Automobilbranche 800 Jobs weg: Aus von Automotive Lighting überrascht

11. Mai 2023, 15:58 Uhr

Dass ihr Standort verkleinert werden soll, war den Mitarbeitern von Marelli Automotive Lighting in Brotterode klar. Doch nun heißt es, das Werk wird ganz geschlossen. Die Stimmung im größten Unternehmen des Kreises Schmalkalden-Meiningen ist gedrückt.

Porträt Regionalkorrespondentin Marlene Drexler
Bildrechte: MDR/Daniela Dufft

Nach der Nachricht über das voraussichtliche Aus für den Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting in Brotterode im kommenden Frühjahr ist die Stimmung in der Belegschaft gedrückt. Wie Betriebsratsvorsitzende Yvonne Krug MDR THÜRINGEN sagte, sind viele Mitarbeiter wütend und geschockt. Viele hätten noch gehofft und gedacht, dass der Standort verkleinert, aber nicht geschlossen wird.

"Nicht mit offenen Karten": Werk in Brotterode schließt ganz

So war es laut der IG Metall zuletzt von dem Konzern kommuniziert worden. "Der Arbeitgeber hat leider nicht mit offenen Karten gespielt", so die Betriebsratsvorsitzende. Seit Beginn der Woche ist klar: Der Standort in Brotterode soll Ende März 2024 dicht gemacht werden. Insgesamt arbeiten in dem Werk in Brotterode rund 800 Menschen. Damit ist Marelli der größte Arbeitgeber im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.

Der Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting plant offenbar sein Werk in Brotterode (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) im kommenden Frühjahr komplett zu schließen. Das hat der Konzern nach Angaben der IG Metall in der dritten Verhandlungsrunde mitgeteilt. Laut der Gewerkschaft droht die Entlassung aller Mitarbeiter im März 2024.
Automotive Lighting hat in Brotterode bisher hauptsächlich Scheinwerfer für Mercedes und Porsche hergstellt. Diese Aufträge laufen aber aus. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Stadtrat erlaubt große Photovoltaik-Anlage

Auch für Brotterodes Bürgermeister Kay Goßmann (CDU) kam die Nachricht über die komplette Schließung des Werks überraschend. Erst vor wenigen Tagen habe der Stadtrat grünes Licht für den Bau einer großen PV-Anlage gegeben, die dem Unternehmen günstigeren Strom liefern sollte. Wichtig sei jetzt, so Großmann, dass den Familien geholfen und ihnen eine neue Perspektive gegeben werde.

Der Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting plant offenbar sein Werk in Brotterode (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) im kommenden Frühjahr komplett zu schließen. Das hat der Konzern nach Angaben der IG Metall in der dritten Verhandlungsrunde mitgeteilt. Laut der Gewerkschaft droht die Entlassung aller Mitarbeiter im März 2024.
Dunkle Zeiten für die Mitarbeiter des Automobilzulieferers Automotive Lightin in Brotterode: 2024 im Frühjahr wird das Werk geschlossen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Aufträge laufen aus

Der Konzern begründete die geplante Schließung des Werks damit, dass der Standort nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Die Herausforderungen, denen die Automobilzulieferindustrie seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie gegenüber stehe, hätten sich durch die Ereignisse des vergangenen Jahres noch verschärft. Sie seien globaler, struktureller und langfristiger Natur, so ein Konzernsprecher. Es sei nicht gelungen unter diesen Umständen neue Aufträge an Land zu ziehen.

