Zwei Hände einer Frau.
Ein Schnappfinger behindert das richtige Greifen. Daumen, Zeige- und Ringfinger sind am anfälligsten, ein Schnappsyndrom zu entwickeln. Bildrechte: Colourbox.de

Sehnenscheidenentzündung Schnappfinger: Diagnose, Therapie, Vorbeugung

02. Juni 2022, 05:00 Uhr

Schuhe zubinden, eine Türklinke drücken oder eine Flasche öffnen – alltägliche Handgriffe können bei einem Schnappfinger zur unlösbaren Aufgabe werden. Dabei kommt es zu einer Art Blockierung im Finger, die sehr schmerzhaft ist. Bei leichten Beschwerden helfen Fingerübungen, bei länger anhaltenden Problemen eine Operation.

Schwellung an der Sehne

Normalerweise laufen die Sehnen unserer Finger geschmeidig durch sogenannte Ringbänder. Diese halten die Sehnen am Knochen und ermöglichen eine gute Kraftübertragung beim Greifen. Doch wenn es an der Sehne zu einer Schwellung kommt, dann hakt es am Ringband. Das führt zum schmerzhaften Schnappfinger, eine der häufigsten Funktionsstörungen der Hand.

Ursache oft Überlastung

Bei der Entstehung eines Schnappfingers spielen Veranlagungen, Verletzungen und Belastungen eine Rolle. Besonders häufig trifft es Menschen, die täglich beruflich viel mit den Händen arbeiten; Handwerker, Kosmetikerinnen oder Friseure beispielsweise.

Ein Schnappfinger entsteht oft durch eine Überlastungssituation. Das kann auch durch längeres Laufen an einer Gehhilfe passieren oder durch intensive Gartenarbeit. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung tritt meist ab dem 50. Lebensjahr auf.

Physio, Schiene, Salbe und Kortison helfen

Daumen, Zeige- und Ringfinger sind am anfälligsten, ein Schnappsyndrom zu entwickeln. Nur manchmal verschwindet das Problem von allein. Im Anfangsstadium helfen sanfte Fingerübungen und manuelle Therapie, die das Gewebe wieder weich und beweglich machen. In einigen Fällen wird vorübergehend eine Schiene zur Ruhigstellung des Fingers oder entzündungshemmende Salben verordnet.

Verschwinden die Beschwerden nicht, ist das Medikament Kortison eine Option. Es wird meist in die Nähe der Sehne gespritzt, was Entzündungen lindert und das Gewebe abschwellen lassen soll. Kortison ist jedoch nicht als Dauertherapie geeignet.

Bei OP wird Ringband zertrennt

Klemmt der Finger über Monate und kann dauerhaft nur mit Hilfe der anderen Hand in die Streckung gebracht werden, bleibt nur eine Operation. Dabei wird das Ringband des Fingers längs gespaltet. Die Sehne kann so wieder ungehindert gleiten und der Finger hakt nicht mehr. Die Operation wird in der Regel unter lokaler Betäubung durchgeführt. So spüren die Betroffenen während der OP keine Schmerzen, sie können die Hand aber unter der OP bewegen. Der Chirurg oder die Chirurgin kann prüfen, ob die Fingerbeweglichkeit wieder hergestellt ist.

Der Eingriff selbst dauert kaum länger als zehn Minuten. Nach der Operation müssen die Finger sofort wieder bewegt werden, damit es nicht zu Verklebungen und Verwachsungen kommt. Bei guter Narbenheilung ist die Hand zwei bis drei Wochen nach der Operation wieder belastbar.

Daumen-Yoga 2 min
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Übungen für mehr Fingerbeweglichkeit

– von Physiotherapeutin Gitte Baumeier –

1) Dehnung der Finger

Die Finger bleiben oft in einer leicht gekrümmten Haltung. Es hilft der Beweglichkeit, sie immer wieder richtig zu strecken! Jede Dehnungsübung rund zehn Sekunden halten und mehrfach am Tag wiederholen.

  1. Finger verschränken und die Hände nach vorn ausstrecken.
  2. Die Finger in die andere Hand legen, die Finger nach oben dehnen.
  3. Aktives Öffnen und Schließen der Hände. Die Finger beim Öffnen so weit wie möglich spreizen.

Dehnungübung mit den Fingern
Die Übung rund zehn Sekunden halten und mehrfach am Tag wiederholen. Bildrechte: MDR/Hauptsache Gesund

2) Massage der Finger

Eine kleine Selbstmassage lockert das Gewebe und hält es weich. Mit etwas Handcreme massiert es sich besser.

  1. Ausstreichen: Den betroffenen Finger ausstrecken. Mit der anderen Hand von der Fingerspitze beginnend den Finger mit leichten Druck zum Handballen hin ausstreichen.
  2. Kreisende Minimassage: Beginnend an der Fingerspitze massiert man den Finger Richtung Handballen mit kreisenden Bewegungen. Spürt man einen kleinen Knubbel, massiert man etwas länger an dieser Stelle.
  3. Querdehnung: Mit der gesunden Hand die Sehne des betroffenen Fingers quer zu ihrem Faserverlauf drücken und den Druck einige Sekunden halten.

Massageübungen mit den Händen
Hier wird das Gewebe gelockert. Bildrechte: MDR/Hauptsache Gesund

3) Kräftigung der Finger

Beim Greifen wird meist nur die Innenseite der Finger beansprucht. Diese Übungen trainieren die Gegenbewegung, das Öffnen der Hand.

  1. Schnippsgummi: Ein handelsüblicher Küchengummi ist ein super Trainingsgerät. Einfach um die Finger legen und gegen die Spannung die Finger öffnen.
  2. Theraband: Die Faust mit einem Theraband umwickeln und gegen den Widerstand die Hand öffnen. Wer kein Theraband hat, kann auch einen Feinstrumpf nehmen.
  3. Finger wandern: Die Hand auf einen Tisch legen. Nach und nach jeden Finger einzeln ein Stück nach links bewegen. Und anschließend zurück nach rechts.

Kräftigungsübung mit dem Gummi für die Finger
Ein Gummi wird hier zum Fitnessgerät. Bildrechte: MDR/Hauptsache Gesund

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Hauptsache Gesund | 02. Juni 2022 | 21:00 Uhr

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