Donnerstag, 23.07.2020:
Hoffentlich ist schönes Wetter. Ein Wunsch, den viele Urlauber in diesen Tagen äußern. Was damit gemeint ist, weiß jeder: Sonne pur. Ein leichter Wind. Ausgedehnte Liegeübungen am Strand. Ein paar weiße Wolken. Abkühlung im Wasser. Warme Abende bei einem Glas Wein beim Italiener um die Ecke. Und ein Sonnenuntergang. Das wär´s. Eben Schön.
Und was ist, wenn´s regnet? "Endlich", sagt der Bauer. Wir brauchen das Wasser. Für dieses Jahr kommt es auch wieder zu spät. Aber wir brauchen Regen. Regen. Regen. Doch der Regen stört nun einmal, wenn ich Urlaub machen will. Ein Interessenkonflikt. Komischerweise ein Konflikt, auf den niemand Einfluss hat. Natürlich - ich weiß - Trockenheit und Klimawandel haben vermutlich viel miteinander zu tun. Aber im Urlaub ist das nun auch nicht mein Thema.
Interessenkonflikte begleiten mich durch mein ganzes Leben. Das eine will ich und das andere stört mich. Manchmal weiß ich sogar, es ist gut, dass ich gestört werde, um dann doch meinem Willen zu folgen. Eine Störung bewahrt vielleicht vor einem Unfall oder einem unangemessenen Verhalten wie ein Blitzer auf der Autobahn. Eine Störung bringt mich ins Nachdenken. Ein verregneter Urlaub ist auch gut. Wenig Sonne ist besser für die Haut. Ausgedehnte Spaziergänge in Regenkleidung sind gesünder als am Strand zu verwahrlosen und weiter zuzunehmen.
Und überhaupt will ich mich freimachen, von diesen Erwartungen. Ich will ausruhen, egal welches Wetter ist. Übrigens, wissen Sie, wer mich am meisten stört in meinem Leben? Gott. Irgendwie hat er mit all diesen Störungen zu tun. Er kritisiert mich. Macht mich auf meine Mitmenschen aufmerksam. Will, dass ich Nächstenliebe übe. Sagt mir, das Regen wichtig ist und wenn dieser ausfällt, die Sonne bald unerträglich wird. Gott ist der größte Störfaktor in meinem Leben. Aber er gönnt mir auch meinen Urlaub und sagt mir, dass ich Ruhe brauche. Das werde ich genießen und sie sollten das auch tun, egal, ob die Sonne scheint oder nicht.