Trotz Protest Erste Bäume fallen für umstrittenes Bauvorhaben in Eisenach

21. Februar 2023, 19:13 Uhr

Im Eisenacher Thälmann-Viertel prallen unterschiedliche Interessen aufeinander: Die Städtische Wohnungsgesellschaft will 67 barrierefreie Wohnungen bauen, die Anwohner wollen die große Grünfläche mit alten Bäumen erhalten, argumentieren mit Frischluft und Klima. Am Montag wurden trotz der Anwohnerproteste die ersten 13 Bäume gefällt. Die weiteren Arbeiten hat die Stadt bis zum Entscheid des Verwaltungsgerichts ausgesetzt.

In der vergangenen Woche hatte die Städtische Wohnungsgesellschaft (SWG) in Eisenach die Arbeiten bereits angekündigt, am Rosenmontag ging es los: Unter Polizeischutz sind im Thälmann-Viertel Bäume gefällt worden, um Platz für einen Wohnkomplex mit Sozialwohnungen zu machen.

Bis zu 100 Anwohner protestierten, versuchten vergeblich, die rund 60 Jahre alten Bäume zu schützen. Bis zum Nachmittag wurden 13 der insgesamt 18 markierten Bäume abgesägt, dann wurden die Arbeiten abgebrochen.

Bürgerinitiative mit Eilantrag gegen Bauvorhaben

Dass nicht noch mehr Bäume gefällt wurden, lag an einem Eilantrag, den die Bürgerinitiative "Thälmann-Viertel Eisenach" beim Verwaltungsgericht Meiningen eingereicht hatte. Die vier Kläger, alle Mitglieder der Allgemeinen Wohnungsbaugesellschaft (AWG) Eisenach, sehen sich durch das Bauvorhaben in ihren Rechten beschnitten.

Gerhard Wilde, einer der Kläger, erklärte MDR THÜRINGEN, ihr Eigentum verliere durch den Neubau in direkter Nachbarschaft an Wert. Außerdem gebe es zu dem Bauvorhaben offene Fragen. Es fehlten bisher Gutachten zum Klima und zur Wasserführung.

Gericht entscheidet voraussichtlich am Freitag

Schon am Montagnachmittag kam Antwort vom Gericht. Eine Gerichtssprecherin teilte MDR THÜRINGEN mit, es seien von der Stadt und der SWG Stellungnahmen angefordert worden, um den Sachverhalt zu klären. Voraussichtlich am Freitag wolle die Fünfte Kammer in dem Fall entscheiden. Bis dahin, so habe die Stadt zugesichert, würden keine weiteren Bäume gefällt.

Protest für Klimaschutz und Stadtgrün

Die Anwohner führen gegen das Bauvorhaben eine ganze Reihe von Gründen an. Es geht ihnen nicht nur darum, dass sich ihre persönliche Wohnsituation verschlechtert, weil sie statt eines kleinen Wäldchens künftig einen Neubau vor der Nase haben. Sie argumentieren auch mit der gewachsenen Struktur des Wohnviertels, mit Klimaschutz und dem wertvollen Grün in der Stadt. Aus ihrer Sicht gibt es bessere Orte für das Bauprojekt.

Stadtratsbeschluss für 67 Sozialwohnungen

Die Stadtverwaltung verweist darauf, dass die Bauvorhaben vom Stadtrat beschlossen worden sind: zum einen der Neubau des SWG-Komplexes mit 67 barrierefreien Sozialwohnungen, 19 davon rollstuhlgerecht. Dafür bestehe im Thälmann-Viertel Bedarf, hatte Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) mehrfach bestätigt.

Zum anderen will die Stadt den Spielplatz verlegen und zum Mehrgenerationen-Spielplatz ausbauen. Dort sollen drei große Bäume gepflanzt werden, teilte die Stadt mit, und die SWG werde auch weitere nachpflanzen.

MDR (cfr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Regionalnachrichten | 21. Februar 2023 | 15:30 Uhr

119 Kommentare

maddin am 23.02.2023

@Jana
Genau, ich fühle mich gerade massiv in die Ecke gedrängt. Aber von wem nur?
Natürlich, alle, die im Stadtrat sitzen, gehören gar keiner Partei an, nur die Oberbürgermeisterin.

maddin am 23.02.2023

@Lavendel
Aaahhh, da ist er doch wieder, der „Hetze“-Begriff! Wie schön, dass Sie hier diesen totalitären, nun aber prima reaktivierten Begriff verwendet haben. Zeigt ein gewisses vereinfachtes strukturelles Denken auf, meinen Sie nicht auch?

astrodon am 23.02.2023

@Thorgram: Sturm, Schnee, selbst Regen kann reichen. Hatten wir im Oktober hier, da brach ein ca. 20cm starker Ast von einem noch belaubten Baum ab. Hinterher hieß es der hätte Trockenschäden vom Sommer gehabt. Und wenn so etwas dann auf einen Spielplatz fällt ...

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