Donnerstag, 14.05.2020: Hirte II – Berufe-Krimi

Der Hirte gehört zu den ältesten Berufen der Welt. Und wer die Bibel liest, erfährt, dass Abel - der jüngere Sohn von Adam und Eva - der erste Hirte der Menschheitsgeschichte war.

"Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain […] Und sie fuhr fort und gebar Abel, seinen Bruder. Und Abel ward ein Schäfer; Kain aber ward ein Ackermann." (1. Mose 4, 1f)

Irgendwann später, so erzählt es die Bibel, wollten beide Brüder Gott ein Opfer darbringen: Kain nahm dazu Getreide, Abel einige Schafe. Jedoch nur Abels Opfer nahm Gott an. Da erschlug Kain seinen Bruder Abel.

Was sich für uns wie ein antiker Krimi liest, halten einige Wissenschaftler für einen Konflikt der Jungsteinzeit, den diese Geschichte wie eine Lupe vergrößert: Auf der einen Seite steht der Ackerbauer Kain. Er ist sesshaft geworden. Auf der anderen Seite der Hirte Abel. Er zieht mit seinen Schafen und Ziegen umher. Er vertritt damit die sehr viel ältere, nomadische Lebensweise. Zudem waren Viehhirten bei den Bauern unbeliebt. Denn ihre Schafe und Ziegen fraßen alles, was sie sahen. Sie unterschieden nicht zwischen Äckern und wilden Weiden. Auch waren die Hirten auf Wasser für ihre Tiere angewiesen. Doch die Brunnen reichten oft nicht aus für alle. So waren Konflikte vorprogrammiert.

Ein wenig erinnert mich die Geschichte von Kain und Abel an die Berufe-Welt von heute. Da gibt es auch so manche Konkurrenzen. Der eine schaut herab auf den anderen. Manche Berufe sterben aus oder werden verdrängt. Einkommen sind ungerecht verteilt. Wenn es eng wird, wird spürbar, wie wichtig - oder "systemrelevant" - manche Branchen sind: z. B. Handwerker, Paketboten, Pflegekräfte.

Es ist schrecklich, dass Kain seinem Bruder den Kopf einschlagen musste. Auf unsere heutige Welt bezogen bin ich sicher: Gott möchte, dass ein jeder von uns seine berufliche Bestimmung findet. Etwas tun und mitgestalten kann, was nützt oder woran es sich erfreuen lässt. Und dafür genügend Wertschätzung und Lohn erhält.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Katrin Hutzschenreuter

Katrin Hutzschenreuter

geb. 1971 | Berufsausbildung als Metallurge mit Abitur | Ausbildung zur Krankenschwester | tätig bei der Diakonie - Sozialstation Freiberg | Mitglied der Domgemeinde zu Freiberg und Leiterin des Kirchenvorstands

Kurzvita Mira Körlin

Mira Körlin

Geboren am 01.10.1976 in Dresden | 1995 Abitur | 1995-1996 freiwilliges Soziales Jahr in Zwickau | 1996-2002 Studium der Germanistik, Literaturwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und Ev. Theologie an der TU Dresden | 2002-2003 Pressereferentin in der Sächsischen Staatskanzlei | seit 2003 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Dresdner Kirchenbezirke | verheiratet, zwei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.