Rückblick 2022:

31.10.2022 | Evangelischer Gottesdienst zum Reformationstag aus der Stadtkirche Jena

Sie fällt einem nicht als erste ein, wenn man an die Orte der Reformation denkt. Aber auch St. Michael in Jena ist eine Kirche der Reformation. Nicht nur weil die Grabplatte Martin Luthers in diesem Gotteshaus ihren Platz gefunden hat. Mehrfach hat Luther auf seinen Reisen in Jena Halt gemacht und hier gepredigt.

Der Gottesdienst knüpft an einen Besuch des Reformators im Frühjahr 1522 an: Damals übernachtete Luther inkognito in der Stadt. Besorgt ob der Unruhen in Wittenberg, hatte er sein Versteck auf der Wartburg verlassen und wollte dort nach dem Rechten schauen. Getarnt als Junker Jörg geriet er beim Abendessen im Schwarzen Bären mit zwei Schweizer Studenten in eine theologische Diskussion. Die erfuhren erst viel später, wer ihr Gesprächspartner war. Die denkwürdige Begegnung ist in einem Ölgemälde im Schwarzen Bären festgehalten.

Die Frage nach der rechten Balance zwischen Veränderung und Bewahrung, die Luther 1522 zurück nach Wittenberg trieb, spielt auch im Reformationsgottesdienst 2022 eine Rolle. An einem Tisch tauschen sich ein Schüler, eine Studentin und zwei Professoren über Zukunftshoffnungen in Zeiten der Verunsicherung aus. 

Die Predigt hält Pastorin Nina Spehr, die Liturgie gestalten Pfarrer Johannes Bilz und Christina Neuß, die musikalische Gestaltung liegt beim Vokalensemble Octavians, einem Streichquartett unter Leitung von Christoph Hilpert und Kirchenmusikdirektor Martin Meier an der Orgel.

17.07.2022 | Evangelischer Gottesdienst: Aus der Dorfkirche Eichholz / Zerbst |

In großer Anstrengung wurde die Dorfkirche vor dem Verfall gerettet. Inzwischen gehört sie mit ihren beiden neuen Fenstern zum "Lichtungen"-Projekt der Evangelischen Landeskirche Anhalts, das auch darauf verweist, dass Dorfkirchen Kristallisationspunkte ländlicher Identität sind.

Die Kirche bleibt im Dorf!

Dank der beiden neuen Kirchenfenster, die der Künstler Johannes Schreiter gestaltete, durchflutet warmes Licht den Altarraum und lädt zur Einkehr ein. Mit der Renovierung der Kirche fanden auch Altar und Pult eine zum Namen des Ortes passende Gestaltung: Ehemalige Dachbalken aus dem 12. Jahrhunderten lieferten den Grundstoff für die liturgische Ausstattung des kleinen Gotteshauses, für Altar und Pult als sogenannte Prinzipalstücke. Gestaltet wurden sie von dem Künstler Till Hausmann.

So verbinden sich Alt und Neu in der Kirche, die mit viel Engagement des ganzen Dorfes, Fördermitteln des Landes und der Landeskirche, aber auch Spenden in den letzten Jahren saniert wurde: "Wir wollten Altes erhalten und unsere Kirche für unsere und kommende Generationen gestalten. Wir stehen in einer Tradition, nicht am Ende einer Entwicklung. Lebensfreude und Zuversicht soll man spüren können, auch, aber nicht nur am Gebäude", sagt dazu Pfarrer Albrecht Lindemann. Zu der besonderen Stimmung darin tragen die beiden raumhohen Fenster in der Apsis bei. Damit ist St. Trinitatis Teil des Netzwerks "Lichtungen", mit dem die Landeskirche auf zeitgenössische Glaskunst in Kirchen der Region aufmerksam macht.

