Der Schriftsteller Stefan Jerzy Zweig
Das Foto zeigt Stefan Jerzy Zweig im Jahr 2006 (Archivbild). Bildrechte: imago/Horst Rudel

Überlebender des Holocaust "Buchenwaldkind" Stefan Jerzy Zweig gestorben

07. April 2024, 16:23 Uhr

Er wurde als das "Buchenwaldkind" aus Bruno Apitz' Roman "Nackt unter Wölfen" bekannt: Stefan Jerzy Zweig. Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar verbargen ihn und retteten ihm damit das Leben. Bereits im Februar starb Zweig im Alter von 83 Jahren in Wien.

Der durch den Erfolgsroman "Nackt unter Wölfen" bekannte Holocaust-Überlebende Stefan Jerzy Zweig ist tot. Der Mann, der als Kleinkind im Konzentrationslager Buchenwald von anderen Mithäftlingen vor der Ermordung bewahrt wurde, starb bereits am 6. Februar im Alter von 83 Jahren in Wien. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur. Zuvor hatte das österreichische Magazin "Profil" vom Tod des Mannes berichtet, dessen Geschichte als Grundlage für mehrere Bücher und Fernsehfilme diente. 

Ein Foto von Stefan Jerzy Zweig nach der Befreiung des KZ Buchenwald 1945
Ein Foto im Archiv der Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar zeigt Stefan Jerzy Zweig im April 1945 nach der Befreiung der Kinder im Konzentrationslager Buchenwald (Archiv-Foto). Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Erste Lebensjahre im Getto von Warschau

Zweig wurde am 28. Januar 1941 in Krakau geboren. Seine ersten Lebensjahre verbrachte er im jüdischen Getto von Warschau und in Zwangsarbeitslagern. Als Zweig drei Jahre alt war, wurde die Familie getrennt. Seine Mutter und Schwester wurden in das KZ Auschwitz in den Tod geschickt. Der kleine Junge und sein Vater wurden nach Buchenwald verschleppt. Dort überlebte Zweig unter der Obhut von politischen Gefangenen. 

Bruno Apitz, selbst ein Buchenwald-Überlebender, setzte dem Jungen und seinen Rettern mit dem Roman "Nackt unter Wölfen" ein literarisches Denkmal. Das 1958 publizierte Buch wurde in der DDR zur Schullektüre und zum Bestseller. Auch wegen der mehrfachen Verfilmung des Romans wurde Zweig als "Buchenwaldkind" bekannt.

Im letzten Moment von der Transportliste gestrichen

Jahrzehnte später führte die Frage, wie Zweig vor einem Kindertransport in das KZ Auschwitz bewahrt wurde, zu Debatten. Er wurde nämlich im letzten Moment von der Transportliste gestrichen und ein Sinto-Junge namens Willy Blum wurde mit der für Zweig vorgesehenen Listennummer in den Tod geschickt. 

Zweig wehrte sich in Prozessen gegen Darstellungen, wonach er sein Leben nur dem Sterben eines anderen verdanke. Historische Forschungen haben mittlerweile ergeben, dass sich Blum kurz vor dem Transport freiwillig gemeldet hatte, um seinen kleinen Bruder nach Auschwitz zu begleiten.

MDR (co)/dpa

Nachrichten

8 Kommentare

Gucker vor 2 Wochen

Eddi Es geht hier nicht um das persönliche Leiden und die schmerzvollen Erfahrungen der Nazi-Opfer. Dieses Gedenken daran ist unbenommen. Trotzdem gibt es einen historischen Ablauf der Menscheitsgeschichte - und da wird der Faschismus mit all seinen Grausamkeiten und Verbrechen zu einem Abschnitt der Zeitgeschichte werden. Das ist unvermeidbar - gerade weil eben die Zeitzeugen, die Opfer und auch die Täter mittlerweile nicht mehr leben. Jerzy Zweig ist einer der letzten aus der Generation, welche noch das dritte Reich selbst erlebt haben - und die Judenverfolgung bspw. Es wird aber nicht so sein, dass jeden Tag zu jeder Stunde der Nazi-Verbrechen und der Opfer gedacht wird. Wir kennen die Vergangenheit - sie wird nicht verdrängt. Aber wir leben nun mal in der Gegenwart - nicht in der Vergangenheit. Und die Menschheitsgeschichte kennt neben der NS Zeit auch andere Verbrechen, Massenmorde, Genozide ... leider.

Eddi58 vor 2 Wochen

@Gucker
Wie die Opfer des Faschismus und ihre Angehörigen mit den erlittenen körperlichen und seelischen Verletzungen umgehen, ist zuerst deren Angelegenheit!
Gleichwohl steht es Ihnen frei, das anders zu sehen.
Festzuhalten ist: die singulären Verbrechen des deutschen Faschismus werden nie verjähren oder vergessen.
"Die NS Zeit ist mittlerweile knapp 80 Jahre her. Es ist logisch, dass aus zeitgenössischen Geschehnissen historische Berichte werden. Das ist der Lauf der Dinge. Deswegen gibt es ja Erinnerungsorte wie bspw. Buchenwald."
In fast jedem Ort in Thüringen, gibt es Orte an denen der Verbrechen des Faschismus gedacht wird. Nicht nur in Buchenwald: Bechstädt,Kleindembach, Jonastal, Mittelbau-Dora und Laura sind nur einige wenige Beispiele.

Gucker vor 3 Wochen

Ja, Eddie, auf so einen Kommentar habe ich erwartet - leider. Zweitzeuge ist als Begriff semantischer Unsinn. Entweder ist man ein Zeuge - oder eben nicht. Wer nicht persönlich dabei bzw. betroffen war, ist maximal ein Angehöriger - bezeugen kann man nur etwas aus erster Hand. Ist auch bei Gericht so. Und die geschichtliche Relevanz der Gräuelltaten der Nazis ist unbestritten - und wenn Sie mal meinen Kommentar nüchtern lesen würden, dann hätte Sie bemerkt, dass ich nirgendwo "verharmlose" o.ä. Aber das "nie wieder" ist eine beliebige Floskel (geworden). Die NS Zeit ist mittlerweile knapp 80 Jahre her. Es ist logisch, dass aus zeitgenössischen Geschehnissen historische Berichte werden. Das ist der Lauf der Dinge. Deswegen gibt es ja Erinnerungsorte wie bspw. Buchenwald. Mit "Zweitzeugen" macht man sich allerdings unglaubwürdig, irgendwann sind wir dann bei Drittzeugen?

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