Nah dran | 20.10.2022 Heimat Mitteldeutschland: Respekt! Deutsch. Schwarz. Erfolgreich.
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Ihre Eltern kamen als Studenten oder Vertragsarbeiter aus Angola oder Mozambique in die DDR. Andere fanden in Deutschland Zuflucht und eine neue Heimat. Sie sind hier zuhause, haben einen deutschen Pass, einen Beruf und Familien gegründet. Doch noch immer werden sie mit Vorurteilen und Ablehnung konfrontiert, denn sie sind Schwarz.

Manuel Rost trainiert seit Sommer 2020 die erste Herrenmannschaft des FC Rot-Weiß-Erfurt und traut sich zu, den Erfolg vergangener Tage zurückzuholen. Er wurde in einem kleinen Dorf bei Gotha geboren. Verwunderten Blicke, Fragen nach seiner Herkunft und das häufige Daraufhinweisen, dass er "anders" aussieht, begleiten ihn seit der Kindheit. Am schwierigsten ist es für ihn, wenn es ihn im Alltag eiskalt erwischt.
Der Moment, in dem es passiert ist immer unangenehm und mit Schmerzen verbunden. Zumindest mit emotionalen Schmerzen. Und das ist auch der Punkt, den ich den Leuten zu vermitteln versuche, dass das sehr weh tut. Dass man das nur schwer beschreiben kann, was das innerlich mit einem macht.
Engagement für friedliches Miteinander
Juliana Luisa Gombe ist in Magdeburg zu Hause. Menschen, die sie wegen ihrer Hautfarbe in eine Schublade stecken wollen oder gar beleidigen, negiert sie. Denn der Umgang mit Menschen ist Julianas Beruf. Die Sozial-Beraterin arbeitet bei der Volkssolidarität und unterstützt dort Menschen mit Behinderung.
Die Mutter von drei erwachsenen Kindern umsorgt zudem seit zwei Jahren ein Pflegekind. Dass der siebenjährige Liam weiß ist, stört manche Menschen. Juliana versucht zu zeigen, dass Liebe keine Frage der Hautfarbe ist.
Ich werde gefragt: Wieso machst du sowas? – Ja, wieso? Weil ich Kinder ganz besonders liebe, weil ich den Menschen liebe und ich kann mir nicht vorstellen, dass da ein Kind ohne Mama ist.
Juliana versucht, das friedliche Miteinander in der Stadt zu fördern. Außerdem engagiert sie sich in der Flüchtlingshilfe. Für ihr großes Engagement im Verein "TOLL e.V." bekommt sie 2018 das Bundesverdienstkreuz.
Vertrauen in die Polizei schaffen
Doreen Denstädt ist Polizistin in Thüringen. Als Jugendliche war für sie die Polizei ein rotes Tuch. Sie erlebte die "Baseballschlägerjahre" - eine Zeit der Gewalt zwischen rechten und linken Gruppierungen in Erfurt Nord. Als Schwarzes Mädchen musste sie schauen, wo sie Halt, Zuflucht und Schutz finden konnte. Die Unterscheidung von Gut und Böse war für sie damals klarer als heute.
Damals konnte man die Leute erkennen: Die hatten Springerstiefel an, weiße Schnürsenkel. Da wusste man: Ich halte mich besser fern. Heute begegnet einem Rassismus im Alltag, beispielsweise wenn man zum Bäcker geht und nicht damit rechnet. Das ist das Anstrengende.
Mehr über Regisseur Ared Hubert
Ared Hubert ist in Dresden geboren. Heute arbeitet er als Regisseur für den MDR. Sein Vater kam als Student aus Guinea in die DDR. Die Erfahrung von hier zu sein und doch nicht dazuzugehören, ist Teil seiner Lebensrealität. Auf seiner Reise durch Mitteldeutschland trifft er Menschen, die, wie er, Schwarze Deutsche sind. Ein sehr persönlicher Austausch über Angst, Wut, Verzweiflung, Glück, Erfolg und das latente Gefühl stets mit Vorurteile konfrontiert zu sein.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Nah dran | 20. Oktober 2022 | 22:40 Uhr