Donnerstag, 17.06.2021: Schatzsuche

Als Kind war ich ein begeisterter Schatzsucher. Und bei meinen Kindern war das, als sie klein waren, genauso. Dabei ging es gar nicht um den Wert des Schatzes, sondern vielmehr um das Geheimnis, das Entdecken, um das Suchen und das Finden. Das allein war Erlebnis genug.

Ganz so eifrig und unbedarft bin ich heute nicht mehr auf Schatzsuche. Und doch stelle ich fest: Ich habe mir eine Menge bewahren können von dieser Art, an das Leben heranzugehen. Mal sehen, was es mir anbietet. Mal sehen, was ich entdecke. Mal sehen, womit es mich heute überrascht. Klar: Vieles ist Gewohnheit. Und das hat ja auch etwas Beruhigendes: diese Routinen des Alltags. Aber wenn es nur sie gäbe, nur das Vertraute, Altbekannte, wäre ich wohl ein sehr unglücklicher Mensch.

Ich brauche das: Mich überraschen zu lassen. Auf der Suche zu sein. Neugierig zu sein auf das, was mir begegnet. Natürlich ist nicht jede Überraschung angenehm. Nicht jeder Fund ist ein Schatz. Und manche Begegnung endet mit einer Enttäuschung. Das kann ja auch nicht anders sein, wenn das Leben eine offene Angelegenheit ist. Aber auch darin lässt sich eben genau dies finden: das Leben selbst. Mit seinen Höhen und Tiefen. Durch diese Spannungen wird es ja erst spannend. Und nur durch diese Offenheit, diese Neugier darauf, was es zu bieten hat, findet sich dann eben doch immer wieder das Erstaunliche: ein Schatz, etwas vom Reichtum des Lebens, von seiner Fülle. Dann fängt es an zu glänzen, das Leben, wie ein kostbarerer Edelstein, den ich fasziniert ins Licht halte, um ihn zu betrachten.

"Sucht mich, dann werdet ihr leben." heißt es in der Bibel. So redet Gott zu seinen Leuten: "Sucht mich. Dann werdet ihr leben." Ich finde das schön, dass es hier zugeht wie bei einer Schatzsuche. Dass es nicht heißt: "Wenn ihr mich gefunden habt, ja dann werdet ihr erfahren was Leben heißt." Sondern dass die Suchbewegung mit Gott und zu Gott hin schon das Leben in sich trägt. Dass diese Suche selbst ein lebendiger Prozess ist. Und dass sich darin, in diesem Suchen, immer wieder etwas von dem Reichtum, der Fülle des Lebens zeigt, dass das Leben aufstrahlt wie ein Schatz, wie ein kostbarer Edelstein.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Katrin Hutzschenreuter

Katrin Hutzschenreuter

geb. 1971 | Berufsausbildung als Metallurge mit Abitur | Ausbildung zur Krankenschwester | tätig bei der Diakonie - Sozialstation Freiberg | Mitglied der Domgemeinde zu Freiberg und Leiterin des Kirchenvorstands

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.