Kinder schauen auf ihre Smartphones
Ein generells Verbot von Handys an Grundschulen ist umstritten. (Symbolbild) Bildrechte: Colourbox.de

Debatte Handyverbot in Thüringer Grundschulen? Das sagen Lehrer und Eltern

14. August 2023, 18:31 Uhr

Es gibt eine neue Verbotsdebatte. Die schleswig-holsteinische Kultusministerin und stellvertretende CDU-Chefin Karin Prien strebt ein generelles Handyverbot in Grundschulen an. Wie wird der Vorschlag in Thüringen gesehen? Die wichtigsten Fragen dazu klären wir hier.

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Stößt die Forderung von Karin Prien in Thüringen auf Zustimmung?

Nicht bei denen, die sich täglich mit dem Problem befassen. Lehrerverband und Landeselternvertretung sagen zwar, dass aufgepasst werden muss, dass es nicht zu viel wird mit den Smartphones. Landeselternsprecherin Claudia Koch sagte aber auch, man müsse nicht immer alles gleich verbieten.

Natürlich gebe es vereinzelt in Grundschulen Probleme mit Smartphones. Aber sie werden eben auch für wichtige Dinge benutzt. Viele Familien organisierten Teile ihres täglichen Lebens über Chatgruppen bei Whatsapp oder ähnlichen Diensten. Und das könne man nicht einfach übergehen.

Wird das Smartphone in der Schule überhaupt als Problem gesehen?

Grundschüler ziehen das Telefon natürlich manchmal unter dem Tisch zu Rate und auch in den Pausen wird darauf gedaddelt. Es lenkt ab - und nicht nur den Schüler, dem es gehört. Wieder andere Schüler haben überhaupt kein Smartphone.

Prien sagte der "Bild", dass Kinder zu wenig turnen, zu wenig radeln und zu wenig auf dem Spielplatz sind. Letztlich, weil sie zu viel Zeit am Telefon verbrächten, wo man in den 1980er-Jahren das Fernsehen beschuldigte und seit den 1990er-Jahren Computerspiele.

Doch es gibt Zweifel, ob der Staat jetzt per Verbot eingreifen muss. Das Thüringer Bildungsministerium sagt, zuerst sind die Eltern verantwortlich dafür, ob das Kind ein Handy bekommt und wie es das nutzt. Das sehen auch der Thüringer Lehrerverband und die Elternvertretung so. Eltern müssten ein gutes Beispiel sein, wie eine angemessene Nutzung aussieht. Und da kann nach Meinung des Ministeriums Medienbildung in der Schule besser helfen als ein pauschales Verbot. Das sieht auch die Landeselternsprecherin so.

Was gibt es jetzt schon für Regeln?

Der Chef vom Thüringer Lehrerverband, Frank Fritze, sagt, die Schulkonferenzen könnten in der Hausordnung solche Verbote verankern, wenn sie ein Problem sehen. Auch das Ministerium weist darauf hin, dass die Schulen relativ große Freiheiten haben, diese Fragen direkt vor Ort zu besprechen.

Und Lehrer könnten den Kindern so ein Telefon auch den Rest des Tages wegnehmen, wenn der Unterricht gestört wird. Deswegen gibt es durchaus Zweifel, ob es nun neue Regeln von ganz oben braucht.

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MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 14. August 2023 | 16:00 Uhr

47 Kommentare

knarf vor 39 Wochen

Alex Leipzig:Wenn die Schulzeit Ihrer Tochter zu Beginn der Handyentwicklung war,kann ich die Handylose Zeit verstehen.Heute kann ich mir es nicht
vorstellen!

Bria21 vor 39 Wochen

KLar, ist man früher ohne Handy ausgekommen genau wie ohne so einige andere Dinge, die heute selbstverständlich sind.
Wenn man in einer Fußgängerzone trotzdem mit dem Auto fährt, muss man Strafe zahlen. Das sollte man vielleicht auch für unberechtigte Handynutzung einführen z.B. im Kino, wo mehrere Aushänge auf das Ausschalten während des Films hinweisen aber sich keiner daran hält.
Man kann sich der Digitalisierung nicht verschließen, weil das ganze Leben darauf ausgerichtet ist, aber in Medienkompetenz steckt der Begriff "Kompetenz", darunter verstehe ich den sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang mit Medien.

Bria21 vor 39 Wochen

Man muss ja nicht das Dabeihaben von Handys verbieten. Auch wenn man früher ohne ausgekommen ist, der technische Fortschritt ist nun mal da und heute regelt fast jeder seinen Tagesablauf bzw. sein ganzes Leben darüber.
Es sollte aber selbstverständlich sein, dass Handys (wieso eigentlich nur Smartphones?) währen des Unterrichts ausgeschaltet bleiben und ansonsten vom Lehrer eingezogen werden dürfen.
Generell finde ich diese Handysucht erschreckend, ob beim Einkaufen während eines Verkaufsgesprächs, in der Gaststätte oder sogar im Kino während des Films, machen die Leute am Handy rum. Eltern, die mit ihren Kindern unterwegs sind, achten nicht auf die Kinder sondern nur aufs Handy. Die Kinder bekommen es von den Eltern vorgelebt und es sind de Eltern, nicht die Kinder, die ihnen ein Smartphone kaufen.
Medienkompetent finde ich schon wichtig aber die sollte man gemeinsam mit Eltern oder Lehrern vermitteln,denn man kann mit einem Smartphone durchaus auch nützliche Dinge machen.

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