Viele Menschen streiken auf einem Platz.
Am Warnstreik der IG Metall beteiligten sich in Eisenach mehr als 600 Menschen. Bildrechte: MDR/Ruth Breer

Warnstreik IG Metall sorgt sich um Automotive Lighting mit 650 Beschäftigten

16. November 2022, 17:00 Uhr

Die IG Metall sorgt sich um den Autozulieferer Automotive Lighting in Brotterode mit 650 Beschäftigten. Die Gewerkschaft spricht vom wirtschaftlichen Zentrum der Region. Über 600 Menschen streikten zudem in Eisenach.

Die Zukunft des Autozulieferers Marelli Automotive Lighting in Brotterode im Landkreis Schmalkalden-Meiningen ist nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall offen. Bei einer Kundgebung in Eisenach sagte Uwe Laubach von der IG Metall, die Geschäftsleitung habe in der vergangenen Betriebsversammlung mitgeteilt, dass es ab 2024/25 keine Aufträge mehr für das Werk gebe.

Es gibt faktisch keinen Plan B für den Betrieb.

Uwe Laubach IG Metall

"Es gibt faktisch keinen Plan B", sagte Laubach. Am kommenden Wochenende werde man bei einer Mitgliederversammlung über weitere Schritte beraten. "Wir werden darum kämpfen, dass der Betrieb erhalten bleibt. Er ist das wirtschaftliche Zentrum der Region."

AL stellt Scheinwerfer für Porsche und Mercedes her

Die Landesregierung sei in der Pflicht, Beschäftigte und Gewerkschaft dabei zu unterstützen. Bei Marelli Automotive Lighting stellen die Beschäftigten Scheinwerfer vor allem für Porsche und Mercedes her. Neben der Stammbelegschaft arbeiten dort nach Angaben der IG Metall 250 Leiharbeiter.

Jobabbau in zweitem deutschen Werk angekündigt

In seinem zweiten deutschen Werk in Stuttgart hatte das Unternehmen nach Angaben der "Stuttgarter Zeitung" auch einen größeren Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt. Das Unternehmen hatte zuletzt aber auch positive Schlagzeilen gemacht, als es sich für den aktuellen Thüringer Innovationspreis mit einem Scheinwerfer-Frontmodell mit 1,3 Millionen Pixel beworben hatte.

Mehr als 600 Menschen demonstrieren in Eisenach

Im Zuge der Warnstreiks der IG Metall beteiligten sich in Eisenach mehr als 600 Menschen an der Kundgebung. Beschäftigte der großen Eisenacher Industriebetriebe wie Bosch, Opel und Benteler waren vertreten, aber auch aus Unternehmen in Geisa und Waltershausen. Ein Teil der Belegschaft von Automotive Lighting war aus Brotterode zu der Kundgebung gereist.

Auf dem Theaterplatz unterstützten die Teilnehmer mit Transparenten und Trillerpfeifen die Forderung der Gewerkschaft nach acht Prozent mehr Lohn. Gewerkschafter Laubach sagte: Dass fast 700 Beschäftigte bei dem schlechten Wetter gekommen seien, zeige, wie groß der Druck bei den Menschen sei.

Gewerkschaft lehnt Einmalzahlung von 3.000 Euro ab

Es brauche ein ordentliches Tarifergebnis, forderte Laabach. Die von den Arbeitgebern angebotene Einmalzahlung von 3.000 Euro für 30 Monate könne man nicht ernst nehmen. 100 Euro pro Monat reichten nicht aus, um die Inflation auszugleichen. Die IG Metall drängt auf ein Ergebnis in dieser Woche. Wenn das nicht gelinge, werde die Gewerkschaft am Wochenende über eine Eskalation des Konflikts nachdenken, kündigte Laubach an. Denkbar seien 24-Stunden-Warnstreiks für komplette Schichten oder auch ein unbefristeter Ausstand.

MDR (RB/rom)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 16. November 2022 | 17:30 Uhr

22 Kommentare

Micha R am 17.11.2022

@Peter
Der "kleine" feine Unterschied zwischen beiden Standorten:
Laut dieser Meldung soll es für Automotive Lighting in Brotterode ab 2024/2025 überhaupt keine Aufträge mehr geben. Es droht also offensichtlich der gesamten Stammbelegschaft Arbeitslosigkeit!
- Dagegen wird laut Stuttgarter Zeitung vom 07.Oktober am dortigen Standort Reutlingen (nicht Stuttgart) lediglich etwa 250 der derzeit noch 930 Arbeitsplätze (Ende 2021 noch knapp 970) aus Kostengründen abgebaut. Zwar befürchtet die Gewerkschaft laut dieser Zeitungsmeldung wie bereits geschehen dort noch mehr Vergabe von Tätigkeiten an externe Dienstleister und weitere Verlagerungen ins Ausland. Dabei soll der Personalabbau an diesem Standort aber sozial verträglich über Vorruhestandsregelung, Abfindungen und Nichtneubesetzung frei werdender Stellen erfolgen und ab 2023 wird dort die Wochenarbeitszeit von 35 auf 30 Stunden reduziert, entsprechende Entgeltabsenkung inclusive.

Lumberjack am 16.11.2022

"Und dafür kann die von Ihnen gescholtene Bundesregierung ja nun wirklich nichts."
Um das zu beurteilen wäre es hilfreich, Zusammenhänge zu erkennen. Unter anderem: Woraus werden Scheinwerfer hergestellt? Was passiert, wenn sich die Roh-/Hilfs- und Betriebsstoffe unverhältnismäßig verteuern oder nicht verfügbar sind? Wie wirken sich vorgenannte Kostensteigerungen in Kombintion mit Lohnerhöhungen auf den Produktpreis aus, insbesondere bei sinkender Nachfrage?

Funkwerker am 16.11.2022

@Peter: Statt zu vermuten, hilft ein Blick in den Jahresabschluss (kann man kostenfrei beim Bundesanzeiger einsehen). Gewinn 2019 knapp 9,3 Mio. €, 2020 drastischer Umsatzrückgang (im Abschluss mit Corona begründet) mit der Folge eines Verlustes von 3,6 Mio. € (und damit nicht der schlechteste Automobilzulieferer in diesem Teilsegment).
In dieser Branche wird seitens der Hersteller verlangt entweder exklusiver Lieferant oder gar kein Lieferant. Diversifizierung wird aufgrund der damit einhergehenden Risiken bei der Produktion (teils in „Reinräumen“ vgl. Halbleiterindustrie) seitens der Automobilbauer abgelehnt. Also entweder befolgen oder gar kein Zulieferer. Dies kennt auch die italienische Konzernmutter zur Genüge und hält sich dran.
Deutsche Zwischenholding sitzt in Reutlingen, ist größer und hat größeren Betriebsrat. Na dann kann man glatt vermuten, dass dies bei der Entscheidung (Auswahl) auch eine Rolle gespielt hat.

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