Donnerstag, 08.09.2022: Die Himmelsleiter
Als die schrecklichen Corona-Einschränkungen langsam abflauten und man wieder ans Verreisen denken konnte, mussten wir einfach raus. Mal andere Bilder vor die Augen kriegen. Mal wieder Welt sehen. Einfach ohne großes Nachdenken tippten wir auf die Landkarte, der Finger traf mehr oder weniger zufällig Wien. Wien - tolle Wahl. Da waren wir ewig nicht.
Also kurzerhand im Internet ein Hotel gebucht, ins Auto gesprungen und losgedüst. Quer durch Tschechien. Und überrascht gemerkt, dass es von Dresden nach Wien kaum weiter ist als von Dresden bis hoch zur Ostsee.
Und: Wien ist natürlich ein Traum. Die Historie springt einen an allen Ecken an. Und herrliche Architektur. Allein der Stephansdom. Ehrfurchtsgebietend. Was für eine prachtvolle Kirche. Abends im Hotel, schon etwas müde, rafften wir uns noch mal auf. Retour ins Stadtzentrum. Wien bei Nacht. Stephansdom in voller Beleuchtung. Das wollten wir sehen.
Nichts wars. Der Dom war dunkel, nur eine seltsame leuchtende Leiter war zu sehen, die sich am Kirchturm in die Höhe streckte.
Na toll. Wieder so ein alternatives Kunstprojekt. Ist das Kunst oder kann das weg? Aber nein, ich Depp brauchte etwas Zeit, um das leuchtende Kunstwerk zu erkennen. Na klar, die Jakobsleiter. Eines der schönsten Symbole, die die Bibel zu bieten hat.
Diese Leiter sieht Jakob im Alten Testament, als er vor seinem Bruder Esau flieht. Der Himmel ist offen. Der Blick nach oben verheißt eine neue Welt. Eigentlich ist sogar das furchtbare Kreuz, an dem Jesus getötet wurde, eine Art Himmelsleiter. Denn der Karfreitag ist ja nicht das Ende. Oder der schöne Feiertag Himmelfahrt. Eine Himmelsleiter im Kalender.
Alles Zeichen Gottes und Versprechen, dass das Hier und Heute nicht alles ist und irgendwann der Himmel auf uns wartet. Wie tröstlich, bei diesem gegenwärtigen Jammertal auf Erden. Und so standen wir also in Wien am nächtlichen Stephansdom und blickten nach oben. In den Himmel. Dorthin, wo Zukunft ist.
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