Donnerstag, 29.09.2022: Tag des Lernens
Mit einem Blick auf die Uhr merke ich: Ich bin gut in der Zeit. Das freut mich sehr. Ich muss mit dem Auto in einen anderen Stadtteil und starte ziemlich entspannt. Es ist schön zu wissen, ohne Hektik anzukommen. Ich habe ein frohes Lied im Kopf und freue mich schon auf die gemeinsame Zeit nachher.
Da komme ich an der nächsten Ampel hinter eine Fahrschule. Erste Grünphase an der Ampel: Haben wir verpasst. Zweite Grünphase: gerade so noch erwischt. An der nächsten Kreuzung beim rechts Abbiegen: ein extra langer Seitenblick. Meine Motivation sinkt langsam und ich wähle schnell eine alternative Strecke. Ist genauso schnell. Keine zwei Straßen weiter befinde ich mich emotional in einer Dreißigerzone. Zuckelt jetzt tatsächlich eine LKW Fahrschule mit Anhänger vor mir! Ich bin wortwörtlich ausgebremst.
Vorbildlich fahren wir nun 45 km/h, bleiben bei Gelb an der Ampel stehen und ich sinniere über den Schriftzug FAHRSCHULE. Unweigerlich denke ich an meine eigenen ersten Fahrversuche zurück. Dabei hat mein Fahrlehrer mich immer gut begleitet. Er hat mir nicht ins Lenkrad gegriffen oder Vorhaltungen gemacht. Am Ende gab es immer eine kurze Auswertung und ein: Bis zum nächsten Mal. Und weil ich wusste, da ist jemand neben mir, habe ich immer mehr Vertrauen und Sicherheit gewonnen.
Ich bin nicht allein. Dieses Vertrauen finde ich essenziell zum Lernen. Um Neues auszuprobieren. Täglich bin ich am Lernen und wage manche neuen Schritte. Neue Begegnungen, familiäre oder berufliche Veränderungen, vielleicht auch ein Umzug oder ein Neubeginn. Immer wieder lerne ich mit neuen Situationen umzugehen.
Dabei weiß ich auch einen guten Lehrer an meiner Seite. Im Matthäusevangelium sagt Jesus zu seinen Freunden: "denn ihr seid untereinander alle Brüder und Schwestern,[1] und nur einer ist euer Lehrer." (Mt 23,8). Dieser Lehrer ist immer neben mir. Auch wenn ich ihn nicht sehe. Er sitzt auf dem Beifahrersitz, lässt mich sicher durch die Straßen des Alltags fahren, aber mich niemals allein.
Und manchmal reicht ein kurzes Stoßgebet. Das kann ich meinem göttlichen Beifahrer zuflüstern, wenn ich nicht mehr weiter weiß.