Denkmalsanierung Historische Post Bad Liebenstein: Ein Briefmarkenmotiv erworben

26. Dezember 2022, 15:16 Uhr

Sie ist ein Denkmal und eines der Wahrzeichen von Bad Liebenstein: die historische Post, die Herzog Georg II. Ende des 19. Jahrhundert erbauen ließ. Ein Paar aus dem Allgäu hat das prächtige Fachwerkhaus gekauft und richtet es wieder her. Erst nach dem Kauf stellten beide fest, wie weit verbreitet das Gebäude ist: sogar als Briefmarkenmotiv war es einst im Umlauf. Und nicht nur das.

"Wenn ich für jedes Foto, das von dem Haus gemacht wird, einen Euro bekäme, dann wäre die Sanierung rasch finanziert", sagt Jürgen Hehl und lacht. Er steht im Hof der historischen Post vor einem Anhänger mit Bauschutt. Seit drei Jahren arbeitet er mit seiner Frau daran, das denkmalgeschützte Gebäude in Bad Liebenstein mit Hilfe von Fachleuten von innen und außen zu sanieren.

"Nochmal würde ich das nicht machen", sagt er. "Aber jetzt sind wir fast durch und natürlich glücklich und froh, dass wir es fast geschafft haben." Und seit die Fassade mit dem imposanten Fachwerk und dem Türmchen wieder von Gerüsten befreit ist, fotografieren wieder täglich Kurgäste und Touristen das Haus.

Denkmal im Internet angeboten

Im Internet war Kerstin Hora-Hehl darauf gestoßen, dass das Gebäude zum Verkauf stand. Es gefiel ihr auf Anhieb, weil es schön war - und alt. "Ich mag einfach alte Häuser. Und ich find's wichtig, dass wir sie erhalten, weil das unser kulturelles Erbe ist." In diesem Fall ein kaiserliches Postamt, das Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen Ende des 19. Jahrhunderts erbauen ließ. Mit durchschlagendem Erfolg: die historische Post hat sich als Motiv weit verbreitet.

Von der Briefmarke bis zum Zigarettenautomaten

Das Postgebäude findet sich auf Postkarten und Broschüren in der Kurstadt. Die Stadtverwaltung Bad Liebenstein hat sie auf eigene Grußkarten gedruckt. 1982 erschien eine Briefmarke der DDR-Post mit der Post – so reiste sie durchs Land.

Und sie steht vermutlich an so mancher Modelleisenbahn, denn das markante Gebäude gibt es auch als Bausatz in H0. Klar, dass sie zu den Thüringer Sehenswürdigkeiten zählt, die für den Modellpark "Mini-a-thür" in Ruhla im Maßstab 1:25 detailgetreu nachgebaut wurden. Es gibt sogar Zigarettenautomaten, auf denen die Post abgebildet ist.

Von dieser Prominenz ahnten die Käufer nichts, als sie die Immobilie erwarben. "Das ist erst nach und nach alles rausgekommen", sagt Jürgen Hehl. "Wir haben dann immer wieder Sachen gesehen, wo wir gesagt haben: das ist ja unser Haus!" Gleichzeitig haben sie festgestellt, wie sehr sich die Einheimischen mit dem Gebäude identifizieren, sagt Kerstin Hora-Hehl: "Die Post gehört jedem Bad Liebensteiner. Irgendwie haben die alle auch den Eindruck: das ist ihre Post."

Altes erhalten

An dem Gebäude ist viel passiert, innen und außen. Die Fassade ist mittlerweile fast vollständig restauriert. Die Remise, wo einst Pferde und Kutscher sich erholen konnten, wird noch gemacht – oben in der Scheune liegt noch altes Heu, erzählt Jürgen Hehl. Auch innen ist die Sanierung fast fertig. Einige Wohnungen seien noch auf dem Stand von vor 50 Jahren gewesen, sagt Kerstin Hora-Hehl. In beiden Treppenhäusern haben sie das Original-Linoleum auf den Stufen liegen lassen, auch einige alte Türen waren noch vorhanden. Das Alte erhalten, das war ihnen wichtig.

Büros in der einstigen Schalterhalle

In historischen Postamt ist eine Rechtsanwaltskanzlei zu Hause, es gibt sechs Wohnungen, vier davon für Feriengäste. Nur im Erdgeschoss ist im Anbau noch Baustelle. Dort, wo einst die Schalterhalle der Post war, erinnern eine Schwingtür mit geschwungene Griffen und eine Schiebetür an alte Zeiten. In diesem Bereich will sich das Ehepaar Büros einrichten und Wohnräume. Es gefällt ihnen in Thüringen – und das Haus, sagt Kerstin Hora-Hehl, "haben wir ja nicht umsonst gekauft".

MDR (seg)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 26. Dezember 2022 | 08:10 Uhr

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