Kultur Abschied vom Provisorium: Sanierung des Theaters Rudolstadt geht dem Ende entgegen

27. April 2023, 07:23 Uhr

Eigentlich sollte das Theater in Rudolstadt 2017 nur hochwasserfest gemacht werden. Während der Sanierungsarbeiten tauchten jedoch immer neue Mängel auf. Die Kosten stiegen immer weiter, das Planungsbüro wurde gewechselt. Doch noch immer spielt das Ensemble in einem Provisorium. Nun aber ist ein Ende in Sicht. Die Sanierungskosten wuchsen in der Zeit von zwei auf nun 17 Millionen Euro.

Für Verwaltungschef Mathias Moersch ist heute ein Glückstag. Ein Tieflader steht neben dem Bühnenhaus des Theaters. Er bringt Betonelemente, die Zwischendecke für den Zuschauerraum. Seit 2017 laufen hier die Bauarbeiten, und eigentlich sollte das historische Zuschauerhaus gar nicht abgerissen werden. Doch es kam anders.

Bei den Vorarbeiten kamen immer mehr Schäden ans Licht, außerdem wurden beim Bau viele verschiedene Materialien verwendet. "Dann gibt es heute ja noch viele neue Anforderungen an den Brandschutz oder an Lüftungen", sagt Mathias Moersch. "Das hätten wir in dem alten Gebäude nur sehr schwer anpassen können."

Aus zwei Millionen wurden 17 Millionen Euro Kosten

Ursprünglich sollte das Theater einen besseren Hochwasserschutz erhalten, nachdem das Wasser der nahen Saale den Keller mit den Besuchertoiletten überflutet hatte. Zwei Millionen Euro sollten die Bauarbeiten kosten. Doch später kamen immer neue Überraschungen ans Licht. 2019 kündigten die Theaterbetreiber - die Städte Rudolstadt, Saalfeld und der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt - den Vertrag mit dem Generalplaner.

Seit 2020 ist Sigma Plan aus Weimar am Zug. Sie planten auch umfangreiche Arbeiten an der Elektroanlage des alten Hauses ein. Später kam die Entscheidung für das neue Zuschauerhaus. Mit dem Umfang des Projektes wuchsen auch Dauer und Kosten. Inzwischen sind es 17 Millionen, die auch dank Fördermitteln des Landes Thüringen in das Theater fließen.

Zeit für das Rudolstädter "Stadthaus" läuft ab

Seit Beginn der Arbeiten spielt das Ensemble im "Stadthaus". Das Provisorium wurde für rund 200.000 Euro runderneuert. Damals wussten die Beteiligten noch nicht, wie lange die Spielstätte gebraucht würde. Doch die Zeit für das "Stadthaus" läuft ab. Und laut Intendant Steffen Mensching ist das auch höchste Zeit. "Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen für die Schauspielerinnen und Schauspieler", sagt Mensching. "Auch für unsere Zuschauer ist es inzwischen eine Zumutung. Die Stühle sind unbequem, und viele Ältere kommen deshalb schon nicht mehr."

Trotzdem wird das Ensemble eine weitere Spielzeit im Provisorium verbringen müssen. Das Programm steht schon fest, bei einer Pressekonferenz stellen die Theaterleute ihre Pläne vor. Unter dem Motto "Der Augenblick ist kostbar, wie das Leben eines Menschen!" bringt das Theater in einem kontrastreichen Programm 18 Premieren und zahlreiche Konzerte auf die Rudolstädter Bühne.

Mit Komödien gegen Irrsinn, Wahn und Verzweiflung

Dem Irrsinn, Wahn und der Verzweiflung - so Mensching - setzt das Theater heiter-tiefsinnige Komödienstoffe entgegen. Darunter Dürrenmatts "Die Physiker", die den Aberwitz des (kalten) Krieges brisant auf die Spitze treibt. Aber auch "Jugendliebe" von Ivan Calbérac, eine Komödie ums liebe Geld und eine geplante Scheidung.

Ein Zuschauermagnet der besonderen Art verspricht eine Adaption der "Olsenbande" zu werden, die zum Sommertheater auf der Heidecksburg Premiere feiern soll. Und natürlich bringen auch die Thüringer Symphoniker eine Vielzahl von Konzerten auf die Bühne. Dabei treten in Rudolstadt auch bekannte Solisten wie Olga Scheps und Dmitri Shishkin auf. Das Theater setzt in der kommenden Spielzeit weiterhin auf bewährte Kooperationen mit dem Theater Nordhausen und dem Landestheater Eisenach.

Erfreuliche Entwicklung bei Besucherzahlen des Theaters

Erfreuliche Fortschritte gab es zuletzt bei den Besucherzahlen, die bisher noch nicht an das Vor-Corona-Niveau anknüpfen konnten. Die gut besuchten Sommertheater-Veranstaltungen und der gute Zuspruch bei neuen Produktionen macht den Rudolstädter Theaterleuten aber Hoffnung, dass wieder mehr Leute den Weg ins Theater finden.

Auf der Baustelle soll jedenfalls bis zum Herbst der Rohbau stehen. Den Winter über wollen die Arbeiter den Innenausbau voranbringen. Zum Spielzeit-Start im Herbst 2024 will das Ensemble dann im neugestalteten Theater endlich wieder Gäste begrüßen.

MDR (Andreas Dreißel, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN JOURNAL | 26. April 2023 | 19:00 Uhr

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