Der Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting plant offenbar sein Werk in Brotterode (Landkreis Schmalkalden-Meiningen) im kommenden Frühjahr komplett zu schließen. Das hat der Konzern nach Angaben der IG Metall in der dritten Verhandlungsrunde mitgeteilt. Laut der Gewerkschaft droht die Entlassung aller Mitarbeiter im März 2024.
Bisher sah es so aus, als wolle Marelli weiter in das Werk in Brotterode investieren. Erst kürzlich hat der Stadtrat eine PV-Anlage genehmigt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Automobilverband: Überraschendes Ende

Für das Branchennetzwerk Automotive Thüringen ist die Werkschließung Folge eines Umbruchs in der Autobranche. Wachstumsmärkte hätten sich längst aus der EU heraus nach Asien und Mittelamerika verlagert. Hinzu kämen die gestiegenen Lohn- und Energiekosten in Deutschland. Gleichzeitig gebe es in der Autobranche in Thüringen rund 6.000 unbesetzte Stellen. Dennoch sei man über den speziellen Fall Brotterode auch überrascht. Noch im Jahr 2017 sei der Standort als besonders innovativ ausgezeichnet worden, so der Geschäftsführer von Automotive Thüringen, Rico Chmelik.

Rico Chmelik, Geschäftsführer «automotive thüringen e.V.»
Rico Chmelik von Automotive spricht von einem überraschenden Aus in Brotterode. Bildrechte: automotive thüringen e.V./Norman Hera

Neue Jobs gesucht

Bei Automotive Lighting in Brotterode arbeiten nach Angaben des Betriebsrats neben Fachleuten, überwiegend angelernte Mitarbeiter. Aufgrund der Unsicherheit in den vergangenen Wochen hätten sich auch schon einige umorientiert, so Betriebsratsvorsitzende Yvonne Krug. Dass massiv Stellen abgebaut werden sollen, hat der Konzern erstmalig im Januar bekannt gegeben. Gewerkschaft und der Betriebsrat wollen jetzt über das weitere Vorgehen beraten.

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MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit | 10. Mai 2023 | 18:20 Uhr

37 Kommentare

Simone vor 51 Wochen

@Goldloeckchen
Wenn man einmal dem Herrn vom Automotive Branchennetzwerk glaubt, dann hat Deutschland Probleme damit innovative Trends zu entwickeln und an deren Spitze zu marschieren. Dementsprechend haben ausländische Märkte die Nase vorne die im Gegensatz zu Deutschland begriffen und auch umgesetzt haben, dass z.B. die Vernetzung von Fahrzeugen und andere elektronischen Gimicks inzwischen bereits in der unteren Mittelklasse im Gesamtpaket erwartet wird.

Da wird ihre Partei des Stillstands wohl wenig nach vorne bewegen. Dort ruht man sich ja lieber auf den längst verwelkten und durch anderen erworbenen Lorbeeren von vor 30 Jahren aus und hält das für innovativ.

Simone vor 51 Wochen

@hinter-dem-Regenbogen
Vielleicht sprechen sie mal weniger in Rätseln.
Was meinen sie mit denn überhaupt mit Transformation?

Wenn sie das definiert haben, dann können wir gerne darüber diskutieren, WER diese fordert und umsetzt und ob diese Unvermeidlich ist.

So bleiben sie lediglich einer der auf Kosten der zu entlassenen Arbeiter in Brotterode sein populistisches Süppchen kocht um den einen oder anderen zu sich ins radikale Lager zu holen.

Nur zur Info: Broterorde stellt Lichtelemente für Autos her. Die braucht es sowohl bei Verbrennermodellen als Auch bei E-Modellen.

Ralf G vor 51 Wochen

@Mediator - Auch Ihnen fällt nur die AfD-Keule ein? Ist Ihnen das nicht selbst langweilig?
Kennen Sie die Methode der Grünen? War gestern Abend in einem TV-Interview der ARD (Zamperoni) mit Habeck zu bewundern, nachdem er sehr kritisch auf den Filz in seinem Ministerium angesprochen wurde (das, was es Ihrer Meinung nach nicht gibt) sagte er sinngemäß: Das ist alles nur eine Kampagne gegen den Klimaschutz.
Mit anderen Worten, keine Argumente, sondern moralische Abwertung.
Kommt Ihnen das bekannt vor?

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