Mehrere Personen stehen an einem Regal
So sieht das Tafellädchen in Langensalza von innen aus.  Bildrechte: MDR/Claudia Götze

Neustart Tafel Bad Langensalza nach Zwangspause wieder geöffnet

11. Oktober 2023, 20:54 Uhr

In Bad Langensalza hat es am Mittwoch einen Neustart für die Tafel gegeben. Sechs Wochen nach der Schließung kümmert sich nun ein Team aus acht Ehrenamtlichen um die Ausgabe der Lebensmittel. Die Stadt übernimmt die Regie, sagt Bürgermeister Matthias Reinz. Der Stadtrat muss noch zustimmen.

Das Tor in der Langen Straße in Bad Langensalza stand am Mittwoch wieder weit auf. Gegen 10 Uhr stand die erste Kundin auf dem Hof - sie hatte sich in der Öffnungszeit geirrt. Für die ehrenamtlichen Helfer kein Problem. Seit den Morgenstunden hatten sie kistenweise gespendete Lebensmittel sortiert und das Lädchen aufgefüllt.

Um die Mittagszeit bildet sich eine kleine Schlange vor der Ausgabe. Nacheinander wurden die Wartenden von Diana Gräfe in den Ausgaberaum gerufen. Gegen einen kleinen Obolus konnten die Bedürftigen ihren Korb füllen. Die Auswahl ist groß: Gemüse, Obst, Kuchen, Brot und Brötchen, auch haltbare Lebensmittel.

Eine Frau wird von einem Kamerateam interviewt.
Koordinatorin Diana Gräfe beim Interview mit dem MDR-THÜRINGEN-JOURNAL.  Bildrechte: MDR/Claudia Götze

25 Bedürftige bei der Wiedereröffnung

Diana Gräfe hat am Mittwoch alles notiert: Insgesamt 25 Menschen sind gekommen. Jeder zweite Kunde am Mittwoch stammt aus der Ukraine. Alle seien froh gewesen, dass die Tafel wieder geöffnet hat. Die Tafel in Mühlhausen hatte die Menschen vorübergehend versorgt. Was mit den bisherigen Ausgabestellen in Großengottern und Bad Tennstedt wird, ist unklar.

Stadt will Regie übernehmen

Die Stadt stehe in der Verantwortung, sagt Bürger Matthias Reinz (pl). Deshalb habe er vor vier Wochen einen Aufruf gestartet und Ehrenamtliche gesucht. Beim Tafel-Objekt handelt es sich um eine städtische Liegenschaft. Der reparaturbedürftige Transporter, der im Hof steht, ist Teil der Insolvenzmasse.

Zum Helfen gemeldet haben sich acht Frauen und Männer; fast alle haben sie schon bei der Tafel ehrenamtlich mitgemacht. Weil ein Tafelbetrieb eine freiwillige Aufgabe ist, muss auch der Stadtrat von Bad Langensalza noch grünes Licht geben. Darauf hat die Kommunalaufsicht Matthias Reinz bereits aufmerksam gemacht.

Zwei Mäner stehen vor einer Garage.
Bad Langensalzas Bürgermeister Matthias Reinz (l.) im Gespräch mit Mario Ströbel, der auch das Tafelauto fährt. Bildrechte: MDR/Claudia Götze

"Wir können als Stadt nicht weggucken. Immer mehr Menschen brauchen Hilfe", sagt Reinz. Er will auch erreichen, dass sich der "Schindluder" auf dem Tafelhof nicht wiederholt. Die Talisa als bisherige Betreiberin habe nur unregelmäßig ihre Betriebskosten an die Stadt überwiesen. Bevor es überhaupt losgehen konnte, musste der Hof erst entrümpelt werden.

Verein "Musketiere" hat sich für Trägerschaft interessiert

Der in Bad Langensalza ansässige Verein "Musketiere" hatte sich nach eigenen Angaben ebenfalls für eine Trägerschaft interessiert. Daraus ist bisher nichts geworden; das Angebote bleibe aber bestehen, hieß es am Mittwoch von einer Vereinssprecherin. Im Gespräch war ursprünglich die Übernahme durch die Diakonie in Mühlhausen, die die Tafel dort betreibt. Man stehe in Kontakte, hieß es am Mittwoch.

Autohändler schenkt Transporter

Ein Autohändler aus Bad Langensalza hat der Stadt einen Transporter geschenkt und diesen ebenfalls am Mittwoch übergeben. Helfer Mario Stöbe hat den Schlüssel erhalten. Die ersten Lebensmittel hat er bereits transportiert. Die meisten Supermärkte der Stadt und einige Bäcker halten der Tafel die Treue. Zwei Mal pro Woche, mittwochs- und freitags will sie öffnen und jeweils von 11 bis 15:30 Uhr gespendete Lebensmittel ausgeben.

Ein Mann steht an einer Kiste mit Äpfeln.
Bernd Roßmann aus dem Helferteam bei den letzten Vorbereitungen im Tafellädchen.  Bildrechte: MDR/Claudia Götze

 

MDR (jn)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 11. Oktober 2023 | 18:11 Uhr

6 Kommentare

Ralf G vor 28 Wochen

MDR-Team - Wollen Sie wirklich behaupten, die Absicherung des Lebensunterhalts durch das Bürgergeld wäre nicht ausreichend, so dass man auf die Tafel angewiesen ist?
Und zur "Unterstellung des Mitnehmens". Würden Sie Waren, die Sie gebrauchen können nicht mitnehmen, wenn sie gratis und legal angeboten werden? Ganz sicher?
Eine normale menschliche Eigenschaft, die wohl seit Urzeiten ausgeprägt ist. Ebenso wie die Angst vor Fremden. Die war mal überlebenswichtig und ist deshalb in unseren Genen.

MDR-Team vor 28 Wochen

Hallo Ralf G., wir wissen nicht, ob Tafel-Kunden hier mitkommentieren oder aus Scham nicht kommentieren - weshalb wir für diese Menschen darauf hinweisen, dass Ihre unverhohlene Unterstellung des "Mitnehmens" nach vielfältigen Beobachtungen einfach nicht zutrifft.

MDR-Team vor 28 Wochen

Hallo Atze71, so stimmt Ihre Behauptung natürlich nicht. Die Sozialetats in Milliardenhöhe auf allen Ebenen sind überall nachlesbar. Erkennbar reicht es in vielen Fällen aber nicht aus.

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