Donnerstag, 22.09.2022: Kindheit
Der kleine Junge hockt verträumt am Spielplatzrand. Gleich wird er mit seinen Freunden weiter toben. Wenn es kühler wird, hat seine Oma eine Jacke für ihn dabei. Später wird er mit Mutter oder Vater am Tisch sitzen und von seinen Erlebnissen erzählen.
Ein Kindheitstag in Mitteldeutschland. So könnte er heute aussehen. Doch nicht immer waren Kinder so behütet, wertgeschätzt und in ihrer Würde geachtet.
In Ägypten oder im alten Griechenland durften nur wenige die Schule besuchen. Wenn, dann meist Jungen. Hauslehrer, schon damals "Pädagogen" genannt, haben ihre Schützlinge geschlagen. Die meisten Kinder jedoch, auch schon sehr kleine, mussten arbeiten. Heranwachsende im antiken Sparta wurden getriezt, um Kämpfer zu werden. Wenn sie denn überhaupt ins Leben gelassen wurden: Der Ältestenrat sortierte aus: schwache Kinder mussten sterben. Als sich im 4. Jahrhundert n. Chr. der römische Kaiser Konstantin zum Christentum bekennt, verbietet er die Kindstötung. Für Archäologen liegt das auf der Hand: Wenn Jesus Christus selbst als Baby geboren wird, musste das die Sichtweise auf Kinder grundlegend ändern. Gott als Kind in der Krippe - dieses Bild prägt sich ein und zieht weite Kreise. Kinder werden nun zunehmend als vollwertige und eigenständige Menschen wahrgenommen. Und weil jeder Mensch im Christentum als Gottes Ebenbild gilt, verbietet sich auch bei ihnen das Töten.
Doch auch weiterhin hatten es Kinder schwer. Im Mittelalter überwiegt jedoch ein sehr viel warmherzigerer Blick auf Kinder und ihre Bedürfnisse, als gemeinhin angenommen. Ein Beispiel ist der Brauch des Kinderbischofs an vielen Orten: Einmal im Jahr werden Rollen getauscht. Ein Kind darf Bischof sein, zu den Menschen sprechen, Anweisungen geben, und der echte Bischof ordnet sich unter. Das stelle ich mir lustig vor. Doch zugleich weiß ich: Es bleibt auch heute noch immer vieles zu tun, um Kinder in ihren Rechten zu stärken und ihren Blick auf die Dinge ernst zu nehmen. Weltweit, aber auch bei uns. Von Jesus wird erzählt, wie er seine kleinen Zuhörer herzt und segnet. Den Erwachsenen ruft er zu, sich an Kindern ein Beispiel zu nehmen.
Wenn ich heute an einem Spielplatz vorbeikomme, werde ich den Kindern zusehen und versuchen, einmal durch ihre Augen auf unsere Welt zu schauen.
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