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Tipps vom Finanztip-Experten Geld anlegen – Aktien für Anfänger

19. Januar 2024, 13:34 Uhr

Was ist ein Depot? Wie richte ich es ein? Was kaufe ich für Geldanlagen und wie riskant ist die Sache? Hendrik Buhrs, Redakteur beim Geldratgeber Finanztip, erklärt die Grundlagen.

Erster Schritt: Ein Depot anlegen

 Eine Rentnerin sitzt an ihrem Schreibtisch schaut sich am PC Aktien-Charts an
Ein Depot ist ein Konto, über das Wertpapiere aufbewahrt und verwaltet werden. Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn | Christin Klose

Wer an der Börse anlegen möchte, braucht als erstes ein Depot. Das ist im Grunde ein Konto, über das Wertpapiere aufbewahrt und verwaltet werden, also beispielsweise Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs.

Früher war das Wertpapierdepot noch eine echte Lagerstelle, in der die Dokumente in Papierform lagerten, ähnlich einem Schließfach. Doch längst wird das Depot eher als digitales Lager verstanden. Es lässt sich bequem am Computer oder sogar per Handy bedienen.

Hier ist aber die erste Entscheidung nötig. Es gibt vereinfacht gesagt drei Gruppen von Anbietern, bei denen das Depot geführt werden kann: Filialbank, Direktbank oder Broker.

Welches Depot ist das richtige?

1. Die Filialbank
Bei einer klassischen Filialbank fallen sehr oft laufende Kosten an, die über die Zeit richtig ins Geld gehen können. Zwar gibt es hier einen Bankberater, der sich um den eigentlichen Kauf der Wertpapiere kümmert. Bei näherer Betrachtung kann das aber sogar ein Nachteil sein, denn als Angestellter der Bank hat der Berater ein Interesse daran, vor allem Produkte mit hohen Provisionen zu empfehlen.

2. Die Direktbank
Die zweite Gruppe von Depotanbietern sind die klassischen Direktbanken wie ING oder Consorsbank. Wer mit dem Onlinebanking seines Girokontos zurechtkommt, ist hier gut aufgehoben. Ein regelmäßiger Fondssparplan oder ein Einzelkauf sind mit wenigen Klicks eingestellt. Die Kostenersparnis zum Filialbank-Depot können beträchtlich sein.

Finanztip stellt typische Kosten gegenüber: Für einen Wertpapierbestand von 5.000 Euro können bei einer Filialbank um die 50 Euro pro Jahr anfallen. Bei einer Direktbank ist die Verwahrung meist kostenlos. Auch die Order, also der Kaufvorgang, ist dort günstiger. Über zehn Jahre gerechnet ist die Direktbank also mehrere hundert Euro günstiger.

3. Der Broker
Sehr digital-affine Menschen können auch zu spezialisierten Depotanbietern greifen, auch Neo-Broker genannt. Auch sie haben keine laufende Gebühr und darüber hinaus noch günstigere Orderentgelte.

Allerdings halten sich die Gesamtkosten für Orders auch bei den Direktbanken in Grenzen, wenn man eine alte Börsenweisheit beherzigt:

Hin und Her macht Taschen leer. Soll heißen: Wer ein passendes Wertpapier ins Depot gelegt hat, braucht eigentlich nichts weiter zu unternehmen und kann zehn oder sogar 15 Jahre lang abwarten.

Hendrik Buhrs

Zweiter Schritt: Einen passenden Aktienfonds finden

Die spannende Frage ist natürlich: Womit soll das Depot gefüllt werden? Experten raten hier zu einem breiten Querschnitt durch hunderte von Unternehmensaktien, einen sogenannten Indexfonds oder ETF. Dieser hat im besten Fall mehrere positive Eigenschaften.

Ein Stift liegt auf einem Börsenchart
Die Jahresgebühr für einen ETF ist meist günstiger als die eines aktiv gemanagten Fonds. Bildrechte: imago/CHROMORANGE

Ein guter ETF (die Abkürzung steht für Exchange Traded Fund oder börsengehandelter Fonds) ist kostengünstig. Die laufende Jahresgebühr, die ja ein Stück der Rendite kostet, liegt zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Das ist deutlich günstiger als viele Fonds, die von Bankberatern verkauft werden, weil dort höhere Provisionen und Managementgebühren anfallen. Solche aktiv gemanagten Fonds kosten meist zwischen 1,5 und 2,5 Prozent pro Jahr.

