr auch der MDR SACHSENSPIEGEL. Dabei ist auch eine Live-Schalte mit Polizeisprecher Olaf Hoppe geplant.

18:40 Uhr | Berichte über Behinderungen zu Pressearbeit

Mehrere Journalisten vor Ort berichten über Behinderungen seitens der Polizei an ihrer Arbeit. Jörg Reichel von der DJU Berlin-Brandenburg schreibt auf Twitter unter anderem, dass eine Journalistin von Polizeibeamten mit einem Schlagstock bedroht worden sein soll.

18:05 Uhr | Rechter Demozug gestartet

Die rechte Demonstration schlägt wegen der Blockaden eine andere Route ein, es geht jetzt in Richtung Karl-Tauchnitz-Straße. An der Harkortstraße kommen sich beide Lager nach Beobachtung eines MDR-Reporters sehr nah. Während der Gegenprotest ruhig agiert, setzt der rechte Demozug Trommeln und Tröten ein.

17:45 Uhr | Route blockiert - Polizei räumt Sitzblockade

Weil die Route von Gegendemonstranten blockiert ist, kann die Demonstration auf dem Simsonplatz nicht starten. Laut Polizei wird eine Sitzblockade auf der Friedrich-Ebert-Straße geräumt, nachdem die Teilnehmer trotz Aufforderung den Weg nicht freigemacht hätten.

17:30 Uhr | Elsässer spricht vom "Militärkolonialreich"

Der Demozug der "Ami go home"-Kundgebung will sich in Bewegung setzen. Zuvor hatten der ehemalige AfD-Politiker André Poggenburg und "Compact"-Publizist Jürgen Elsässer auf der Bühne ihre anti-amerikanischen Positionen verbreitet. Elsässer sieht Deutschland als "Militärkolonialreich", da in keinem anderen Land so viele US-Truppen stationiert sei. Poggenburg forderte einen "freien deutschen Boden". Die Teilnehmerzahl bleibt bislang weiter unter den Erwartungen. Eigenen Angaben zufolge sind 3.600 Demonstranten gekommen.

17:13 Uhr | Böllerwurf auf Gegendemonstranten - Berichte über Verletzte

Aus der Versammlung des rechtsextremen Lagers heraus sollen Böller auf die Gegendemonstranten geworfen worden sein. Dabei sollen Menschen auch verletzt worden sein, wie das Netzwerk "Leipzig nimmt Platz" auf Twitter schreibt. Ein MDR-Reporter hat zwar Böller gehört, aber nicht gesehen, wo er gelandet ist. Nach Angaben der Gegendemonstranten haben sie mehrere Punkte auf der geplanten Demonstrationsroute der anti-amerikanischen Kundgebung blockiert.

16:40 Uhr | Weitere Sitzblockaden und Pyrotechnik

Laut Polizei gibt es mehrere Sitzblockaden der Gegendemonstranten. Eine sei inzwischen selbst aufgelöst worden, bei einer anderen sei eine Versammlung angezeigt worden. Die Polizei sei vor Ort. Zudem sei Pyrotechnik gezündet worden. In den sozialen Netzwerken gibt es Kritik, die Polizei hätte Sitzblockaden gewaltsam aufgelöst.

16:27 Uhr | Stefan Hartung als Redner bei "Compact"-Demo

Bei der Kundgebung des rechtsextremen "Compact"-Magazins spricht unter anderem Stefan Hartung, NPD-Mitglied und Gründungsmitglied der "Freien Sachsen" aus dem Erzgebirge. Er bezeichnet Sachsen als Epizentrum des Protests und bezieht sich dabei unter anderem auf den Arbeiteraufstand in der DDR im Jahr 1953. Hartung wiederholt bekannte Aussagen der Szene, wonach sich Deutschland seine Politik von den USA diktieren lassen würde. Er forderte Frieden und Wirtschaft mit Russland und den Ausschluss von "Sozialtouristen".

