Donnerstag, 17.09.2020: Von Gott aufs Neue geboren – Hildegard von Bingen

Sandra liebt ihr kleines Gärtchen hinterm Haus. Vor allem das Hochbeet mit den Kräutern. Nicht nur Petersilie und Schnittlauch wächst dort; auch Salbei, Thymian, Rosmarin, Lavendel und Liebstöckel hat sie angepflanzt. Und mehr noch geplant. Auf dem Couchtisch liegt ein Büchlein, das Geschenk einer Freundin. "Die Kräuterkunde der Hildegard von Bingen", ist es überschrieben. Schon lange wollte Sandra mehr über die berühmte Äbtissin und Heilkundige aus dem 12. Jahrhundert wissen.

Heute will sie endlich beginnen, am 17. September, dem Todestag. Sie liest: zwei natur- und heilkundliche Werke verfasste sie zwischen 1150 und 1160 - eine Schrift mit dem Titel Das Buch von den Geheimnissen der verschiedenen Naturen der Geschöpfe – eine große Schrift über die Eigenschaften und Wirkungen von Kräutern, Bäumen, Edelsteinen, Tieren und Metallen, die später unter der Bezeichnung Physica gedruckt wurde. Ein zweites Werk, Ursachen und Behandlungen genannt, handelt von einer allgemeinen Darstellung der Schöpfung, insbesondere der menschlichen Natur. Darin ist von einzelnen Krankheiten und ihrer Behandlung sowie von Diagnostik die Rede.

Weiter liest Sandra, wie Hildegard begann, das antike Wissen über Krankheiten und Pflanzen mit der damaligen Volksmedizin zusammenzubringen. Wie sie erstmalig die deutschen Pflanzennamen dabei nutzte. Wie sie ihre Kräuterkunde so aufbaute, dass auch Laien die Sprache gut verstanden. So heißt es beispielsweise: "Wer nässende Augen hat, wie wenn sie tränten, soll ein Feigenblatt pflücken, das in der Nacht vom Tau gründlich benetzt worden ist, wenn die Sonne es an seinem Zweige bereits erwärmt hat, und so warm auf seine Augen legen, um deren Feuchtigkeit einzuschränken ..." In allen ihren Heilkünsten sah sich Hildegard als Geschöpf Gottes und ging von Gottes Wirkmacht aus. "Von Gott aufs Neue geboren und durchweht vom Heiligen Geist, werden wir himmlische Wesen, wenn wir Gott wirken lassen und ihm allein die Ehre geben", schrieb sie. - Sandra legt ein Lesezeichen ein, greift zur Gießkanne und widmet sich ihren Kräutern.

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