ein gefangener Waschbär
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Tiere Nach der Waschbärrettung in Schleiz: Warum sich die Feuerwehr mit den Jägern streitet

15. Februar 2024, 11:00 Uhr

Der Streit nach der Rettung eines Waschbären in Schleiz durch die Freiwillige Feuerwehr hört nicht auf. Die wehrt sich nun gegen Vorwürfe des Thüringer Jagdverbandes, das Tier hätte nicht gerettet werden dürfen. Darum geht es.

Die Freiwillige Feuerwehr Schleiz im Saale-Orla-Kreis wehrt sich gegen Vorwürfe des Thüringer Landesjagdverbandes. Der hatte kritisiert, dass die Kameraden einen Waschbären in der Stadt eingefangen und dann außerhalb der Stadt freigelassen hatten - auf Bitten der Polizei.

ein Waschbär auf der Straße 8 min
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8 min

Die Freiwillige Feuerwehr Schleiz steht in der Kritik, einen Waschbären eingefangen und wieder freigelassen zu haben. Ronny Hofmann ordnet das Geschehen ein.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 15.02.2024 16:40Uhr 08:10 min

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Feuerwehr: Jäger sei dabeigewesen

Ein Jäger hätte das Tier beseitigen müssen, hieß es. Wie die Feuerwehr Schleiz nun mitteilte, sei ein Jäger vor Ort gewesen, er habe aber nichts unternommen.

Die Stadtverwaltung Schleiz hatte nach eigenen Angaben die Jagdbehörde informiert, diese leitete offenbar die Informationen an den zuständigen Jagdpächter weiter. Nach dem Jagdrecht dürfen Jäger nicht im Stadtgebiet schießen oder Fallen aufstellen.

Nordamerikanische Waschbären 13 min
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Frank Herrmann ist Geschäftsführer beim Landesjagdverband Thüringen. Er ordnet den Waschbären-Vorfall in Schleiz ein.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 15.02.2024 16:40Uhr 12:30 min

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Zuletzt mehr Waschbären geschossen

Laut Landesjagdverband bleibt der Waschbär in Thüringen ein Problem. Die Tiere machen Jagd auf seltene Frosch- und Krötenarten oder plündern Eier aus den Nestern des Schwarzstorchs.

Nach Zahlen des Thüringer Landesjagdverbandes wurden zuletzt etwa 13.000 Waschbären pro Jahr geschossen, das sind etwa 2.500 mehr als noch vor fünf Jahren. Die ersten Tiere gelangten Anfang der Neunzigerjahre nach Nord- und Westthüringen. Weil die Waschbären dort keine natürlichen Feinde haben, werden sie von Jägern bekämpft. Unmittelbar nach 1989 gab es in Thüringen 35 Tiere - vergangenes Jahr fast 400-mal so viele.

Waschbären gehen nachts gern auf Nahrungssuche, auch in Nähe von Menschen - wie diese Bilder einer Überwachungskamera aus dem Landkreis Greiz zeigen.

Was tun gegen Waschbären? Es wird dringend davon abgeraten, Waschbären zu füttern. In einigen Bundesländern ist dies sogar verboten.

Waschbären stehen nicht unter Artenschutz, aber das Töten ist Jägern vorbehalten. Wird gegen Schonzeiten verstoßen, gibt es Strafen bis zu 5.000 Euro.

Damit sich der Waschbär in der Nähe von Wohngebieten nicht heimisch fühlt, gibt es einige Tipps: Schlupflöcher an Gartenhütten und Schuppen verschließen, Sperrmüll zeitnah fortschaffen, keine Speisereste auf den Komposthaufen werfen, Bäume beschneiden, deren Zweige aufs Dach reichen.

(Quelle: ARD BRISANT)

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Wie erkenne ich eigentlich, dass ich einen Waschbären im Garten oder im Haus habe.? Biologin Inga Hampel hat einige Tipps und Hinweise parat.

MDR THÜRINGEN - Das Radio Do 15.02.2024 06:50Uhr 02:23 min

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MDR (kabe/dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 15. Februar 2024 | 08:30 Uhr

44 Kommentare

Foerster vor 12 Wochen

Vielen Dank für die Information, das war mir nicht bekannt. Ich ging bisher davon aus, dass sich der Waschbär nur von Hessen aus ausgebreitet hat, da er dort ja schon Ende der 1920er Jahre ausgesetzt wurde.
Man lernt eben nie aus.

Graf von Henneberg vor 12 Wochen

So ist es, verehrter Förster. Und solange die Grenze noch da war, ist der Kerl in Hessen geblieben. Wie die Grenze weg war, dann war er auch bei uns.
Es muß aber noch eine Zuchtanlage bei Straußberg (Berlin) gegeben haben, die wurde 1945 von den Russen geöffnet - und war er auch dort, also rechtselbisch.

Foerster vor 12 Wochen

Der Waschbär nutzt uns Menschen nicht. Der Waschbär kam nicht von sich aus hierher, sondern wurde absichtlich durch den Menschen eingeführt. Ironischerweise war es ausgerechnet ein Förster, der die ersten Exemplare in der Nähe des Edersees in Hessen ausgewildert hat. Eigentlich hätte es der gute Mann besser wissen müssen.
Aus eigener Kraft kam der Waschbär jedenfalls nicht zu uns.
Selbst wenn dem so wäre, wäre er dennoch invasiv und gefährlich für die Artenvielfalt. Im Gegensatz zu vielen heimischen Arten, fühlt er sich nämlich in direkter Nachbarschaft zu uns Menschen durchaus wohl und kann sich hier viel stärker ausbreiten als viele heimische Arten.

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