16:13 Uhr | Polizei zieht Plakate ein

Die Polizei ist heute mit einem Großaufgebot im Einsatz, ein Polizeihubschrauber kreist über dem Einsatzgebiet. Auch nach Hinweisen des Verfassungsschutzes hat sie sich auf den größten Einsatz des Jahres vorbereitet. Eigenen Angaben zufolge wurden zur Unterstützung Polizeikräfte aus Bayern, Sachsen-Anhalt und Thüringen angefordert. Bei der Demonstration auf dem Simsonplatz hat die Polizei Plakate eingezogen, auf denen Bundespolitiker in Sträflingskleidung abgebildet waren. Diese seien geeignet, die öffentliche Sicherheit zu stören, teilte die Polizei auf Twitter mit.

Die Polizei äußerte sich auch zu Teilnehmerzahlen. Demnach liege diese auf dem Simsonplatz "im oberen dreistelligen Bereich", bei den Gegendemonstranten im "niedrigen vierstelligen Bereich".

15:50 Uhr | Sitzblockade der Gegendemonstranten

Gegen die Kundgebung des rechten Lagers sind fünf Proteste angekündigt. Aktuell vesuchen Gegendemonstranten die Demonstrationsroute der anti-amerikanischen Demonstration zu blockieren. So gibt es unter anderem auf der Friedrich-Ebert-Straße eine Sitzblockade. Auf der gegenüberliegenden Seite des Simsonplatzes versuchen Gegendemonstrationen mit Trommeln die Kundgebung zu stören.

15:38 Uhr | Teilnehmer der anti-amerikanischen Demonstration am Simsonplatz

Auf dem Simsonplatz haben sich hunderte Menschen zur Kundgebung des Compact-Magazins versammelt. Sie tragen Plakate, auf denen unter anderem "Ami go home" und "Frieden mit Russland" zu lesen ist. Neben den "Freien Sachsen" sind auch Vertreter von "Freies Thüringen" versammelt. Die Demonstrierenden skandieren "Frieden, Freiheit, Souveränität".

15:30 Uhr | Zahlreiche Verkehrseinschränkungen in der gesamten Stadt

Insgesamt sind bei der Stadt Leipzig für heute sechs Demonstrationen und Kundgebungen angemeldet worden. Wegen des hohen Besucheraufkommens auf dem Weihnachtsmarkt wurden die Versammlungen vom Ring wegverlegt. Ortskundige sollten die Bereiche weiträumig umfahren, so das Ordnungsamt

An folgenden Orten sind Kundgebungen und Demonstrationen angemeldet:

  • Simsonplatz 15.30 bis 20.30 Uhr (dazwischen Demonstration unter anderem über Karl-Tauchnitz-Straße - Friedrich-Ebert-Straße - Käthe-Kollwitz-Straße)
  • Querstraße 14.30 bis 15.30 Uhr
  • Lindenauer Markt 14 bis 18 Uhr (dazwischen Demonstration unter anderem über Zschochersche Straße - Karl-Heine-Straße - Anton-Bruckner-Allee)
  • Rabet 14 bis 18 Uhr (dazwischen Demonstration unter anderem über Eisenbahnstraße - Rosa-Luxemburg-Straße - Goethestraße - Richard-Wagner-Straße)
  • Connewitzer Kreuz 14 bis 18 Uhr (dazwischen Demonstration unter anderem über Karl-Liebknecht-Straße - Peterssteinweg - Wilhelm-Leuschner-Platz)
  • Harkortstraße 15.30 bis 17.30 Uhr Kundgebung

15:20 Uhr | OB Jung ruft zu Solidarität auf

Mit Blick auf die angekündigten Demonstrationen hat Oberbürgermeister Burkhard Jung zu Solidarität aufgerufen. Im Krieg stehe Leipzig sowohl an der Seite der Ukraine, als auch an der Seite der US-Amerikaner, welche die ukrainischen Streitkräfte unterstützten, sagte der SPD-Politiker vorab. "Die Amerikaner sind seit Jahrzehnten ein zuverlässiger Verbündeter", sagte Jung. Er rief alle Seiten zu Gewaltfreiheit auf.

