Sonnabend, 19.09.2020: Neujahr im September

Ein Samstag mitten im September – können Sie sich vorstellen, dass heute jemand Neujahr feiert? Hier in Mitteldeutschland, in Sachsen? Für jüdische Menschen beginnt heute das neue Jahr. Hebräisch "Rosch ha-Schana", Wörtlich übersetzt: "Haupt des Jahres".

Rosch ha-Schana fällt nach jüdischem Kalender in den September oder in die erste Hälfte des Oktobers. Das genaue Datum wechselt von Jahr zu Jahr. Rosch ha-Schana setzt mit dem Sonnenuntergang ein, da der jüdische Tag immer am Abend beginnt. "Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag." - So heißt es in der ersten Erzählung der Bibel, als Gott die zeitliche Struktur für die Tage schuf. Ein Abend und der darauf folgende Morgen bildeten den neuen Tag. Heute also Neujahr.

Wenn ich an hiesige Silvesterfeiern denke, fallen mir Karpfen ein und Heringssalat, abends Feuerzangebowle und Sekt. Und ein leckerer Brunch als Neujahrsfrühstück. Wie ist das bei den jüdischen Feiern? Im Lexikon lese ich: An Rosch ha-Schana isst man Honigkuchen, Weintrauben, süßen Wein und in Honig getauchten Apfel- all das drücke die Hoffnung auf ein gutes, süßes Jahr aus. Ein weiterer Brauch ist das Essen von Granatäpfeln, die viele Kerne enthalten. Dazu sagt man: "Möge es dein Wille sein, dass unsere Rechte sich wie der Granatapfel mehren." In jiddisch sprechenden Gemeinden werden Augenbohnen und mern/Möhren gegessen mit den Worten "Möge es dein Wille sein, dass sich unsere Rechte mehren". Jetzt will ich es wissen, denke ich und frage den Rabbiner von Dresden. Wie feiern Sie Rosch Ha Schana? Wenig später schreibt er mir: "Wir feiern Rosh Hashanah 2 Tage lang. An diesen Tagen haben wir Gottesdienste und am 19.09. essen wir am Abend eine Liste von traditionellen Speisen als Zeichen, um Süßigkeit, Segen und Fülle zu symbolisieren. Das essen wir normalerweise alle zusammen, außer in diesem Jahr - wegen Corona." Möge es trotz Einschränkungen ein frohes Neujahrsfest werden!

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