Kinder sitzen in einer Schwimmhalle am Beckenrand
Die dritten Klassen der West-Schule Schwarza (Landkreis Saalfeld-Rudolstadt) haben einmal pro Woche Schwimmunterricht. Bildrechte: MDR/Andreas Dreißel

Schwimmunterricht Wie gut können die Thüringer Schüler schwimmen?

05. Juli 2022, 18:17 Uhr

Eigentlich sollen alle Thüringer Grundschüler in der dritten Klasse Schwimmen lernen und dann den Schwimmpass bekommen. Doch schon während des ersten Corona-Jahres fiel der Schwimmunterricht an vielen Schulen aus. Jetzt stehen die Ferien vor der Tür. Wie fit sind die Schülerinnen und Schüler für das nasse Element?

Ein Pfiff, dann springen über 30 Kinder gemeinsam ins Sportbecken des Freizeitbades "Saalemaxx" in Rudolstadt. Die Schüler der dritten Klassen der Grundschule West in Rudolstadt-Schwarza haben einmal pro Woche eine Stunde Schwimmunterricht. Hier üben sie verschiedene Techniken. Das Ziel: Zum Ende des Schuljahres sollen möglichst alle den Thüringer Schwimmpass bekommen. Dafür müssen sie mindestens 15 Minuten sicher schwimmen.

Was in Rudolstadt gut funktioniert, gilt nicht für ganz Thüringen. Hier konnten viele Schüler nicht das ganze Jahr über schwimmen lernen. In vielen Schulen fiel der Schwimmunterricht auch im zweiten Corona-Jahr eine Zeitlang aus. Das Bildungsministerium spricht zwar von Einzelfällen, aber vor Ort sieht es anders aus.

"Die kommunalen Bäder in Saalfeld und Neuhaus haben zum Beispiel erst im Februar geöffnet", sagt André Huster, Schwimmsportkoordinator im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. "Da hat den Kindern schon ein halbes Jahr gefehlt."

Lehrplan sieht eine Wochenstunde Schwimmen vor

Teilweise schließen die ersten Bäder jetzt auch schon wieder. Wegen Wartungsarbeiten oder, weil das Personal in den Freibädern gebraucht wird. Dabei ist der Schwimmunterricht in Thüringen für alle Kinder der dritten Klassen verpflichtend. Mindestens eine Stunde pro Woche oder alle zwei Wochen je zwei Stunden schreibt der Lehrplan vor.

Während der Corona-Pandemie blieben aber viele Bäder geschlossen. Die kommunalen Betreiber fürchteten die hohen Betriebskosten, wenn die Bäder nur für den Schwimmunterricht geöffnet sind, den Schulträgern waren die Hände gebunden.

Land versucht Corona-Ausfall zu kompensieren

Gerade im ersten Corona-Jahr haben deshalb viele Kinder nur schlecht oder überhaupt nicht schwimmen gelernt. Das Land Thüringen versucht gegenzusteuern. Im vergangenen Jahr gab es Schwimmkurse in den Sommerferien, in diesem Jahr stellt das Land Lernschecks bereit, mit denen sich die Kinder in öffentlichen Bädern zum Schwimmkurs anmelden können.

Doch die Kapazitäten dort sind begrenzt, viele Kurse schon ausgebucht. Von etwa 6.500 Lernschecks hat das Land aktuell gerade mal die Hälfte ausgegeben. Wie viele davon bereits eingelöst worden sind, wird erst in einigen Wochen feststehen.

Im Saalemaxx kümmern sich aktuell drei Schwimmlehrerinnen und Schwimmlehrer um etwa 400 Kinder aus 16 Schulen der Region. Hier konnte bereits nach den letzten Sommerferien wieder Schwimmunterricht stattfinden. Jetzt können hier etwa 85 Prozent der Kinder sicher schwimmen. "In anderen Ecken des Landkreises sind es nur 50 Prozent" sagt Schwimmkoordinator André Huster.

Er würde auch gern andere Klassenstufen zum Schwimmunterricht schicken, denn viele Kinder brauchen länger, und alle bringen unterschiedliche Voraussetzungen mit. "Manche sehen hier bei uns zum ersten Mal ein Bad von innen", so André Huster. In der dritten Klasse lernen diese Kinder dann erst einmal die Grundlagen im nassen Element.

Schwimmlehrer fehlen - Nachwuchsmangel kommt dazu

Doch für mehr Schwimmunterricht bräuchten sie hier mehr Fachkräfte. Zwar gibt es immer wieder Anfragen von Lehrern, die auch Schwimmunterricht geben wollen. Aber der Weg dahin ist lang. Neben der Lehrbefähigung braucht jeder, der neben dem Becken stehen will, auch einen Nachweis als Rettungsschwimmer. Schließlich soll den Kindern beim Schwimmunterricht kein Unglück passieren.

Noch um etwas anderes sorgt sich Huster. In den nächsten Jahren gehen viele der jetzigen Schwimmlehrer in den Ruhestand. Der Mangel an Nachwuchs wird zum Problem - und in Zukunft könnten noch weniger Schüler am Schwimmunterricht teilnehmen.

Die Kinder der West-Schule in Schwarza haben ihr Schuljahr fast geschafft. In der nächsten Woche haben sie die letzte Stunde Schwimmunterricht im Saalemaxx. Dann steht dem Urlaubs-Badespaß hoffentlich nichts mehr im Wege.

MDR (ls)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 05. Juli 2022 | 19:00 Uhr

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