Zwei Männer vor einer Hecke
So ginge es ja auch - wenn man sich gegenübersteht. Schriftlich geht es eher heftiger zu. Bildrechte: imago images/Shotshop

Rückblick Von Straßenblockade bis Pfannkuchen: Thüringer User-Kommentare im Februar

02. März 2023, 11:05 Uhr

"LastGen", Pfannkuchen und Keanu Reeves als Namensgeber eines Wirkstoffs gehörten zu den meistkommentierten Themen unserer User. Im Kommentarrückblick Februar haben wir außerdem eine Frage zu doppelbödigen Begriffen.

Die Zahlen

Der leichte Zuwachs im Vergleich zum Januar geht vor allem auf einen Sprung bei Instagram zurück - wegen der geringeren Postingzahl im Vergleich zu Facebook (96 bzw. 329) aber auf niedrigerem absoluten Niveau. Auf der Webseite hatten wir 276 eigene Artikel, davon rund zwei Drittel kommentierbar (vor allem "Blaulichtthemen" nicht kommentierbar).

"Reichweite oder Diskussion" könnte ein Motto auf Facebook sein: Der Algorithmus favorisiert derzeit vor allem "buntere" Themen, die oft vergleichsweise wenig diskussionsträchtig sind. Politische und nachrichtliche Postings bekommen geringere Reichweite, werden im Verhältnis dazu aber sehr intensiv diskutiert: Das Posting zur Nachfolge im Erfurter Kressepark sahen 1,4 Millionen User, die 212 Kommentare posteten. 226 Kommentare kamen zum Thema zehn Jahre AfD, das Facebook an 6.488 User ausspielte.

Die Spitze Mitte August und das danach folgende hohe Niveau gehen auf das Ende der Sommerferien zurück sowie die Sommerinterviews und die ab dieser Zeit verschärften Sorgen vor Inflation und Energiepreisen.

Die Topthemen

Die Straßenblockade von Klima-Demonstranten auf dem Erfurter Stadtring sorgte auf allen drei Kanälen für reichlich Diskussionsstoff. Facebook hatte mit der bevorstehenden "Körperwelten"-Austellung und einem nach Keanu Reeves benannten Wirkstoff gegen Pilzerkrankungen ausgefallenere Spitzenthemen. Beim Kampf um die Plätze hinter der Blockade zog auf Instagram ein mögliches Verbot von Hochzeitstauben knapp an der Frage nach dem Namen für ein ganz bestimmtes Gebäck zu Karneval vorbei.

Keine Überraschung war die Dominanz der Themen AfD und Kemmerich auch ohne aktuellen Anlass auf der Webseite, wo typischerweise Politikthemen am intensivsten diskutiert werden.

...und noch mehr

Ein Nordhäuser Professor sieht Schwund bei Umweltingenieuren und spricht FFF-Demonstranten auf seinen Studiengang an - hört dann aber von ihnen, dass sie lieber Sozialwissenschaften studieren wollen. Der spannende Befund lockte die Diskutanten bei uns eher nicht aus ihren festen Positionen - es blieb weitgehend bei der Fronststellung zwischen "Ingenieurwissenschaften basieren zum großen Teil auf Mathematik, und hier sind dann Wissen und Kenntnisse gefragt, die mehr als die Beherrschung der vier Grundrechenarten verlangen. Das ist nicht jedem/jeder gegeben, da studiert man lieber die abfällig genannten "Geschwätzwissenschaften" (Der Pegauer) auf der einen Seite und jugend auf der anderen Seite mit "Der Wandel den wir benötigen kommt nicht durch einen 40h Job sondern durch das ehrenamtliche Engagement sich demokratisch zu beteiligen."

Woran liegt es, wenn beim Konflikt zwischen zwei für sich genommen "guten" Varianten die Beteiligten in der Diskussion dann kaum einen Schritt aufeinander zu gehen? Die Debatte um Baumfällungen zugunsten von barrierefreien Sozialwohnungen in Eisenach verlief mit ähnlich festgelegten Positionen.

Futter selbst für Fachleute dürften nicht nur CDU-Diagnosen beim Thema Maaßen vs Prien gebracht haben, sondern vor allem auf allen drei Kanälen die zahlreichen und emotionalen Diskussionen rund um Oberhof, WM-Bilanzen, touristische Perspektiven und Probleme wie der Golfplatzstreit oder die Hotelpläne auf der Schmücke.

