Montag, 01.08.2022: Im Garten Eden

Solange ich denken kann, habe ich mich mehr für Tiere interessiert als für Pflanzen. Die Kaninchen und Katzen auf dem Hof meiner Großeltern fand ich immer spannender als Rosensträucher und Tomatenstauden. Grün war mein Daumen nie. Als ich auszog, schenkte mir eine Freundin eine Topfpflanze zum Abschied. "Eine", meinte sie, "die auch dann nicht eingeht, wenn du mal drei Wochen vergessen hast, zu gießen."

Eine junge Frau lächelt in die Kamera 3 min
Bildrechte: Steffen Giersch
3 min

gesprochen von Pfarrerin Karin Großmann

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mo 01.08.2022 05:45Uhr 02:41 min

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Mit dem Einzug in die erste Dienstwohnung bekam ich dann eine kleine Blumenrabatte dazu – mit Rosen, Hortensien und bunten Stauden. In den ersten Dienstwochen hatte ich jedoch so viel zu tun, dass ich weder zum Gießen der Blumen kam noch zum Schneiden der Rosen. Und was war bitte dieses grüne Gewirr, das sich um alle Halme legte wie eine Ranke? Leider stand die Rabatte so nah am Pfarrhaus, dass es irgendwann nicht mehr auszuhalten war. Ich musste etwas tun. Da wurde also gejätet und geharkt, geschnitten und gegossen. Und auf einmal sah alles viel schöner und gesünder aus. In diesem Blumenbeet zu graben, hat mich einiges gelehrt. Etwa, dass kleine Triebe Schutz und Fürsorge brauchen, bis sie stark genug sind, um für sich selbst zu stehen. Dass es sinnvoller ist, jeden Tag ein bisschen zu gießen, als nur einmal pro Woche sehr viel. Oder auch, dass es klug ist, nicht zu lange damit zu warten, um das Unkraut zu jäten. Der Garten, mein Lehrmeister. Dieser Gedanke gefiel mir.

In den biblischen Geschichten wird erzählt, wie Gott den Menschen aus Erde schuf und ihn in den Garten Eden setzte. Nicht als Herrscher über alle Dinge. Sondern als Gärtner, dem dieser Garten anvertraut wurde – um ihn zu pflegen und zu bewahren, ohne dass er ihn jemals besitzen könnte.

Manchmal frage ich mich: Würden wir heute auch dort sein, wo wir sind, wenn wir uns als Gärtner dieses Planeten verstanden hätten? Gäbe es Überschwemmungen und Hitzewellen in jenem Ausmaß, wie wir es gerade erleben? Würden sich Jugendliche um die Zukunft des Planeten sorgen müssen? Rückwirkend diese Frage zu stellen ist müßig, denn die Antwort lautet: Nein. Noch ist aber vieles zu retten. Wie wäre es also, heute damit anzufangen und diese Welt zu betrachten als einen vernachlässigten Garten? Fangen wir an, ihn zu pflegen und tun wir alles, um ihn zu bewahren.

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