Gesundheitswesen Hunderte Millionen Euro für Gesundheitsversorgung in Thüringen gefordert

05. November 2024, 06:56 Uhr

Die Gesundheitsversorgung in Thüringen muss nach Ansicht von Ärzteverbänden, Krankenkassen und Krankenhausbetreibern schnell umgebaut werden. Von der neuen Landesregierung fordern sie ein schnelles und massives Handeln.

Ärzte, Krankenhäuser und gesetzliche Krankenkassen fordern zur Sicherung der Gesundheitsversorgung in Thüringen millionenschwere Unterstützung vom Land.

In einem gemeinsamen Positionspapier der Kassenärztlichen Vereinigung und der Landeskrankenhausgesellschaft hieß es am Montag, dass es nötig sei etwa ein jährlich mit 125 Millionen Euro ausgestattetes Landesprogramm, um die Krankenhäuser fit für die durch die Klinikreform des Bundes zu erwartenden Strukturveränderungen zu machen. Bisher hatte das Land zumindest ein Bürgschaftsprogramm übr 100 Millionen Euro für Kliniken in wirtschaftlicher Not angekündigt. Das Jenaer Uni-Klinikum wurde bereits vom Land finanziell unterstützt.

Landesregierung gefordert, um mehr Ärzte anzulocken

Angesichts der massiven strukturellen Herausforderungen im Gesundheitswesen sei schnelles Handeln geboten. Die medizinische Versorgung der Menschen in Thüringen sei eine der drängendsten Aufgaben der neuen Landesregierung. Gefordert wird neben mehr Medizin- und Zahnmedizinstudienplätzen die Fortsetzung der Landesförderung für Ärzte, die sich in von Unterversorgung bedrohten oder bereits betroffenen Regionen niederlassen.

Die Zuwendung des Landes für die Stiftung ambulante Versorgung in Thüringen in Höhe von jährlich einer Million Euro sollte nach dem Willen der Verbände im Haushalt verankert werden. Die Stiftung vergibt unter anderem Stipendien für Nachwuchsmediziner, die sich nach ihrem Facharztabschluss in Thüringen niederlassen.

Pilotkliniken als mögliche Lösung

Laut Matthias Zenker von der Landesärztekammer können Pilotkliniken eine Lösung sein, in denen Patienten teils ambulant, teils stationär behandelt werden. Zenker warnte, dass die jetzigen Strukturen im Gesundheitswesen wegen der sinkenden Einwohnerzahl in Thüringen nicht erhalten werden könnten. Die Politik agiere bis jetzt plan- und mutlos.

Erstmals Krankenhaus in Thüringen vollständig geschlossen

In diesem Jahr hatten in Thüringen Krankenhausinsolvenzen in Süd- und Südostthüringen für Schlagzeilen gesorgt. Erstmals überhaupt wurde mit dem Krankenhaus in Schleiz (Saale-Orla-Kreis) eine Akutklinik wegen einer Insolvenz geschlossen.

Das Krankenhaus in Neuhaus am Rennweg (Sonneberg) wie auch das in Bad Frankenhausen sollen in ein ambulantes Gesundheitszentrum mit mehreren Arztpraxen umgewandelt werden. Die Notaufnahme in Neuhaus ist nur noch von 7 bis 19 Uhr besetzt. Zum 6. Dezember wird sie komplett geschlossen

In der vergangenen Woche hatte der Haushaltsausschuss des Landtags den bisherigen Regiomed-Krankenhäusern Hildburghausen und Sonneberg eine 15 Millionen Euro umfassende Landeshilfe für den Neustart aus der Insolvenz bewilligt.

Mehr zu Krankenhäusern in Thüringen

MDR (jn/dpa)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 04. November 2024 | 18:00 Uhr

18 Kommentare

MalNachdenken vor 4 Wochen

"Wer ungesund lebt und dauernd krank ist, muss mehr in die Krankenkasse bezahlen."
Und wenn man älter wird und kränker (so der Lauf der Dinge) gibt man sein Erspartes und die eventuelle Rente/Pension an die Krankenkasse ab - obwohl man 40 Jahre lang kaum krank war?
Kommt mir irgendwie unsozial vor...

"...und die Gerechtigkeitslücke schließen"
Welche denn?

Deutscher_Patriot vor 4 Wochen

Mit nur immer mehr Geld ist es aber nicht getan.
Das Geld muss sinnvoll eingesetzt werden, und nicht nach dem Gießkannenprinzip ausgestreut werden.

Außerdem muss es wie überall auch bei der Gesundheit mehr Eigenverantwortung geben.
Bei der Autoversicherung fängt man mit 150% an, und wenn man gesund fährt und keine Unfälle baut, kommt man in Schadensfreiheitsrabatt.

Warum macht man das nicht auch so bei der Krankenkasse?

Wer gesund lebt und wenig krank wird, bekommt Rabatt.
Wer ungesund lebt und dauernd krank ist, muss mehr in die Krankenkasse bezahlen.

Das würde einen Anreiz zum gesunden Leben ergeben und die Gerechtigkeitslücke schließen.

In dem Sinne ...



Eddi58 vor 4 Wochen

@MalNachdenken
Die strukturellen Probleme des Gesundheitswesens sind sehr komplex und z.T. historisch gewachsen. Die strikte Trennung von ambulanter und stationärer Versorgung ist eine Ursache, die doppelte Facharztstruktur ein Symptom der Krise. Die duale Finanzierung der KH ein weiteres. Die Länder haben ihre Pflicht zur Investition in die KH vernachlässigt und diese habe die Investitionen aus den laufenden Einnahmen getätigt. Die DRG haben zu Fehlanreizen geführt, also schnell und viel operieren, um Einnahmen zu generieren. Dazu braucht es aber Technik und Personal - das kostet.
Obendrauf kommt die Ausschüttung von Dividenden an die Aktionäre von KH-Konzernen.
Ein gordischer Knoten an Problemen - es bräuchte einen Herkules — wir haben nur eine Ampel…🚦

Mehr aus Thüringen