Montag, 19.04.2021: Mit 66 Jahren
Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an. Mit 66 Jahren, da hat man Spaß daran. - Als Udo Jürgens 1977 das Lied gesungen hat, war er selbst noch weit von diesem Alter entfernt. Und doch traf es einen Nerv. Der vermeintlich letzte Lebensabschnitt mit dem Eintritt in den Ruhestand gäbe dem Leben noch einmal so richtig Schwung. Mit 66 Jahren, da kommt man erst in Schuss. Mit 66 Jahren ist lange noch nicht Schluss. Mit dem Ende der Erwerbstätigkeit ist nicht nur die Chance verbunden, noch einmal ganz neue Seiten aufzuziehen, es ist auch eine Gestaltungsaufgabe zu bewältigen. Wie gebe ich meinem Leben eine Struktur, wenn keine Stechuhr wartet oder der berufliche Terminkalender leer bleiben muss? Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an?
Übergangszeiten geben die Möglichkeit, zu fragen, was wirklich wichtig ist. Jesus hat einmal gesagt, wir müssten werden wie Neugeborene, um dem Sinn des Lebens auf die Spur zu kommen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. (Joh 3) Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist?, fragt ihn sein Gegenüber. Er kann doch nicht wieder in den Leib seiner Mutter zurückkehren. Und Jesus erklärt, dass es um eine Neugeburt im Glauben geht. Das Kind in dir will leben. Das Wesen, wie Gott dich geschaffen und gemeint hat, das will entdeckt und neu geboren werden. Da geht es um die eigene, wahre Identität und zugleich darum, sich selbst in einem Verhältnis zum ewigen Gott zu verstehen. Wer sich dieser Frage ernsthaft stellt, der wird sich fühlen wie neu geboren. Mit 66 Jahren kann das Leben noch einmal anfangen. Aber letztlich spielt das Alter keine Rolle. Jeder Lebensabschnitt trägt diese Chance in sich. Gerade weil das Alter in der heutigen Zeit noch einmal eine Spanne von 30 Jahren umfassen kann, lohnt es sich, das Kind in sich liebevoll anzusehen, so wie Gott es tut. In jedem Lebensabschnitt, von der Geburt bis zum Übergang in die Ewigkeit blickt er mit freundlichen Augen auf uns.
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