Sonnabend, 24.04.2021: Aufschiebeverhalten

Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Es ist so ein Spruch mit gehobenem Zeigefinger. Im Grunde stimmt man ihm zu, aber die Wirklichkeit ist anders. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach, weiß die Bibel zu sagen. Aufschiebeverhalten nennen es die Psychologen. Ich weiß, dass ich noch dies und das zu tun habe, aber wann ich das erledige, bleibt meine Entscheidung. Und das ist auch gut so – eigentlich. Gerade in den Zeiten des Zuhausebleibens und der Heimarbeit aber entstehen nicht nur Freiräume für die eigene Einteilung der Arbeit, es wächst auch der Druck, sich selbst zu organisieren. Der fehlende Ortswechsel zur Arbeit und zurück bleibt aus. In einem der Weisheitsbücher der Bibel heißt es einmal: Wer auf den Wind achtet, der sät nicht,und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht. (Prediger 11,4) Und der Weise rät dann, am Morgen die Dinge zu tun, die möglich sind.

Und was dann wirklich gelingt und gut wird, das bleibe der ewigen Weisheit Gottes überlassen. In der Schöpfungsgeschichte heißt es auch, dass Gott an sechs Tagen sein Werk getan hat, aber am siebten Tag ruhte er aus. Das klingt wie eine Empfehlung: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Nach christlichem Verständnis aber ist der Sonntag nicht der letzte Tag der Woche, also die Belohnung für die Arbeit des zurückliegenden Alltags, sondern der Sonntag gilt als erster Tag der Woche. Weil Gott im Osterfest Leben und Heil für die Ewigkeit erworben hat, müssen wir für das letzte Gelingen all unserer Mühen nicht garantieren. Mit diesem Ruhe-Vorschuss gehen wir in die Woche und können an den Werktagen beherzt tun, was aus unserer Warte wichtig ist. Auch unangenehmen Arbeiten können wir uns beizeiten stellen, damit sie uns gedanklich nicht ständig gefangen halten. Sorget nicht darum, was morgen sein wird, es ist genug, dass jeder Tag wird seine eigene Plage hat. (Mt 6, 33f) So lehrt Jesus Gelassenheit im Labyrinth der vielfachen Anforderungen.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Elisabeth Schwope
Bildrechte: Elisabeth Schwope

Kurzbiografie Elisabeth Schwope

Elisabeth Schwope

geboren 02.08.1990 in Löbau /Sachsen | 2010-13 Studium der Religionspädagogik in Freiburg/Breisgau | 2013-14 Berufspraktisches Jahr in Zwickau | seit 2014 Schulseelsorgerin am Bischöflichen Maria-Montessori-Schulzentrum in Leipzig | 2014-16 Gemeindeassistentin in Leipzig-Grünau | seit 2016 Gemeindereferentin in Leipzig Nord | seit Herbst 2017 in Elternzeit | wohnhaft in Dresden, verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.