Ukraine-Themen waren vor allem auf Facebook oft von Neid und Zurücksetzungsgefühlen geprägt, bei denen ein großes Auto mit ukrainischem Kennzeichen regelmäßig für ein Pauschalurteil über "die" Flüchtlinge genügte. Etwas tiefer ging die Diskussion unter der Reportage zum alltäglichen Kampf zweier Flüchtlingsfamilien in Weimar.

Userzitate

"Haben noch nie Frieden gebracht, sich nur verflogen und sind verendet." (Helene Sonja Krämer in der Diskussion um ein mögliches Verbot für Hochzeitstauben) - "Ich glaube nicht, wenn die Hochzeitstauben nicht mehr fliegen, dass die Raubtiere Vegetarier werden" (marianmueller1982 zum gleichen Thema) - "Einfach als illegal deklarieren, dann kommen die Raver schon von allein" (alpatronie über die nicht angenommene Erfurter Partylocation Lutherstein) - "Bei den Mietpreisen..." (Sylvia Müller zum Diebstahl eines Waldarbeiterwagens) - "Ich hätte nicht gedacht, dass ich Ihnen mal zustimmen könnte" (Wessi an kleinerfrontkaempfer zur Personalsuche von CATL) - "Über das Problem zu reden ist viel cooler und auch angesehener, als es pragmatisch zu lösen." (Quantix in der Diskussion über zu wenig Umweltingenieure) - "Da kommt mal was positives über Thüringen und kein User äußert sich dazu. Manchmal kommt es mir so vor, wir Thüringer halten mit aller Kraft an der Opferrolle fest." (Camper21 zu positiven Zahlen und Aussichten bei Jenoptik) - "Kleben und kleben lassen" (monnahpotter zur Klimademonstration auf dem Erfurter Stadtring)

Wir haben da eine Frage an Sie

Wie wörtlich sind Redewendungen und Begriffe im übertragenen Sinn gemeint - und wie übel oder beleidigend können sie damit werden? Wir stellen Ihnen hier ein paar Kandidaten mit ihren Risiken hin und würden uns über Ihre Meinungen dazu freuen.

"Sein Waterloo erleben" baut auf dem gewaltsamen Tod von mehr als 40.000 Menschen innerhalb von 12 Stunden. Einen Menschen als Ratte zu bezeichnen ist strafbar - bei der Austrittswelle aus einer Partei, die aus der Regierung gewählt wurde, ist aber häufig die Rede von "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff." Etwas "bis aufs Messer bekämpfen" klingt so blutig wie "der geht für seine Karriere über Leichen".

Wenn sich jemand von Vorwürfen "gefoltert" fühlt, ein "Rattenfänger" zu sein, dürfte die Antwort "heul leise" (Filmzitat) unter Umständen je nach Generation bei Schmunzeln oder Beleidigtsein liegen. Ist "Sie alter weißer Mann" beleidigender als "Kartoffel" oder "Alman" und wie ist es mit der von Schiller geprägten Redewendung "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen", wenn sie anlaog zum Drama nun auf eine moderne Politikerkarriere gemünzt wird, aber den problematischen Begriff Mohr enthält?

MDR (csr)

62 Kommentare

DermbacherIn am 04.03.2023

Stimme ihnen zu, bei mir wurde MDR THÜRINGEN online als Schulnote die Sechs bekommen, die wenigen namentlichen Artikel und gute online-moderationen reißen das auch nicht mehr heraus!

Goldloeckchen am 04.03.2023

Der mdr muss abgewickelt werden, dann eine Neugründung MDR2.0 meinetwegen und alle stellen werden neu ausgeschrieben.
Zumindest ist dann vielleicht erst einmal die Gefahr gebannt das hie politische Gefälligkeits Artikel geschrieben werden.

👍😉☝️😂

DermbacherIn am 04.03.2023

Bei MDR THÜRINGEN online könnte doch Versuch gemacht werden, alle online-moderator:innen müssen unabhängig voneinander den gleichen Kommentar beurteilen! Werden Sie diesen Kommentar alle gleich beurteilen?

Mehr aus Thüringen