Technik GPS-Diebstähle aus Landmaschinen: Von kleinen Geräten und teuren Folgen
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06. Januar 2024, 05:00 Uhr
Maschinen in der Landwirtschaft sind eine sehr teure Angelegenheit. Ein Traktor für 300.000 Euro, eine Maschine mit Düngerspritze für eine halbe Million, das ist normal. Und diese Traktoren und Maschinen fahren auf dem Feld fast von allein und zentimetergenau, denn sie werden mit dem Satelliten-Navigationssystem GPS gesteuert. Und weil GPS-Geräte teuer und relativ leicht auszubauen sind, werden sie gern gestohlen.
Den Landwirtschaftsbetrieb Tupag Agrar in Niederdorla hat es in der Nacht vom 24. auf den 25. September 2023 erwischt. Sieben Fahrzeuge wurden aufgebrochen, sie alle standen auf einem umzäunten Freigelände. Die Täter stahlen GPS-Geräte und AFS-Terminals. Das sind Mini-Computer, mit denen die Fahrzeuge gesteuert und bedient werden. Durch den Technikdiebstahl ist dem Unternehmen ein Schaden von 230.000 Euro entstanden. Obendrauf kommt noch ein Verlust von 40.000 Euro durch den Ausfall der Fahrzeuge. Bis neue Steuerungstechnik beschafft war, konnten die Fahrzeuge eine ganze Woche lang nicht fahren.
Nordthüringen überdurchschnittlich betroffen
Überhaupt ist der Thüringer Norden 2023 überdurchschnittlich von GPS-und Technikdiebstählen bei Landwirtschaftsmaschinen betroffen gewesen. Niederdorla, Bad Langensalza und Ballhausen im Unstrut-Hainich-Kreis, Ebeleben im Kyffhäuserkreis. Von einem Schwerpunkt für GPS-Diebstähle will die zuständige Landespolizeiinsspektion Nordhausen nicht sprechen. Nordthüringen verfüge über große Agrarflächen, damit verbunden sei eine große Zahl landwirtschaftlicher Maschinen. Außerdem sei der "Polizeibezirk" Nordhausen der flächengrößte in Thüringen. Damit ließe sich die Häufung der Fallzahlen erklären. Genaueres über Täter oder auch Auftraggeber lässt sich zur Zeit nicht sagen. Die Ermittlungen laufen noch, auch im Fall von Niederdorla.
Alle anderen Thüringer Landespolizeiinsspektionen haben 2023 keine oder nur vereinzelt GPS-Diebstähle registriert. Beim Landeskriminalamt heißt es, eine statistische Auswertung der Fälle sei schwierig. In der Statistik sei kein extra Posten für GPS-Diebstähle in der Landwirtschaft vorgesehen. Es könne durchaus passieren, dass Diebstähle nicht erfasst würden. Insgesamt würden sich die GPS-Diebstähle 2023 auf dem Niveau des Vorjahres bewegen. 2022 waren 23 Diebstähle registriert worden. Besonders betroffen damals: der Thüringer Süden im Frühjahr 2022 mit Diebstählen in Bad Salzungen, Römhild und der Gemeinde Rhönblick.
Als Täter werden gut organisierte Banden vermutet
Zurück zum Fall in Niederdorla. Bei Tupag Agrar ist seit September viel über mögliche Täter und auch Auftraggeber spekuliert worden. "Vermutlich waren es gut organisierte Banden, die ihr Handwerk verstehen", sagt Geschäftsführer Sören Reinbeck. "Sieben Maschinen in einer einzigen Nacht, die waren wirklich sehr schnell." Reinbecks Vermutung: Die entwendeten GPS-Antennen und Technikteile sind längst in andere Traktoren oder Maschinen eingebaut worden, irgendwo auf dieser Welt. Also Technik-Diebstahl auf Bestellung. Auch das wäre eine Erklärung, warum sich die Fälle im Unstrut-Hainich und Kyffhäuserkreis gehäuft haben.
Um künftig besser gegen Diebstähle gewappnet zu sein, hat Tupag in Niederdorla in Alarmsysteme investiert. Außerdem werden Maschinen jetzt über Nacht immer in Hallen abgestellt. Die Polizei hat noch weitere Empfehlungen: Videoüberwachung, abnehmbare Teile wie GPS-Antennen nicht an den Fahrzeugen lassen. Auch ein beleuchtetes Betriebsgelände könne helfen, Täter abzuschrecken.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 06. Januar 2024 | 19:00 Uhr