Ohne die Unterstützung der Amerikaner stünden auch die ukrainischen Streitkräfte in ihrem Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer deutlich schwächer da.

Burkhard Jung Oberbürgermeister Leipzig

15:00 Uhr | Mehr als 15.000 Demonstrierende erwartet

Der Stadt Leipzig steht ein weiteres Demonstrationswochenende bevor. Anhänger des rechtsextremen "Compact Magazins" um Chefredakteur Jürgen Elsässer haben für Sonnabend eine Kundgebung mit mehr als 15.000 Teilnehmern angemeldet, wie das Ordnungsamt Leipzig am Freitag mitteilte. Die Kundgebung vor dem Bundesverwaltungsgericht steht demnach unter dem Motto "Ami go home".

Dagegen regt sich ein breiter Widerstand. Unter anderem ruft das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" zum Gegenprotest auf. Laut Ordnungsamt sind mehrere Demonstrationen angemeldet. Auch der frühere Leipziger Thomaskirchen-Pfarrer Christian Wolff appellierte, "ein deutliches Zeichen für die freiheitliche Demokratie zu setzen".

An der rechtsradikalen Kundgebung wollen Mitglieder der AfD und der rechtsextremen Kleinstpartei "Freie Sachsen" teilnehmen. Neben Elsässer werden als Redner der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke und der frühere Vorsitzende der AfD Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, erwartet.

Quelle: MDR (phb,dkö)/epd/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 26. November 2022 | 19:00 Uhr

21 Kommentare

Dachs am 27.11.2022

Ich fragen mich obwohl seit Jahren bekannt ist, dass die Gegendemonstrationen nicht friedlich verlaufen, das diese in einer angebliche Demokratie noch genehmigt werden. Zumal Gegendemonstrationen über Vereine noch mit Steuergeld finanziert werden. Es ist ein Trauerspiel.

Simone am 27.11.2022

@der Gnatz
Wenn extrem Linke und extrem Rechte teilweise die gleichen Parolen ausgeben, dann mag das daran liegen, dass beide Gruppierungen durchaus mit Putins Russland einen gemeinsamen Sponsor haben, der eben auch Gegenleitungen für die Unterstützung solch extremer Gruppierungen in Europa fordert. Russland führt ja nicht erst seit kurzem einen hybriden Krieg gegen die Demokratien Europas um sie in ihrer Handlungsunfähigkeit zu schwächen. Im Vergleich zu den Kosten eines Marschflugkörpers sind ein paar Millionen für extreme Partien in Deutschland, die die Handlungsfähigkeit unseres Landes zumindestens beeinträchtigen, ein Schnäppchen.

Dass man glaubt in Ostdeutschland mit plumpen Antiamerikanismus auf einen breiten Resonanzbden zu treffen, liegt wohl an der Diktatursozialisierung der Menschen dort während der SED Diktatur, in der genau solch ein Antiamerikanismus verordnete Staatsdoktrin war.

der Gnatz am 27.11.2022

Von Weitem betrachtet verschwimmt die Zuordnung zu "Rechts" und "Links" zunehmend.
Vor wenigen Jahren wären es die anderen gewesen, bei denen "Ami Go Home" zu lesen und hören wäre. Verkehrte Welt.

Aus welchem Lager heraus die Polizei beschimpft und angegriffen wurde, wer Barrikaden errichtet und angezündet hat, Pyrotechnik eingesetzt hat, Widerstand und tätlichen Angriff gegen Vollstreckungsbeamte geleistet hat, Nötigung, Raub etc begangen hat, bleibt interessant zu beobachten.

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