St. Trinitatis in Bildern Eichholz: Impressionen von der Kirchenrettung

In großer Anstrengung wurde die Dorfkirche St. Trinitatis vor dem Verfall gerettet. Inzwischen gehört sie mit ihren beiden neuen Fenstern zum "Lichtungen"-Projekt der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

Ruine
So allerdings sah die Kirche vor der Sanierung aus. Ein Gebäudeteil, die Apsis, wurde abgerissen. Bildrechte: Gemeine Eichholz
Ruine
So allerdings sah die Kirche vor der Sanierung aus. Ein Gebäudeteil, die Apsis, wurde abgerissen. Bildrechte: Gemeine Eichholz
Stift
Aus dem historischen Gebälk wurden "Eichholzschreiber", einen bekam Bundespräsident Steinmeier. Bildrechte: Gemeine Eichholz
Menschen bauen eine Kirche im Miniformat aus Holzteilen
Die Eichholzer beim "Mach dich ran"-Wettbewerb, der 125.000 Euro als Anschubfinanzierung einbrachte. Bildrechte: Gemeinde Eichholz
Dachbalken
Im Dachstuhl wurde altes Gebälk aus dem 12. Jahrhundert erhalten. Bildrechte: Gemeinde Eichholz
Männer mit Schubkarre auf Geröll
In Eigeninitiative wurde der Fußboden aus der Kirche herausgestemmt. Bildrechte: Gemeinde Eichholz
Menschen sitzen in einer Kirche
Auch auf der Kirchenbaustelle fanden Gottesdienste statt- Bildrechte: Gemeine Eichholz
Menschen sitzen in einer Kirche
Die Kirche steht nicht nur der Gemeinde offem ... Bildrechte: Gemeinde Eichholz
Kirche in Winterlandschaft
St. Trinitatis im Winter. Im September 2022 wird der Abschluss der Sanierung gefeiert. Bildrechte: Gemeine Eichholz
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"Lichtungen": Pfarrer Lindemann und Kirchenpräsident Joachim Liebig gestalten den Gottesdienst

Neben Gemeindegesang und Orgel umrahmten Bläser, eine Harfe und ein Akkordeon den Gottesdienst am 17. Juli 2022 musikalisch. Liturg war Pfarrer Albrecht Lindemann. Die Predigt hielt Kirchenpräsident Joachim Liebig. Zu dem Projekt "Lichtungen" erklärte er vorab: "Vom liturgischen Geschehen abgesehen, prägt das Raumbild und die Atmosphäre einer Kirche nichts so stark wie ihre Fenster." Dabei geht es nicht nur um ästhetische Fragen, sondern: "Die Frage, was uns in unserer gegenwärtigen Situation der Begriff des Sakralen und des Heiligen noch bedeutet und was die Kunst mit ihm zu schaffen hat, ist nicht von ungefähr in den letzten Jahren immer wieder an Kunstwerken erörtert worden, die keineswegs nur 'Kirchenfenster' sind."

Rettung von St. Trinitatis

Nach Jahren der Sanierung wurde St. Trinitatis bei Zerbst 2019 mit einem Gottesdienst wieder in Dienst genommen. Dabei wurde auch der neue Altar geweiht, der aus den über 800 Jahre alten Dachbalken der Feldsteinkirche besteht. Die von dem Bildhauer Till Hausmann geschaffenen so genannten Prinzipalstücke, Altar und Pult, verbinden historisches Eichenholz aus dem historischen Dachgebälk mit jüngerem. So verbindet sich das überlieferte Alte mit dem neu Geschaffenen in der Kirche. Neu errichtet wurde die Apsis, also der Abschluss des Chores, mit denbeiden raumhohen modernen Fenstern von Johannes Schreiter. Historisch sind hingegen das romanische Kirchenschiff und der mächtige Breitturm. Als Teil des Glaskunstprojektes "Lichtungen" der Evangelischen Landeskirche Anhalts soll die Kirche in Eichholz künftig beispielsweise auch Touristen auf dem Elberadweg zum Verweilen einladen.

Von der mittelalterlichen Ausstattung sind der gotische Taufstein und die Glocke aus dem 13. Jahrhundert erhalten.

