Sowjetisches Denkmal auf dem Ehrenfriedhof in Nordhausen
Sowjetisches Denkmal auf dem Ehrenfriedhof in Nordhausen. Auf der Rasenfläche sollen bis zu 30 Bäume gefällt werden. Bildrechte: MDR/Armin Kung

Neugestaltung Fäulnis und Pilze: Auf Ehrenfriedhof Nordhausen müssen 33 Bäume gefällt werden

14. Januar 2023, 08:00 Uhr

Der Nordhäuser Ehrenfriedhof hat im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialimus eine überregionale Bedeutung. Für die Friedhofs-Neugestaltung sollen 33 Bäume gefällt werden. Regionale Umweltschützer hatten die Baumfällungen scharf kritisiert. Am Donnerstag hat sich Stadtverwaltung gerechtfertigt.

Porträt Regionalkorrespondent Armin Kung
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Eigentlich waren sich in Nordhausen alle einig: Der Ehrenfriedhof mit seinen bis zu 2.600 bestatteten Toten muss neu gestaltet werden. Würdiger - und deutlich erkennbar als Friedhof. Denn nach Jahrzehnten sind die Reihen der Sammelgräber kaum noch zu erkennen. Der Gedenkort wirkt eher wie ein Stadtpark.

Doch mitten in das Projekt platzte eine Meldung, die für Unruhe sorgte: Auf der Rasenfläche sollen bis zu 30 Bäume gefällt werden. Kritik gab es dafür etwa aus der Grünen-Stadtratsfraktion und vom Kreisverband des Umweltschutzverbandes BUND. Mit Blick auf den Klimawandel dürften intakte Bäume nicht gefällt werden, argumentierten sie.

Fäulnis und Pilze: Mehr als 30 Bäume krank

Doch die Bäume sind nicht intakt, wie der städtische Baumkontrolleur Dirk Küchenthal am Donnerstag auf einer Informationsveranstaltung auf dem Hauptfriedhof sagt. 33 Bäume seien krank, schwach oder sterben gerade ab. Fachliche Untersuchungen hätten dies gezeigt.

Besonders in den Mehlbeeren seien Fäulnis und Pilzbefall nachgewiesen worden. Aber auch Spitzahorn oder Birken seien betroffen. Küchenthal betont, dies sei kein Phänomen des Ehrenfriedhofs. In der gesamten Stadt müssten seit Jahren Bäume gefällt werden. Klimawandel und Trockenheit würden den Pflanzen nicht nur im Harz zusetzen, sondern überall.

Projekt offenbart Zustand der Bäume "schlagartig"

Projektleiter Sven Gerwien betonte, dass regelmäßige Kontrollen auch unabhängig von der Neugestaltung des Ehrenfriedhofs den schlechten Zustand der Bäume offenbart hätten. "Durch das Projekt ist der schlechte Zustand der Bäume schlagartig aufgefallen. Das sorgt natürlich erstmal für Unruhe. Aber in fünf bis zehn Jahren wären die Bäume garantiert abgestorben oder wären gefällt worden", so Gerwien.

Die Stadt als Eigentümerin öffentlicher Flächen sei verpflichtet, die Menschen vor herfallenden Ästen oder umfallenden Bäumen zu schützen. Sei ein Baum krank, müsse er weg. Das gelte auch für einen Ehrenfriedhof.

20 neue Bäume als Ersatz für Ehrenfriedhof Nordhausen

Die Stadt plant die gefällten Bäume mit 20 Neupflanzungen zu ersetzen. Das seien zwar weniger, aber sie hätten eine bessere Qualität, so die Begründung.

Was ist der Ehrenfriedhof? Auf dem Nordhäuser Ehrenfriedhof sind 2.600 Menschen bestattet, die meisten von ihnen waren Häftlinge und Zwangsarbeiter des ehemaligen KZ Mittelbau-Dora. Die Anlage hatte in den vergangenen Jahren Kritik bei Opferverbänden ausgelöst, sie sei von einem normalen Park nur schwer zu unterscheiden. Daher wird der Ehrenfriedhof grundhaft erneuert. Etwa 800.000 Euro kostet das Vorhaben.

MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 13. Januar 2023 | 15:00 Uhr

0 Kommentare

Mehr aus der Region Nordhausen - Sangerhausen - Wernigerode

Mehr aus Thüringen

Im Hintergrund sitzt eine Person. Sie ist nicht erkennbar. Im Vordergrund ist ein Mikrofon zu sehen.
Lokaljournalisten, die in Dörfern und Kleinstädten arbeiten, laufen Gefahr, dass sich ihr Berufsleben auch auf ihr Privatleben auswirkt. Sie haben Sorge vor Übergriffen, weil nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Wohnorte oder Autos häufig bekannt sind. Bildrechte: MDR MEDIEN360G