Thüringer Wald Verein Provinzkultur eröffnet Studiokino in Zella-Mehlis
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19. April 2024, 04:00 Uhr
Im ländlichen Raum gibt es oft weniger kulturelle Angebote. Da braucht es Menschen, die es selbst in die Hand nehmen, wie der Verein Provinzkultur mit Sitz in Suhl. Größtenteils ehrenamtlich stellen die Vereinsmitglieder jährlich das Kulturfestival "Provinzschrei" auf die Beine und beleben damit die Region. Jetzt realisieren sie in Zella-Mehlis ein eigenes Studiokino. Eröffnet wird das "StuKi" am 19. April mit dem Film "Oppenheimer" und danach mit der "Rocky Horror Picture Show".
- In einem leerstehenden Einkaufszentrum eröffnet "Provinzkultur" Kino, Lesebühne und Café.
- In der Region, geprägt von Überalterung und Wegzug, hat der Verein Zulauf.
- Jährlicher Höhepunkt der Vereinsarbeit ist das Kunst- und Literaturfest "Provinzschrei".
Die Mitglieder des Vereins Provinzkultur eröffnen ein neues Studiokino in Suhls Nachbarstadt Zella-Mehlis. Das "StuKi" befindet sich in der Ruppberg-Passage, einem Einkaufszentrum. Wo sich Anfang der 2000er-Jahre noch Geschäft an Geschäft reihte, sind heute viele Schaufenster leer. Das neue Kino sei beinahe ein "Lost-Place", meint Vereinsvorsitzender Hendrik Neukirchner: Vom Dach löst sich der Lack, die Fensterscheiben wackeln und es laufen nur wenige Menschen am Tag hier entlang. Das soll sich ändern.
Kino, Lesebühne und Café im verwaisten Einkaufszentrum
Denn das verwaiste Einkaufszentrum mit seinem "morbiden Charme", wie es Neukirchner bezeichnet, besitzt einen fensterlosen Raum mit Schallschutz. Es gibt auch eine mobile Bühne, auf der Lesungen stattfinden können. In einem kleinen Café können vegetarische und andere Snacks zubereitet und direkt in den etwa 40 Kinosesseln verzehrt werden, Tische soll es auch geben.
Gemütlichkeit werde im neuen "StuKi" ganz groß geschrieben. Die Filmvorführungen sind immer mittwochs geplant, erzählt der Vereinsvorsitzende: mit "kleinen Filmen, Filmklassikern, Defa-Filmen und Filmen, die nicht in den großen Kinos laufen und ein Nischenpublikum ansprechen." Auch Programm für Kinder ist geplant.
Wiederbelebung der Kino-Tradition von Zella-Mehlis
Der Verein Provinzkultur hofft, mit dem "StuKi" die ehemalige Kinolust der Region wiederzubeleben, denn früher gab es in Zella-Mehlis ein traditionsreiches, über die Region hinaus beliebtes Studiokino, weiß Neukirchner zu berichten. Doch nach der Wende wurde es geschlossen. Später gab es ein privates Kino, dass aber aufgrund eines Wechsels des Gebäude-Eigentümers auch schließen musste. Nun also der neue Versuch mit dem "StuKi", in dem die Vereinsmitglieder das Kinoprogramm selbst bestimmen.
Unser Markenzeichen ist, dass wir eben nicht nur eine Kulturstätte bespielen, sondern den gesamten Thüringer Wald.
Verein Provinzkultur freut sich über steigende Mitgliederzahlen
Auch den Kinobetrieb mit Kasse, Café und Technik übernehmen die Vereinsmitglieder. Das ist möglich, weil Provinzkultur Zulauf hat. Hendrik Neukirchner betont: "Wir haben von 2009 bis 2024 über 40 neue Mitglieder gewinnen können. Wir hatten mal 22 jetzt sind es über 70. Das ist in unserer Region, die von Überalterung und Wegzug geprägt ist, schon ein positives Zeichen. Und das gibt uns natürlich auch die Möglichkeit, nach neuen Spielstätten, neuen Veranstaltungsformaten zu gucken."
Maßgeblich unterstützt wird das neue Studiokino auch von der Stadt Zella-Mehlis. Sie hat die Räume gekauft und vermietet sie zu einem nicht an Gewinn orientierten Preis an den Verein.
Kunst- und Literaturfest "Provinzschrei" im Thüringer Wald
Mit ihrer Kulturarbeit beleben die Mitglieder des Provinzkultur e.V. die Region. Jährlicher Höhepunkt der Vereinsarbeit ist das Kunst- und Literaturfest "Provinzschrei". Jeden Herbst laden die Provinzkulturler ab September einen Monat lang verschiedenste Gäste in den Thüringer Wald ein. Dezentral an verschiedenen Orten Veranstaltungen zu organisieren, gehört zu ihrem Selbstverständnis, sagt Vereinsvorsitzender Hendrik Neukirchner: "Unser Markenzeichen ist, dass wir eben nicht nur eine Kulturstätte bespielen, sondern den gesamten Thüringer Wald."
Quelle: MDR KULTUR (Marlene Drexler), Provinzkultur e.V.
Redaktionelle Bearbeitung: jb
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 19. April 2024 | 13:10 Uhr