Gottesdienst: 300 Jahre Herrnhuter Brüdergemeine

Der kleine Ort Herrnhut im Osten Sachsens ist weltbekannt. Dazu beigetragen haben die Herrnhuter Sterne und die Herrnhuter Losungen, aber auch die Frauen und Männer, die im Namen ihrer Glaubensgemeinschaft in die entlegensten Winkel der Welt gezogen sind. 2022 gedenkt die Brüdergemeine ihrer Gründung vor 300 Jahren.

Den Gottesdienst ansehen

Der Gottesdienst zur Eröffnung der Festwoche im Juni 2022 aus dem Kirchsaal der Brüdergemeine verknüpfte aktuelle Fragestellungen mit der Tradition der Herrnhuter. Es gab Gäste und Grußbotschaften aus aller Welt. Die Predigt hielt Pfarrer Dr. Peter Vogt, die musikalische Gestaltung hatte Alexander Rönsch. Der Gottesdienst ist in der MDR Mediathek abrufbar.

Stichwort: Herrnhuter Brüdergemeine

Weltberühmt ist das ostsächsische Städtchen wegen der Bibellosungen und der Herrnhuter Sterne. 1722 von Glaubensflüchtlingen gegründet, erinnert der Festgottesdienst an das besondere Vermächtnis der Brüdergemeine. Am 12. Juni startete die Festwoche zum Jubiläum. Die Herrnhuter Brüdergemeine geht auf die 1457 gegründete Bewegung der Böhmischen Brüder (Eigenbezeichnung: Brüder-Unität) zurück. So wurden die Anhänger des böhmischen Reformators Jan Hus nach dessen Verbrennung auf dem Konstanzer Konzil (1415) genannt. Die Brüder-Unität zählt zu den ersten evangelischen Kirchen in Europa. Ihre besonderen Anliegen waren die Verbreitung der Bibel in der Landessprache, die Musik und gute Schulen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Böhmischen Brüder fast vollständig vernichtet.

Die Überlebenden ließen sich teils in Polen, teils in Ungarn nieder. Infolge der Reaktion der katholischen Kirche auf die Reformation Luthers kam die Brüder-Unität ab 1722 auf das Gut des Grafen Zinzendorf in der Oberlausitz. Dort gründete sie die Siedlung Herrnhut. Der neue Ort wurde Ausgangspunkt intensiver Diasporaarbeit im alten deutschen Reich, den Niederlanden, der Schweiz und Skandinavien.

Bereits zehn Jahre später begannen die Herrnhuter mit der Mission versklavter Menschen auf den Plantagen in der Karibik. Infolgedessen gibt es weltweit inzwischen mehr als eine Million Anhängerinnen und Anhänger. Die derzeit größte Brüdergemeine befindet sich in Tansania.

Kirchensaal als Mittelpunkt der Gemeine

Der Kirchensaal ist der Mittelpunkt der Gemeine in Herrnhut. Früher nannte man ihn "Gemeinsaal" oder "Betsaal". Die Grundmauern des Kirchsaales stammen aus dem Jahr 1756. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 brannte der Kirchsaal - neben großen Teilen des Stadtzentrums - nach einer Brandstiftung nieder. Von 1951 bis 1956 wurde der Saal rekonstruiert und seit 2005 umfassend saniert. Die weiße Farbe der Wände und Bänke symbolisiert Reinheit, Freude und Erlösung. Die schlichte Gestaltung soll das Wichtigste, die versammelte Gemeinde, zur Geltung kommen lassen. Der Saal bietet Raum für etwa 600 Menschen.

Täglich eine "Losung"

Genauso weltberühmt wie die Sterne sind die "Losungen", die die Herrnhuter Brüdergemeine jedes Jahr in über 50 Sprachen herausgibt. Sie bestehen aus jeweils zwei Bibelversen, einem aus dem Alten und einem aus dem Neuen Testament. Ergänzt werden sie durch einen Liedtext oder ein Gebet. Die alttestamentliche Losung wird "ausgelost", also per Zufall generiert, dann werden die anderen Texte dazu thematisch passend ausgesucht.

