Ein Operator fährt einen Elektrobus in ein Depot.
Emma wird von Operator David Wiese ins Depot gefahren. Bildrechte: MDR/Marian Riedel

Verkehr Emma in the City: Gera plant neue Versuche mit automatisiert fahrendem Bus

23. November 2021, 20:53 Uhr

In Gera wurde in den vergangenen Monaten das Projekt "Emma" auf Herz und Nieren geprüft. Der Name des Kleinbusses steht für elektrisch, mobil, markant, automatisiert. Bei den Fahrgästen ist "Emma" gut angekommen.

Es sei schon eine schöne Sache, sagt David Wiesner. Er meint damit die Chance, eine Technik der Zukunft ganz praktisch ausprobieren zu können. Wiesner ist Auszubildender bei den GVB, den Geraer Verkehrsbetrieben. Als er seine Lehre begann, ahnte er nicht, dass er im zweiten Lehrjahr schon als Operator eingesetzt werden würde. Denn bei seinem Ausbildungsbeginn gab es Emma noch nicht. Emma ist ein kleiner, automatisiert fahrender Bus. Und als Operator musste David Wiesner Emmas selbständiges Fahren kontrollieren.

Jetzt rangiert David Wiesner das Gefährt ins Depot der GVB. Die Testfahrten dieses Jahres sind in Gera beendet worden. Und auch die Erfahrungen des Azubis und Operators Wiesner werden jetzt ausgewertet. "Als Operator musste ich nur selten eingreifen", sagt der junge Mann. Es ging dann darum, Emma neu zu starten, wenn sie einen Zwangsstopp gemacht hatte.

Das konnte passieren, wenn ein Falschparker im berechneten Fahrweg stand. Dann reagierten die Sensoren des elektrisch betriebenen Kleinbusses - die automatisierte Fahrt wurde abgebrochen ehe es zu einem Unfall kommen konnte.

Sicherheit überzeugt

Mag sein, dass anfangs mancher in der Stadt skeptisch war: Würde es zu Crashs kommen? Wie zuverlässig rollt so Teil durch die Straßen? Macht es überhaupt Sinn, solche Gefährte einzusetzen? Auf diese Fragen gab es schon im vorigen Winter die ersten Antworten, als Emma im Plattenbau-Stadtteil Lusan eingesetzt wurde.

Auf Straßen, in denen große Busse keinen Platz haben und Schienen für eine Straßenbahn auch nicht. Im Winterbetrieb zeigt sich eine kleine Schwäche von Emma, an deren Beseitigung die Techniker jetzt arbeiten können: Große Schneeflocken wurden von den Sensoren manchmal als Hindernisse verkannt - dann war Schluss mit der Fahrt. Andererseits zeigte auch das den Fahrgästen beziehungsweise Beobachtern am Straßenrand, wie sicherheitsbetont die technische Ausstattung des Busses funktioniert.

Zweiter Test in der Innenstadt

Im Sommer dann begann der zweite Test - diesmal in der Innenstadt. Emma fuhr über befahrene Straßen und durch eine Fußgängerzone. Der Fahrplan und die Streckenführung wurden abgestimmt mit Anlieferwegen für Innenstadt-Geschäfte. Und auch die Stadtgrünpfleger wurden einbezogen: Damit nicht üppig wuchernde Büsche an der Strecke als Hindernisse verkannt würden.

"Überhaupt ist es wichtig, dass für einen reibungslosen Verkehr von automatisierten Fahrzeugen viele Partner gut zusammenarbeiten", sagt Julian Vonarb. Der parteilose Oberbürgermeister möchte Emma im kommenden Jahr wieder rollen lassen. Als Anschluss für Bürger in ländlichen Ortschaften am Stadtrand, die mit einer Emma-Linie bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle kommen sollen.

Gutes Echo in der Stadt

Von ersten Tour mit Fahrgästen bis heute hatte Emma 2.600 Passagiere. Jeder zehnte von ihnen beteiligte sich an einer Befragung. Das Echo aufs Emma-Angebot ist dabei gut ausgefallen. 97 Prozent der Befragten würde Freunden oder Familienangehörigen eine Mitfahrt empfehlen. Und 60 Prozent sagte sogar, sie würden auch einsteigen, wenn kein Operator an Bord ist.

In der Tat könnten die kleinen Busse mit sechs Fahrgästen auch ohne Begleiter rollen. Denn die Überwachung und Freischaltung nach Zwangshalten lässt sich auch über eine Leitstelle abwickeln. "Ich könnte mir vorstellen, dass Emma noch einmal in Gera fährt - und gerade die letzte Meile zum Stadtrand bedient", sagt auch David Wiesner, der dann vielleicht Dienste in der Leitstelle übernehmen müsste. Das mache aber nur Sinn, wenn nicht nur ein Bus im Einsatz ist.

Nächstes Projekt 2022

Für sein Projekt 2022 stellt der Oberbürgermeister klar: Eine Emma wird nicht reichen, um den Anschluss vom ländlichen Stadtraum zur Kernstadt zu schaffen. Hinzu kommt, dass so eine Strecke dann auch länger als die bisherigen Testtouren ist. Mit nur einem Fahrzeug wäre da kein Fahrplanbetrieb zu sichern. "Und es macht auch nur Sinn, wenn Emma nicht mit 15 Stundenkilometern zuckeln muss", ergänzt Ralf Roscher vom GVB.

Bisher war es so, dass Emma oft nur Schritttempo fuhr. Die Techniker können da aber etwas ändern. Wenn mehr Tempo genehmigt wird. Und dazu müssen wieder mehrere Ämter zusammenarbeiten, sagen Insider. Und natürlich braucht Gera auch wieder Unterstützung, um den Aufwand für das Projekt zu stemmen. Bisher waren da in der Stadt tätige Unternehmen und das Umweltministerium in Erfurt als Förderer zuverlässige Partner, bedankt sich der Oberbürgermeister.

Quelle: MDR

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 23. November 2021 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

part am 25.11.2021

Gern zum Transport von Wirtschaftsgütern, aber bitte nicht für Mensch oder Tier. Der Bitcoin- Wahn erzeugt Unmengen an Energieverschwendung, die Digitalisierung des Beförderungswesens dürfte nicht weniger ineffektiv sein? Ein Spruch von früher lautet: Autos können keine Autos kaufen. Mobilität sollte als Grundrecht im GG verankert werden und der Staat für moderate Preise durch Bezuschussung sorgen. Kleinbusse, wenn erforderlich gern, aber nicht das Leben durch Software riskieren.

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