Jubiläumsfest der Bundeswehr Warum in Erfurt Panzer auf dem Domplatz stehen - Und was die Thüringer dazu sagen
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06. Mai 2023, 11:56 Uhr
Am Freitag rollten Panzer durch Erfurt: Das Logistikkommando der Bundeswehr besteht zehn Jahre und präsentiert sich am Wochenende auf dem Domplatz. Wie denken die Thüringer darüber? Eine Umfrage.
Anlässlich des zehnjährigen Bestehens präsentiert sich das in Erfurt stationierte Logistikkommando der Bundeswehr am Samstag auf dem Domplatz - und hat dazu auch schweres Geschütz aufgefahren.
Mehrere militärische Fahrzeuge werden ausgestellt: unter anderem ein gepanzerter Autodrehkran, Schwerlasttransporter, Spezialfahrzeuge und zwei Panzer. Bei der Aktion sollen verschiedene Aufgaben der Logistik vorgeführt werden, zum Beispiel, wie ein Triebwerksschaden im Gefecht repariert wird.
Das Karrierecenter der Bundeswehr will um Nachwuchs werben. Auch das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr sind auf dem Domplatz. Die US Army hat auch einige Fahrzeuge und Soldaten geschickt. Das soll zeigen: Deutschland ist mit seiner Bundeswehr Teil der Nato.
Panzer auf dem Domplatz: Geteilte Meinungen
Zu der Aktion gibt es geteilte Meinungen. Am Samstagvormittag protestierte das Erfurter Friedensbündnis gegen die Bundeswehrfeier. Panzer gehörten nicht auf den Domplatz, so ein Argument der Demonstranten. Auch bei den Thüringern gibt es zu der Aktion unterschiedliche Ansichten.
"Es ist gut, dass gezeigt wird, wer hier ist und uns schützt", meint Sina, 26 aus Gera, als sie auf die Bundeswehr-Präsentation am Dom angesprochen wird. Oft fühle sich das sehr fern an, doch die öffentliche Ausstellung sei eine gute Erinnerung an die Aufgabe des Bundes.
Es ist gut, dass gezeigt wird, wer hier ist und uns schützt.
Wolfgang, ein 81-Jähriger aus Apolda, teilt Sinas Meinung und findet die Präsenz auf dem Domplatz wichtig. Doch es gibt nicht nur Befürworter. Zwei Studenten der Universität Erfurt, Lennard und Johannes, empfinden die Aktion als "tendeziell unangenehmen" und "im Hinblick auf den Ukrainekrieg fast taktlos". Sie befürchten, dass der Anblick der Panzer Geflüchteten Angst mache.
Im Hinblick auf den Ukrainekrieg ist das fast taktlos.
Unschlüssig über die Aktion ist Anette W., die am Freitagmittag mit ihrem Enkel über den Domplatz schlendert. Sie selbst findet es "nicht so schön, wenn die Bundeswehr auf dem friedlichen Domplatz Werbung für ihre Sache macht, gerade in der heutigen Zeit". Doch sie fügt hinzu, dass es "natürlich für ihren kleinen Enkel sehr spannend ist". Dieser kletterte, betreut von einigen Soldaten, höchst interessiert auf den Panzer.
Auch der Verkäufer Malte F. scheint zu zweifeln. Er steht an einem der Obststände und betrachtet die spazierenden Menschen auf dem Domplatz. "Das ist gut fürs Geschäft" meint er, aber es sei auch "komisch, so Panzer zu sehen".
Bundeswehrkommando in Erfurt organisiert gesamte Logistik
In der Löberfeld-Kaserne im Süden Erfurts hat eine der wichtigsten Abteilungen der Bundeswehr ihren Sitz: das Logistikkommando. Aufgestellt wurde es am 15. Januar 2013. In der Kaserne arbeiten 750 Soldaten und Zivilangestellte. Sie organisieren von dort aus die gesamte Logistik der Bundeswehr.
Lieferungen für die Ukraine
So ist das Kommando beispielsweise für die Lieferung von Materialhilfen an die Ukraine verantwortlich. Nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine hatte Deutschland die Lieferung von Kriegsgerät und Ausrüstung an das überfallene Land zugesagt.
MDR (leh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. Mai 2023 | 19:00 Uhr
Anita L. am 07.05.2023
@knarf, da meine erste Antwort nicht durchkam, hier noch einmal (in der Hoffnung, dass es dann nicht doppelt veröffentlicht wird):
"45 Prozent aller Befragten sprechen sich für eine unveränderte militärische Unterstützung der Ukraine durch den Westen aus" plus "28 Prozent fordern sogar ein stärkeres Engagement" ergeben zusammen 73 Prozentpunkte, was den 74 Prozent in der Pressemitteilung des Europabarometers entspricht. Die von Ihnen gelesenen 45 Prozent sind der Ansicht, dass die aktuelle Unterstützung reicht. 28 Prozent fordern darüber hinausgehende Hilfe (Stichwort Kampfjets). Beide zusammen befürworten grundsätzlich die Unterstützung, während 22 Prozent sich für weniger Unterstützung ausspricht. 45 plus 28 ergeben immer noch die Mehrheit gegenüber 22.
Anita L. am 07.05.2023
@knarf, nein, Waffen helfen den Verteidigern, sich der völkerrechtswidrigen Übernahme zu erwehren. Ohne unsere Unterstützung durch Waffen könnten wir ganz pazifistisch zusehen, wie sich die Ukraine sprichwörtlich mit Händen und Füßen gegen die Auslöschung ihres Volkes und der ukrainischen Identität/Souveränität zur Wehr setzen. Freilich kann keiner in die Zukunft schauen, aber wir können aus der Vergangenheit lernen, dass Russland völkerrechtliches Verhalten egal ist (Krim) und dass es sich auch an Verträge nicht hält (Minsk/Donbas). Alle diplomatischen Versuche bis hin zum Papst waren erfolglos.
Anita L. am 07.05.2023
@knarf, warum wurde denn die Bundeswehr in den letzten Jahren "mehr als Verband von Pappkammeraden" gesehen? Richtig, weil sie "ohne vernünftige Ausrüstung" war. Und dass sich Letzteres nun so drastisch ändert, ist in allererster Linie der Tatsache zu schulden/verdanken (von welcher Seite man es eben betrachtet), dass ein Herr Putin sein großrussisches "Herz" manifestiert und zur Befriedigung dieses Herzenswunsches einen Krieg quasi vor den Toren der Europäischen Union begonnen hat.
"Nun ist sie sogar oh welch Wunder in der Lage Waffen abzugeben"
Da die Bundeswehr selbst aus bekannten Gründen nicht eingreifen kann, sendet sie wenigstens, was sie entbehren kann; vieles davon aus DDR-Beständen oder direkt von der Industrie. Die Panzer waren in einem erbarmungswürdigen Zustand und mussten überhaupt erst einmal ertüchtigt werden. So schnell wurde der marode Zustand der BW offensichtlich.