Graf Zinzendorf hatte nach einem Gottesdienst, der aus Liedern zu einem christlichen Thema bestand, den Gläubigen eine "Losung" mit auf den Heimweg gegeben. Seitdem hatte jeder Tag eine "Losung", die Halt im Alltag geben sollte und zum Glauben inspirieren.

1731 gab er das erste "Losungsbuch" heraus. Im Archiv der Brüderunität finden sich viele historische Exemplare.

22.05.2022 | Katholischer Familiengottesdienst aus der Kirche Heilige Familie Hoyerswerda

Die Situation in der Ukraine macht bewusst wie zerbrechlich der Frieden ist. Und "Friede auf Erden“ ist eine tiefe Sehnsucht, die fast alle Menschen teilen. Die Sehnsucht nach Frieden ist das Thema des katholischen Gottesdienstes aus Hoyerswerda in der sächsischen Niederlausitz.

Gestaltet wird die Feier von Kindern und deren Eltern verschiedener Nationen. Es musiziert das Ensemble "Gaudeamus“. Zelebrant und Prediger ist Pfarrer Peter Paul Gregor.

Gottesdienst-Übertragung Sendung im MDR-TV: 22.05. 2022, 10:00 bis11:00 Uhr und im Live-Steam (zeitgleich Übertragung bei MDR Kultur)

Über die Pfarrkirche und ihre Geschichte

Die erste heilige Messe nach der Reformation wurde in Hoyerswerda im kleinen Saal des Schützenhauses im Mai 1903 gefeiert. Katholische Sorben und oberschlesische und böhmische Zuwanderer bildeten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die katholische Gemeinde. Der Bau der neugotischen Kirche begann im Jahr 1913, am 25. Mai 1914 wurde sie geweiht. Spenden und Stiftungen ermöglichten den Kirchenbau.

Die Kirche ist nach Vorbildern der norddeutschen Backsteingotik gestaltet. Besonders deutlich wird das an der aufwendigen Portalfassade und des rechteckigen Glockenturms mit seinen Zierelementen.

Der Innenraum lebt vom Kontrast der überwiegenden weißen Wandflächen zum Rot der Bögen, Gewölberippen und Laibungen.

Die Pfarrkirche besitzt außer seinen neugotischen Fenstern einige bemerkenswerte zeitgenössische Skulpturen. Als bedeutende Kunstwerke gelten jedoch der Altar und die Chorfenster von Pfarrer und Künstler Sieger Köder. Die Fenster zeigen fünf Elternpaare ("heilige Familien“), denen Schlüsselrollen in der biblischen Heilsgeschichte zukommen.

Die Pfarrei Heilige Familie gehört zum Dekanat Görlitz-Wittichenau im Bistum Görlitz. Zur Pfarrgemeinde gehören außerdem das Gemeindezentrum mit dem Patronat des "Hl. Thomas Morus" in der Neustadt von Hoyerswerda, die Kirche "St. Joseph" in Lauta sowie die Kirche "Zu den heiligen Schutzengel" in Lohsa.

30.04.2022 | Ökumenischer Gottesdienst zur Eröffung der "Woche für das Leben" aus der Leipziger Nikolaikirche

Der ökumenische Eröffnungsgottesdienst wurde am 30. April 2022 in der Leipziger Nikolaikirche gefeiert. Die Predigt hielt Präses Annette Kurschus, die Vorsitzende des Rates der EKD, die Liturgie gestalteten Landesbischof Tobias Bilz, Bischof Heinrich Timmerevers und Bischof Franz-Josef Bode mit. Die musikalische Leitung lag bei Markus Kaufmann.

"Wer unter einer Demenz leidet oder Betroffene im Kreis der Familie begleitet, erfährt die Unverfügbarkeit und Verletzlichkeit des Lebens", erklärten der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die EKD-Ratsvorsitzende, Präses Annette Kurschus, vorab. Nach christlichem Verständnis sei die Würde eines Menschen jedoch "unabhängig von seiner Gesundheit oder jeglichen anderen Eigenschaften", betonen sie in einem Geleitwort zur bundesweiten Aktionswoche, die bis zum 7. Mai dauert.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | 24. Dezember 2022 | 23:35 Uhr

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