Energie-Krise Kretschmer fordert erneut Fracking als Ersatz für russisches Erdgas

21. August 2022, 17:38 Uhr

Je mehr sich die Energie-Krise in Deutschland zuspitzt, umso lebhafter wird die Diskussion um eine Alternative zu russischem Gas geführt. Am Wochenende hat sich auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erneut in die Debatte eingemischt. Er plädiert für eine Gas-Gewinnung durch Fracking in Deutschland.

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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat sich erneut für die Gasgewinnung durch sogenanntes Fracking in Deutschland ausgesprochen. Er sagte dem "Tagesspiegel", um unabhängiger von Russland zu werden, müsse man alle Ressourcen im eigenen Land nutzen. Mit heimischem Fracking-Gas ließe sich die Abhängigkeit von Russland und auch vom Weltmarkt reduzieren, sagte er.

Fracking aus Umweltschutzgründen in Deutschland verboten

Beim Fracking wird Gas mit Chemikalien und Druck aus tief liegenden Gesteinsschichten gewonnen. Die Technologie ist in Deutschland verboten, weil Gefahren für Grund- und Trinkwasser befürchtet werden.

Heimisches Fracking-Gas wäre eine Möglichkeit, um die Abhängigkeit von Russland und auch vom Weltmarkt zu reduzieren.

Michael Kretschmer sächsischer Ministerpräsident

Für Kraftwerke sei es unerheblich, ob dort LNG-Gas aus den USA, Pipeline-Gas aus Russland oder Fracking-Gas aus Deutschland genutzt werde. "Nur der Preis unterscheidet sich enorm." Ohne Nutzung der eigenen Ressourcen könne Deutschland die hohen Energiepreise nicht senken. "Das ist ein Weg, den dieses Land nicht aushält", warnte Kretschmer.

Zugleich sprach sich Kretschmer gegen eine Öffnung der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 aus. Nord Stream 1 funktioniere. Die Verringerung der Gasmenge dort sei nur eine Reaktion Russlands auf die verhängten Sanktionen. Er widersprach damit Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP), der am Freitag eine Nutzung von Nord Stream 2 ins Spiel gebracht hatte. "Wir wissen doch alle, dass das ein vergiftetes Angebot ist", bewertete Kretschmer die Offerte Moskaus.

Ministerpräsident hält Verzicht auf russisches Gas auf Jahre nicht für möglich

Einen kompletten Verzicht auf russisches Gas hält Kretschmer in den kommenden fünf bis zehn Jahren nicht für möglich. Das Problem sei auch nicht zu lösen, indem alle ein bisschen weniger heizen oder beleuchten, so Kretschmer.

Die Bundesregierung will möglichst komplett auf russisches Gas verzichten. Da sage ich: 'Das geht nicht.' Wir lösen das Problem auch nicht, indem wir alle ein bisschen weniger heizen oder beleuchten.

Michael Kretschmer sächsischer Ministerpräsident

Der Verbrauch liege im Wesentlichen in der Industrie. Diesen bekomme man nicht signifikant gesenkt, ohne dass Arbeitsplatzverluste drohen, sagte Kretschmer dem "Tagesspiegel". Der sächsische Ministerpräsident fordert, dass Deutschland eine Vermittlerrolle einnimmt, um auf ein Ende des Krieges hinzuwirken. "Wir müssen uns für ein Ende des Krieges engagieren, damit eine wirtschaftliche Zusammenarbeit wieder möglich ist."

Kretschmer: Deutschland sollte aus Position der Stärke verhandeln

Gleichzeitig plädiert Kretschmer dafür, mit Russland aus einer Position der Stärke zu verhandeln. Er fordert, dass Deutschland mehr in seine Sicherheit und die Europas investiert. Der CDU-Politiker nannte im "Tagesspiegel" dauerhaft höhere Militärausgaben und einen Raketenabwehrschirm.

Wir müssen mit ganzer Kraft in die Sicherheit Deutschlands und Europas investieren. Mit einem Raketenabwehrschirm, der die baltischen Länder sowie Rumänien und Bulgarien schützt.

Michael Kretschmer sächsischer Ministerpräsident

Deutschland müsse zudem wirtschaftlich stark bleiben. "Wir müssen eine so große wirtschaftliche Kraft haben, dass wir auch gegen China bestehen können. Aber dieser Krieg macht uns wirtschaftlich immer schwächer." Kretschmer sieht keine Alternative dazu, den Krieg am Verhandlungstisch zu lösen. Kretschmer machte jedoch klar, dass das Eintreten für einen Waffenstillstand nicht bedeute, dass man territoriale Zugeständnisse an Russland machen werde. Dieser Krieg sei Unrecht und die Gebiete seien ukrainisches Staatsgebiet.

Dieser Krieg ist Unrecht und die Gebiete sind ukrainisches Staatsgebiet.

Michael Kretschmer sächsischer Ministerpräsident

MDR (sth)/epd

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 21. August 2022 | 13:00 Uhr

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