Dienstag, 21.05.2019: So viel Zeit muss sein
Ich fahre auf dem Fahrrad in die Stadt. Schnell noch eine neue Batterie in die Uhr machen lassen, ein kleines Geschenk besorgen, weil meine Tochter zum Kindergeburtstag eingeladen ist, eine Rücksendung beim Paketdienst abgeben und dann ab in die KiTa, Kinder abholen. Im Kopf alle Termine und Aufgaben - ich bin am Schreibtisch wieder nicht fertiggeworden. Mist.
"Meine Zeit steht in deinen Händen". Das Lied hab ich gerade für eine Gemeindeveranstaltung nachgeschlagen. Nein, meine Zeit steht im Kalender. Ohne den geht gar nichts. Ich bin verplant und zwar bis 2021. Meine Zeit steht in meinen Händen und in denen der Leute, mit denen ich arbeite.
Und da fällt mir auf, wie ich so auf dem Fahrrad dahinradle, schon wieder beim übernächsten Schritt bin und viel zu schnell an den Fußgängern auf dem Bürgersteig vorbeisause: das ist doch absurd. Wer weiß, ob ich 2021 noch erlebe? Oder nächsten Monat oder nächstes Jahr?
Was ich anderen predige, das muss doch auf für mich selbst gelten. Natürlich steht meine Zeit nicht in meinen Händen. Sie steht in Gottes Händen, der mich und meine Lebenszeit gemacht hat. So lese ich es in den Psalmen, dem Liederbuch der Bibel. Vor fast 30 Jahren hat der Liedermacher Peter Strauch ein neues Lied daraus gemacht. "Meine Zeit steht in deinen Händen. Nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in dir." Ich schalte einen Gang zurück, beschließe zwei der Erledigungen erst morgen zu machen und für das letzte Stück in die Fußgängerzone steig ich ab, bummle und atme durch. Soviel Zeit muss ein.
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