Mittwoch, 22.05.2018: Kein Gehupe!
Morgens halb acht laufe ich durch die Stadt. Von Kita und Schule zurück nach Hause. Die Stadt ist laut, etliche sind mit dem Auto unterwegs, der allgemeine Morgenverkehr halt. An der Fußgängerampel ist rot. Ich stehe und schaue in der Gegend herum. Plötzlich hupt es lautstark. Ich erschrecke und sehe mich um. Die Autofahrer haben grün bekommen, das erste Auto an der Ampel hat‘s nicht gleich mitgekriegt und der dahinter hat lautstark darauf aufmerksam gemacht. Ich sehe genauer hin. Im ersten Auto sitzt eine Frau in meinem Alter, neben ihr ein Kind. Die will bestimmt auch in die Schule oder die KiTa und danach zur Arbeit. Sie sieht noch müde aus und gestikuliert gestresst in den Rückspiegel. Der hinter hier gestikuliert genauso wütend. Ein Mann in Arbeitskleidung mit einem Kleintransporter. Der muss sicher auch zur Arbeit, ist vielleicht schon bissel spät dran.
Oft geht es mir genauso. Und auch wenn ich froh bin, dass ich jetzt gerade nicht in einem Auto sitze, ist mein Kopf doch auch schon wieder beim Tagespensum und ich hupe mich selber an, weil ich finde, es müsste schneller gehen. Und ich laufe Gefahr, zuhause gleich andere Leute an zu hupen. Mails mit Terminerinnerungen zu verschicken, mich im Kalender zu verhaspeln, mir mehr auf den Schreibtisch zu ziehen, als ich schaffen kann und mich dann zu beschweren.
Und dann nehme ich mir vor: Es müsste doch auch ohne Hupen gehen, ohne den unbarmherzigen Druck gegen mich und andere. Jesus formuliert das in der Bibel so: "Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist" (Lk 6,36). Gott macht mir keinen Druck und das möchte ich gern weitergeben. Praktisch ist das gar nicht so leicht, ich müsste selbst das Tempo rausnehmen und manches ändern. Aber ich könnte es ja versuchen.
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