Ein guter ETF deckt unterschiedliche Länder und Branchen ab. Wer beispielsweise nur auf deutsche Aktien oder Firmen aus der Energiebranche setzt, hat eine starke Schlagseite im Depot. Besser ist es, einem internationalen Aktienindex zu folgen.

Empfehlenswert sind unter anderem der MSCI World, der FTSE All-World. In ihnen stecken mehrere Tausend Unternehmen, von A wie Amazon bis Z wie Zalando. Wenn einzelne von ihnen ins Straucheln geraten oder sogar bankrott gehen, kann dies durch die Gruppe der anderen Firmen ausgeglichen werden.

Ein guter ETF ist transparent. Wer den "Bauplan" kennt, hat ein gutes Bild davon, wie der Fonds das Geld der Anleger investiert. Beim MSCI World ist das Ziel, 85 Prozent des gesamten Börsenwertes der relevanten Ländergruppe zu repräsentieren. Wenn im Zeitverlauf neue Unternehmen ins Rampenlicht aufsteigen, werden sie ab einer gewissen Größe automatisch in den Fond aufgenommen. Umgekehrt sondert der ETF gelegentlich Unternehmen aus, die nicht mehr so erfolgreich wirtschaften.

Aktiv gemangte Fonds
Bei einem aktiv gemanagten Fonds lassen sich die Kauf- und Verkaufsentscheidungen nur im Nachhinein überprüfen. Studien zeigen außerdem, dass es kaum aktive Fonds gibt, die langfristig den Marktdurchschnitt, also einen breit gefassten ETF, übertreffen.

Dritter Schritt: Kaufen

Der eigentliche Kauf im Online-Depot ist kein Hexenwerk. Geignete Fonds, die einen globalen Aktienindex nachbauen, finden sich in den Empfehlungslisten der Stiftung Warentest oder von Finanztip.

Nun muss die Kennnummer in die Kaufmaske eingetragen werden, dazu sollte zur Sicherheit ein Höchstpreis für die Order gesetzt werden. Anschließend wird das Geld vom Depotkonto abgebucht und im Gegenzug erscheinen die gekauften Wertpapieranteile.

Vierter Schritt: Warten

Eine Anlage am Aktienmarkt ist allerdings nicht mit einem Sparkonto zu verwechseln. Das liegt daran, dass die Geschäftsentwicklungen und damit auch die Aktienkurse der einzelnen Unternehmen unsicher sind und es zu starken Wertschwankungen kommt.

Das Kerzenchart des Deutschen Aktien Index (DAX) ist auf einer Handelsplattform auf einem Laptop geöffnet.
Kurschwankungen sollten Sie nicht immer gleich nervös machen. Lieber auf langfrsitige Trends schauen, rät der Experte. Bildrechte: picture alliance/dpa | Silas Stein

Wer sich die Kurstafeln zu Beginn der Corona-Pandemie, zu Kriegszeiten oder auch nach Leitzins-Erhöhungen der Zentralbanken ansieht, erkennt das schnell. Allerdings zeigen die vergangenen Jahrzehnte deutlich: Sobald man die Perspektive wechselt und auf langfristige Trends schaut, schneiden Aktien besser ab als Tagesgeld oder Festgeld.

Die wichtige Konsequenz: Die Börse setzt einen langen Atem voraus. Als Größenordnung werden oft 15 Jahre genannt. Das ist in der Vergangenheit der Zeitraum gewesen, in dem sich auch heftige Kurseinbrüche wieder mindestens ausgeglichen haben. Wer auf einen Teil seines Geldes über diese Periode verzichten kann, bekommt mit einem ETF-Investment eine simpel umzusetzende und wahrscheinlich lukrative Ergänzung zu anderen Anlageformen.

Unser Experte

Finanzexperte Hendrik Buhrs
Finanzexperte Hendrik Buhrs Bildrechte: Rechte: Finanztip

Leben Hendrik Buhrs

Hendrik Buhrs

Hendrik Buhrs arbeitet im Team Bank und Versicherung bei Finanztip. In Münster und Exeter hat er Volkswirtschaftslehre studiert. Gespartes Geld investiert er gern in Reisen.

MDR (jba) Erstmals erschienen am 07.11.2023.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 07. November 2023 | 17:00 Uhr

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