Montag, 07.10.2019: Dann bestraft uns das Leben

Am 07. Oktober 1989 hielt Michail Gorbatschow, Präsident der damaligen Sowjetunion eine bemerkenswerte Rede. Ort: Berlin in der damaligen DDR, die an diesem 7. Oktober ihren 40. Jahrestag der Gründung feierte. Ein Jahr später am 7. Oktober 1990 gab es die DDR schon nicht mehr. Doch das konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner wissen - nicht einmal Gorbatschow.

Gorbatschow gab den DDR-Verantwortlichen damals einen Rat: Er sagte: Die Umgestaltung ist ein äußerst schwieriges Werk. Aber sie ist für uns lebensnotwendig. Der oberste Mann der damaligen Sowjetunion  und Generalsekretär einer kommunistischen Partei war eigentlich kein Christ oder ein gläubiger Mensch - oder doch?

Na jedenfalls erinnert er mit dem Wort Umgestaltung an das religiöse Wort der Umkehr. "Kehr um und glaub an das Evangelium" sage ich als Pfarrer zu Beginn der Fastenzeit beispielsweise. Ich meine da, dass die Gläubigen ihr bisheriges Leben in Frage stellen sollen und einfach neu anfangen sollen.

Na jedenfalls haben viele der damaligen Zuhörer im Palst der Republik in Ostberlin, den es auch nicht mehr gibt, diesen Ruf zur Umgestaltung (russisch: Perestroika), eher nicht gehört. Dafür fand dann die Umgestaltung schon quasi vor der Tür statt. Vor diesem Palast der Republik demonstrierten hunderte von Menschen, riefen Gorbi, Gorbi. Polizei war dann im Einsatz - sogar mit Schlagstöcken.

Aufhalten konnte man letztlich die Umgestaltung einer ganzen Gesellschaft nicht. So kräftig kann das mit der Umgestaltung, mit der Umkehr werden. Wenn ich nicht selber damit anfange, geht‘s dann woanders los. "Dann bestraft uns das Leben“, auch das hat Gorbatschow an diesem Tag noch gesagt.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Thomas Bohne

Thomas Bohne

1957 in Leipzig geboren | katholischer Priester seit 1989 | Mitglied in der Gemeinschaft Oratoriums zu Leipzig seit 1991 | Abitur, Ausbildung zum Gärtner | Theologiestudium am Theologisch-Philosophischen Studium in Erfurt von 1982-1989 | Kaplan in Greiz (Thüringen) von 1989-1991 | 1991 Eintritt in das Oratorium zu Leipzig, 1991-2000 Seelsorger in den Pfarreien Leipzig-Lindenau und Leipzig Gohlis | ab 2001 Militärseelsorger am Standort Leipzig, in dieser Zeit 2004/2005 und 2007/2008 in Afghanistan (Kabul und Feyzabad) | ab 2009 Pfarrer in der Pfarrei Leipzig-Lindenau | ab 2019 leitender Pfarrer der neugegründeten Pfarrei St. Philipp Neri Leipzig-West, Ende 2020 Entpflichtung und ab 2021 tätig als Gefängnisseelsorger und Flughafenpfarrer, außerdem Mitglied der "Katholischen Filmkommission für Deutschland", Filmkritiken für die Zeitschrift KOMPASS und Homepage des Oratoriums Leipzig | seit 2000 mehrfach Mitglied in den ökumenischen Jurys bei nationalen und internationalen Filmfestivals, zuletzt Mitglied und auch Präsident der Interreligiösen Jury bei DOK Leipzig | Mitarbeit beim YOUTUBE-Kanal des Oratorium Leipzig CO

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