Korallenriffs im kristallklaren Meer und der tropischen Lagune.
Die Vereinten Nationen wollen Weltmeere besser schützen. Bildrechte: IMAGO / robertharding

Vereinte Nationen Erstmals verbindliche Regeln für Schutz der Weltmeere

05. März 2023, 11:54 Uhr

Nach fast 40-stündigen Verhandlungen sind die UN-Mitgliedstaaten zu einem Ergebnis gekommen und haben ein Abkommen zum Schutz der Weltmeere verabschiedet. 30 Prozent der Hochsee sollen besser geschützt werden.

Nach 15 Jahren zäher Verhandlungen bei den Vereinten Nationen um ein internationales Abkommen zum Schutz der Weltmeere ist ein Durchbruch erzielt worden. Das gab die Leiterin der Konferenz, Rena Lee, nach fast 40-stündigen Verhandlungen am Sitz der Vereinten Nationen in New York bekannt. Sie sagte unter dem Beifall der Delegierten, das Schiff habe das Ufer erreicht.

Mehr Schutz für 30 Prozent der Weltmeere

Ziel der Verhandlungen war es vor allem, dass künftig mindestens 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete ausgewiesen werden. Zudem wurde ein Verfahren festgelegt, um wirtschaftliche Projekte, Expeditionen und andere Aktivitäten in den Meeren auf ihre Umweltverträglichkeit hin zu prüfen.

Außerdem soll das Abkommen die biologische Vielfalt auf Hoher See unter international verbindlichen Schutz stellen. Zwei Drittel der Ozeane gehören zur Hochsee und sind damit weitgehend rechtsfreier Raum.

Naturschutzorganisationen begrüßen Einigung

Bundesumweltministerin Steffi Lembke erklärte, die Bundesregierung wolle rasch ins Handeln kommen. Wenn die Ozeane geschützt würden, schütze man auch die Menschen. Die Grünen-Politikerin sprach von einem historischen und überwältigenden Verhandlungserfolg.

Naturschutzorganisationen bewerten die grundsätzlich positiv – mahnen aber auch schnelles Handeln an. WWF-Meeresschutzexpertin Karoline Schacht sagte, die Staatengemeinschaft habe erhebliche Meinungsverschiedenheiten zu Gunsten der Natur und unserer Zukunft auf diesem Planeten schlussendlich überwunden.

Greenpeace sieht durch die nun erzielte Einigung Voraussetzungen geschaffen, um Schutzgebiete außerhalb der nationalen Gewässer auszuweisen und dort die Artenvielfalt zu schützen. Greenpeace-Experte Till Seidensticker forderte nun konkrete Maßnahmen, um "das Leben im Meer vor weiterer Zerstörung bewahren".

China und Russland als Blockierer

Unklar blieb zunächst, ob Russland und China Teil des Abkommens sein werden. Die Verhandelnden zweifelten wegen der als destruktiv wahrgenommenen Haltung der Delegation aus Moskau daran. Aber auch China galt als Wackelkandidat.

Mit einem Abkommen zum Schutz der Hochsee hatten sich die Länder der Welt rund 15 Jahre lang auseinandergesetzt, seit 2018 gab es mehrfach Verhandlungsrunden dazu. Im vergangenen August wurde eine Konferenz ergebnislos vertagt.

Zuletzt ging es zum einen um die Frage, wie künftig festgelegt werden soll, welche Teile der Hochsee als Schutzgebiet definiert werden. Vor allem China und Russland pochten dabei Diplomaten zufolge auf Einstimmigkeit. Dann hätte ein einzelnes Land jede Entscheidung blockieren können.

Das wurde nun offenbar umgangen. Aus Diplomatenkreisen verlautete in der Nacht zum Sonntag, dass die Schutzgebiete bereits mit einer Dreiviertel-Mehrheit der Mitgliedstaaten festgelegt werden können sollen.

Ausgleichszahlungen für Globalen Süden bei Forschungsdurchbrüchen

Ein weiterer Schlüsselkonflikt drehte sich um potenziell ertragreiche Forschungserkenntnisse, durch beispielsweise einen Fund bislang unbekannter Lebewesen und deren Erbgut. Länder des sogenannten Globalen Südens stritten dabei mit den führenden Industriestaaten im Norden um die Aufteilung des daraus hervorgehenden Profits.

Da die größten Volkswirtschaften auch die meisten der erhofften Erträge auf sich vereinen dürften, wurde sich auf Ausgleichszahlungen an ärmere Länder etabliert. Der erzielte Kompromiss sieht nach Informationen der dpa jährliche Pauschalzahlungen seitens der Industrieländer vor.

Unmittelbar vor dem Durchbruch in New York gab es dann bei einer anderen Ozean-Konferenz in Panama eine Einigung. Die Teilnehmer sagten fast 20 Milliarden US-Dollar (18,8 Milliarden Euro) für den Schutz der Meere zu. Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar für 77 Projekte.

dpa (amu)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. März 2023 | 06:00 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Leunawerke in der Dämmerung
Die IG Bergbau, Chemie, Energie fordert für die Beschäftigten in der Chemieindustrie, wie hier in den Leuna-Werken, unter anderem sieben Prozent mehr Lohn. Bildrechte: imago images/Sylvio Dittrich

Mehr aus Deutschland